Antwort
Vor allem müssen wir wissen, was unter dem Hause Gottes zu verstehen ist. Nach 1. Tim. 3,15 ist das Haus Gottes die Gemeinde des lebendigen Gottes. Dieses Haus ist ein geistliches Haus nach 1. Petr. 2,5, das gebildet ist aus lebendigen Steinen, den Abbildern von dem Stein, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein geworden ist. Es ist auch das Haus Christi nach Hebr. 3,6. Der Vater und der Sohn wie auch der Heilige Geist haben Wohnung genommen in diesem Hause nach Joh. 14,23. Vor allem in den Herzen der einzelnen Gläubigen nach Eph. 3,17, in ihren Leibern, 1. Kor. 3,16; 6,19, wie auch in der Gesamtheit der Gläubigen nach 2. Kor. 6,16. Da zu dem Hause Gottes nur die Wiedergeborenen gehören (die Menschen „in Christo”, 2. Kor. 5,17), denen zugesagt ist von ihrem HERRN, dass sie nicht in das Gericht kommen nach Joh. 5,24, so fragt es sich, was Petrus unter dem Gericht am Hause Gottes versteht. Zu beachten ist, dass Jesus in Joh. 5,24 sagt, die an Ihn Glaubenden kommen nicht in das Gericht. Darunter ist das Gericht vor dem großen weißen Thron aus Off. 20,11-15 zu verstehen. Von einem Richterstuhl für Gläubige redet deutlich 2. Kor. 5,10. Wir (die Gläubigen) müssen alle offenbar werden vor dem Richstuhl (Preisrichterthron) Jesu. Auch in 1. Kor. 3,12-15 ist von diesem Gericht die Rede. Ebenso in 1. Kor. 4,4.5. Bei diesem Gericht geht es gerecht zu. Genau wird da geurteilt werden, so dass es schon für die Gerechten schwierig ist, in diesem Gericht zu bestehen. Nicht über Seligkeit oder Verdammnis wird da entschieden, sondern über die Frage des Lohnes, der Herrlichkeit wird geurteilt. Wieviel von unserem Leben in der Nachfolge Jesu wird dann im Feuer dieses Gerichtes verbrennen! So es nun für den Gerechten schon schwierig ist, diesem Gericht zu begegnen, wievielmehr muss der Gottlose und Sünder das endliche Gericht Gottes fürchten. Dass es Zeit ist für dieses Gericht am Hause Gottes, schließt Petrus aus der Trübsal, durch die die Gläubigen zu gehen hatten (1. Petr. 4,12-19). Erst Trübsal und Leiden, dann Herrlichkeit und Kronen, so war's mit Ihm, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern, so auch mit uns.
A. C.
Anmerkung des Schriftleiters
Vorstehende, allein eingegangene schöne Antwort, die manch kostbare und ernste Wahrheit enthält, sieht in dem Gericht am Hause Gottes in erster Linie das zukünftige Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi (2. Kor. 5,10), und obwohl ich annehme, dass es sich wohl mehr um ein gegenwärtiges Gericht handelt, lege ich doch sehr gern jene Antwort nebst der meinen zur Prüfung vor.
Ich glaube, dass „die Leiden der Jetztzeit” (vergl. Röm. 8,18 und 2. Kor. 4,17) in gewisser Weise ein „Gericht” darstellen; sie dienen nämlich zur Bewährung des Echten und zur Ausscheidung alles Unechten. Das Wort, das für „Gericht” im griechischen Grundtext steht, heißt mehr „richterliche Entscheidung”, es ist das gleiche wie z. B. in 1. Kor. 11,29 (hier allerdings ohne Artikel). Im „Hause Gottes” können unechte Hausgenossen sein, die sich aus selbstischen oder unlauteren Gründen eingeschlichen haben, ohne dem Wesen nach durch Wiedergeburt (1,3; vergl. Jud. V. 4!) wirklich hineinzugehören. Der ganze erste Petribrief handelt sehr viel von Leiden, und schon Kap. 1,6.7 zeigt uns, wozu die Leiden geschickt worden waren. Da liegt es meines Erachtens nahe, diese zeitlichen Leiden als solches Gericht anzusehen, durch das die Reinheit der Gemeinde gefördert und die gottgewollte Trennung vom Bösen für die wahren „Fremdlinge” (1,1 u. 2,11) in seiner Bedeutung und Notwendigkeit erkannt werden sollte und konnte. - Man beachte auch den Zusammenhang und das „Denn” zu Anfang des Verses! Das Leid hienieden drängt uns dazu, uns zu bergen an dem Herzen Gottes (vergl. Vers 19), während auch die bloßen Bekenner sich durch solch Prüfungsleiden erweisen als das, was sie sind, aber dann nach und nach ausscheiden. Ihr „Ende” wird das gleiche sein wie das derer, welche auch sonst Feinde Gottes waren und sind (2. Petr. 2,1ff.!)
Auch im ersten und zweiten Timotheusbrief ist uns „das Haus Gottes” geschildert als die Gemeinde des HERRN in ihrer Verantwortlichkeit hienieden, wo verschiedene Elemente beisammen sein können, die allmählich offenbar werden (vergl. z. B. 1. Tim. 5,15 und 2. Tim. 2,20.21; 3,8 u. a.! Siehe auch Frage 5 in Bd. Vl!).
Der HERR schenke uns Gnade, dass durch die mancherlei Prüfungen der Jetztzeit „die Bewährung unseres Glaubens erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi”! (1,6.7.)