Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und die ihr in ihnen wohnet!

Ich bitte um eine Erklärung von Offenb. 12,12a: „Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und die ihr in ihnen wohnet!“ Warum werden die Himmel aufgefordert, fröhlich zu sein? An was haben wir bei den „Himmeln“ zu denken, wer mögen ihre Bewohner im Sinne dieser Stelle sein?

Antwort

Dem Fragesteller wird der Zusammenhang, in dem wir unsere Stelle finden, geläufig sein. Im Himmel ist - doch wohl am Ende der Tage - ein Kampf entstanden, und „der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird”, ist mitsamt seinen Engeln auf die Erde herabgeworfen worden. (V. 7-9.) Es ist offenbar dasselbe Ereignis, das der Herr Jesus im Geiste vor Sich sah, als Seine Sendboten, die Siebzig, Ihm berichteten, dass „auch die Dämonen ihnen untertan seien” (Lk. 10,17f.): „Ich schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen”; und wiederum an dasselbe mag Er gedacht haben, als Er im Begriff stand, am Kreuze die Grundlage für dieses gewaltige Geschehen zu legen: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden!” (Joh. 12,31.) Nun war die Erfüllung da; auf die Erde hinabgestürzt, hatte der Fürst der Welt nur noch wenig Zeit (V. 12); Seine Wirksamkeit war zeitlich und räumlich begrenzt, die erste und wichtigste Etappe zu seiner endgültigen Beseitigung war erreicht. Der Sturz Satans aus seiner Höhe, von dem Platz seiner eigentlichen und gefährlichsten Wirksamkeit (vgl. Eph. 6,12), war der Anlass zu der Botschaft der Verse 10-12: „Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt Seines Christus gekommen ... Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnet!

Schon einmal zuvor ist in der Offenbarung eine ähnliche Ankündigung zu lesen, bei der siebten Posaune in Kap. 11,15; dort aber fehlt das „Nun”. Jetzt endlich war der erste Schritt zu der Einführung der Königsherrlichkeit Gottes getan. Allerdings nur der erste Schritt; erst in Kap. 19,1-7 finden wir den vollen Siegestriumph, der dort sowohl Erde wie Himmel angeht. Hier aber, in Kap. 12,12, kann sich nur erst der Himmel freuen, während der Erde, dem Ablauf der Dinge entsprechend, ein Wehe zugerufen wird, da ihre Drangsal nun erst recht anhebt. Der Himmel, und zwar der ganze himmlische Bereich, wird den Sturz Satans als Befreiung empfinden; es ist das einzige Mal, dass wir in der Offenbarung die Mehrzahl von Himmel haben, der wir sonst in der Schrift so oft begegnen.

Es wird nun gefragt, woran wir bei dem oder den Himmeln zu denken haben. Die Antwort scheint mir nicht schwer: Wie in Lk. 15,7 - um nur eine der bekanntesten Stellen zu nennen - wird der Bereich für die genannt, die ihn bevölkern. Gerade in der Offenbarung steht ja immer wieder der Himmel der Erde gegenüber, wiederholt so, dass wir ihn uns personifiziert denken müssen. Die Erde ist der Gegenstand des Zornes Gottes und Seiner Gerichte, der Himmel der Ausgangspunkt dieser Gerichte und der Ort der Gegenwart Gottes, bis schließlich vor dem Angesicht des Richters „Erde und Himmel entfliehen” und der neuen Schöpfung Platz machen (Kap. 20,11; 21,1); denn auch der Himmel ist, wie wir gerade in unserem Kapitel sehen, in gewisser Hinsicht in das Verderben der Schöpfung mit einbezogen. (Kap. 6,12ff.; 8,10; 12,4.7ff.; vgl. Eph. 6,12.) Hier aber, wie gesagt, und ebenso in Kap. 8,1 oder in Kap. 18,20, werden wir nur an eine Umschreibung der Bewohner des Himmels zu denken haben.

Wer sind nun diese Bewohner im Sinne unserer Stelle? Sicher doch zunächst die Engel Gottes, die ja zum Teil an diesem Siege handelnd mitwirkten. Darüber hinaus aber werden wir an die schon in den Himmel versetzten, auferstandenen und verherrlichten Erlösten zu denken haben, vor allem aber an die Geister jener in den Drangsalen der Offenbarung als Märtyrer umgekommenen Heiligen, die der Auferstehung noch harren (vgl. Kap. 6,9). Wie mögen gerade sie unter der Anwesenheit dieses „Verklägers der Brüder” gelitten haben, unter dem Umstand, dass der große „Verleumder”, der Teufel, ihre noch nicht vollendeten Leidensgenossen „Tag und Nacht vor Gott verklagte”! (V. 10f.) Dass dieses Tun Satans nicht ohne eine gewisse Wirkung bleibt, ersehen wir aus Stellen wie Hiob 1 und 2; Sach. 3,1; Lk. 22,31. Nun ist diese Not vorbei, und das wird wahrlich ein Grund zur Freude sein für die, die schon selbst in diese geheimnisvollen Dinge Einblick gehabt hatten!
Bei dem allen aber müssen wir uns immer vor Augen halten, dass das prophetische Wort in Bildern zu uns redet, die wir nur unvollkommen zu deuten wissen.
v. Kietzell


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 23 (1938)