Antwort A
In 1. Kor. 11,23-25 finden wir die umfassendste Mitteilung über die Einsetzung des Mahles des HERRN. Dort lesen wir, dass sowohl bei dem Brote wie auch bei dem Kelche der HERR Seinen Jüngern sagte: „Dieses tut zu Meinem Gedächtnis.” Und V. 26 setzt der Apostel Paulus erklärend hinzu: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des HERRN, bis Er kommt.” Das Mahl soll also zu Seinem Gedächtnis geschehen und ist die Verkündigung Seines Todes. Demnach setzt dasselbe voraus, dass der HERR nicht mehr hier ist und dass Sein Tod erfolgt ist. Diese Voraussetzungen wurden erfüllt durch den Tod des HERRN am Kreuze und Seinen Hingang zum Vater in den Himmel, wo Er seitdem weilt. Aber als der HERR das Mahl einsetzte, fehlten sie noch: Er war noch da, in ihrer Mitte, und Sein Tod war noch nicht erfolgt. Konnten sonach Seine Jünger bei jener Gelegenheit das Essen des Brotes und Trinken des Kelches zu Seinem Gedächtnis tun und Seinen Tod verkünden? Nein. Aber der HERR hatte ihnen vorher gesagt, dass Er getötet und am dritten Tage auferweckt werden würde und dass Er die Welt wiederum verlassen und zum Vater hingehen werde, und Er war für die darauffolgende Zeit Seiner Abwesenheit für sie besorgt; für diese Zeit gab Er ihnen dieses Gedächtnismahl. Also war jenes an das Passahmahl anschließende Mahl nicht die „erste Feier” des Mahles des HERRN, sondern nur die Einsetzung desselben, die Anweisung an die Jünger, dass und wie dieses Mahl nach Seinem Weggang zu Seinem Gedächtnis gehalten werden solle. Dieses bestätigen auch die Worte „so oft” in V. 25 und 26: „Dies tut, so oft ihr trinket, zu Meinem Gedächtnis”, und: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des HERRN ...” Aus dem eben Dargelegten - dass es nicht die „erste Feier”, sondern nur die Einsetzung, die Anweisung für das spätere Halten des Mahles war - erklärt es sich, dass bei dieser Gelegenheit nur die elf Apostel - Judas Iskariot war vorher hinausgegangen, wie Joh. 13,21-30 klar ergibt (siehe „Handreichungen” 1914, Bd. 2, S. 95-100) - und keine anderen zugegen waren, denn die Apostel waren es, welche Er bestellt hatte, „auf dass sie bei Ihm seien” (Mk. 3,14), die also den engsten Kreis um Ihn bildeten und dazu erwählt waren, die Vermittler Seiner Lehre und Seiner Gedanken zu sein. Diese waren Seine Vertrauten, Seine „Freunde”. (Joh. 15,14.15) Nur sie versammelte Er in jener ernsten Stunde um Sich, und ihnen gab Er die Anweisung für Sein Gedächtnismahl. Und sie haben es dann, als die Zeit gekommen war, die Seinen gelehrt, und diese haben es seitdem getan und tun es, „bis Er kommt”, nach Seinem durch die Apostel uns vermittelten Worte. - Der Apostel Paulus war bei der Einsetzung noch der Gesetzeseiferer Saulus und daher nicht dabei, aber auch er hat später „es von dem HERRN empfangen” und den Gläubigen übermittelt. (1. Kor. 11) -
Zum Schluß weisen wir noch einmal darauf hin, dass wir bei dem Mahl des HERRN gemäß Seinem Worte: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis”, Seiner als eines Abwesenden gedenken - als unseres durch den für uns am Kreuze erlittenen Tod von uns gegangenen Heilandes, der jetzt in der Herrlichkeit ist. Wohl hat der HERR gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich in ihrer Mitte” (Mt. 18,20), und das ist sicherlich auch wahr, wenn wir zu Seinem Mahle versammelt sind, doch das ist Seine Gegenwart durch Seinen Geist. Diese ist uns allezeit unendlich wert und überaus kostbar. Aber beim Mahl des HERRN sind unsere Herzen mit Seiner leiblichen Person beschäftigt - im Blick auf Seinen Tod am Kreuze, und was und wo Er jetzt ist -, und dem Leibe nach ist Er nicht in unserer Mitte, sondern in der Herrlichkeit. Aber es wird nicht immer so bleiben, sondern Er wird wiederkommen und uns zu Sich nehmen. Dann haben wir aufgehört, durch Sein Mahl Seiner zu gedenken. Wir tun es, „bis Er kommt”. Daraus ergibt sich ein ernster Gedanke für uns: Es könnte sein, dass der HERR vor dem nächsten „ersten Tage der Woche” kommt; dann war der erste Tag gegenwärtiger Woche die letzte Gelegenheit für uns, dem Wunsche Seines liebenden Herzens zu entsprechen: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis” (die wir am ersten Tage der Woche zu diesem kostbaren Zwecke zusammenkommen). Hast du diese Gelegenheit benützt?! Oder vielleicht ist der nächste erste Tag der Woche die letzte Gelegenheit; wollen wir nicht gern Sein Herz erfreuen und diese Gelegenheit benützen, wenn es uns irgend möglich ist? Er hat uns so geliebt, und Seine Liebe ist noch dieselbe; und Er hat gesagt: „Dies tut!” Wollen wir es nicht tun, so viel und so lange wir es können?! -
Th. K.
