Das von Ihnen zitierte «Protoevangelium Jakobus» ist eine im 2. Jahrhundert entstandene Erzählung über die Kindheit Jesu. Doch diese Geschichte gehört nicht in den biblischen Kanon, sondern zu den sogenannten Apokryphen. Deshalb ist es auch nicht Gottes Wort. Und darum ist leider auch Ihre Fragestellung nicht richtig, gehen Sie doch von einer falschen Grundlage aus.
Gottes Wort hingegen (dazu gehören die Apokryphen nicht!) ist in seinem Urtext irrtumslos und massgeblich für unser Leben! Die Bibel sagt: «Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit» (2.Tim 3,16). Diese Irrtumslosigkeit bezieht sich auf die ganze Bibel mit ihren 66 Büchern Alten und Neuen Testaments.
Beachten Sie auch unbedingt, dass weder Paulus in seinen Briefen noch Jakobus in seinem Brief aus eigener Kraft geredet haben. Vielmehr brauchte Gott beide Männer und auch die anderen Apostel, um uns Sein Wort, die Bibel, irrtumslos zu übermitteln. Entsprechend sind die im Neuen Testament enthaltenen Briefe des Paulus, Jakobus, Petrus, Johannes usw. Gottes Wort. Durch dieses Wort baut Gott Seine Gemeinde. Paulus sagt: «Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist» (Eph 2,20). Der Apostel Petrus bestätigt dies, indem er sagt: «Denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist» (2.Petr 1,21). Dabei setzt er selbst am Ende seines Briefes die Briefe des Apostels Paulus mit den «übrigen Schriften» der Bibel gleich (2.Petr 3,15-16).
Die Botschaft des Paulus ist Gottes Wort, von Gott gegeben und durch die anderen Apostel in Jerusalem geprüft und bestätigt. «Ich … legte ihnen, insbesondere den Angesehenen, das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkündige, damit ich nicht etwa vergeblich liefe oder gelaufen wäre. … Von denen aber, die etwas gelten – was sie früher waren, ist mir gleich; Gott achtet das Ansehen der Person nicht –, mir haben diese Angesehenen nichts weiter auferlegt; sondern im Gegenteil, als sie sahen, dass ich mit dem Evangelium an die Unbeschnittenen betraut bin, gleichwie Petrus mit dem an die Beschneidung – denn der, welcher in Petrus kräftig wirkte zum Aposteldienst unter der Beschneidung, der wirkte auch in mir kräftig für die Heiden –, und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, reichten Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, mir und Barnabas die Hand der Gemeinschaft, damit wir unter den Heiden, sie aber unter der Beschneidung wirkten» (Gal 2,2.6-9).
Dass Paulus in seinen Aussagen des Evangeliums den Schwerpunkt mehr auf die Errettung allein aus Gnade durch den Glauben legt (Eph 2,8), Jakobus hingegen mehr die Frucht eines errettenden Glaubens aufzeigt (Jak 2,20), schliesst sich gegenseitig nicht aus. Vielmehr ergänzt das eine das andere. So erfolgt die Errettung ganz aus Gnade, bringt jedoch entsprechende Frucht hervor. Wo diese ausbleibt, muss die Errettung infrage gestellt werden.
Hüten wir uns darum davor, Paulus gegen Jakobus auszuspielen. Und hüten wir uns insbesondere davor, Menschenwort, was die Apokryphen sind, mit Gottes Wort, der Bibel, zu vergleichen. Gottes Wort ist Gottes Wort! Wenn wir anfangen, Gottes Wort mit Menschenwort gleichzusetzen, ist das nichts anderes als Bibelkritik und Blasphemie, und das bleibt nicht ohne Folgen!
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Juli 2009, Seite 28