Anmerkungen des Schriftleiters
Wie kostbar, dass die erste Frage des 20. Jahrbuchs der „Handreichungen” sich mit dem Vorrecht und der Verantwortung der Gläubigen beschäftigt, „das Mahl des HERRN” treulich zu feiern. Unser lieber Mitarbeiter hat nach Beantwortung der Frage wichtige Ermahnungen für uns, die Gläubigen, angefügt, Ermahnungen, die uns um des HERRN willen wertvoll genug sein sollten, um ihnen nachzukommen, so oft es uns nur irgend möglich ist. Während aber die hier nicht zu behandelnde Frage der Gläubigentaufe vornehmlich eine solche unseres Gehorsams ist, ist die der Feier des Herrnmahles in besonderem Maße eine solche unserer Gegenliebe, nachdem Er uns zuerst geliebt hat. Doch sei hier über unsere Beweggründe zum Beobachten Seiner, des Herrn Jesu, neutestamentlichen Gebote nichts weiter gesagt! (Joh. 14,15.21)
Doch möchte ich noch mit ein paar Worten auf die Frage selber eingehen. Verf. obiger Antwort hat nachgewiesen, dass „die Apostel die Vermittler Seiner Lehre und Seiner Gedanken” zu sein, von Ihm erwählt waren, und dieser Punkt ist es, der uns noch ein wenig beschäftigen möge! Wohl hatten und haben alle die Seinen, auch die Marien, auch Lazarus usw. im weitesten Sinne die Aufgabe, „Seine Zeugen” zu sein (Apg. 1,8 u. a.), aber Seine Befehle, Seine Aufträge, welche die Grundlagen Seiner Gemeinde bildeten, gab Er nur Seinen Aposteln (Eph. 2,20 u. a.), die damit eine ganz besondere Autorität genossen (vgl. Frage 2, Antwort A!), die natürlich keinem anderen zukommen konnte, sollte nicht alles in Verwirrung geraten. Nur sie waren die Kenner, die Träger Seiner unmittelbaren Offenbarungen - später auch Paulus -, und nur sie genossen darum auch das Vorrecht, die Einsetzung des Abendmahles und dessen Beziehungen zum Passahmahl und zu anderen Dingen aus eigenster Erfahrung kennenzulernen. Und Paulus bekam daher diese und andere Belehrungen auch unmittelbar vom HERRN Selbst! Und als die junge Gemeinde des HERRN zusammenkam, tat sie es, indem sie „verharrte 1. in der Lehre der Apostel, 2. in der Gemeinschaft, 3. im Brechen des Brotes und 4. in den Gebeten”. (Apg. 2,42) Die Lehre der Apostel war (auch in dieser Stelle selbst, ähnlich wie in 1. Kor. 1,30 „zur Weisheit gemacht”) dabei durchaus grundlegend und bleibt es. Wir haben die Apostel nicht mehr (als Personen!), aber wir haben ihre Lehre (vgl. z. B. Mt. 28,18-20!), und darauf, wie wir derselben nachkommen, beruht die Gemeinschaft (vgl. 1. Joh. 1,1-4!), und - haben wir Lebens- und Liebesgemeinschaft mit dem HERRN und untereinander, so dürfen und werden wir fortgesetzt auch Sein Mahl feiern („das Brot brechen”) und werden auch nicht müde werden im Gebet.
Es ließe sich natürlich noch viel mehr sagen über den grundlegenden Dienst der Apostel, aber das Gesagte in Verbindung mit obiger Antwort wird genügen, um die Frage als beantwortet anzusehen.
Der Frager ist, soweit ich weiß, seit längerer Zeit ohne seine Schuld nicht in der Lage, an christlichen Versammlungen mit dem Herrenmahl teilzunehmen. Aber wenn alle, die dies köstliche Vorrecht haben, es nur recht ausüben wollten, sonderlich nach dem Lesen dieser Antworten, so würde aus der Frage des z. Z. einsam stehenden Bruders ein großer Segen hervorwachsen für des HERRN Gemeinde, und der Fragende würde etwas von diesem Segen zu spüren bekommen, und sicher würde und wird der HERR ihm seinen Eifer um Sein Werk vergelten. - Uns aber gilt Jer. 5,3a und 1. Joh. 2,3-6!
F. K.