Buße von toten Werken

Was ist unter „Buße von toten Werken* im Zusammenhang von Hebr. 6,1-3 zu verstehen?

Antwort A

Hebr. 6 ist von jeher ein Schriftabschnitt großer Meinungsverschiedenheiten gewesen. Es ist ja nun nicht unsere Aufgabe, alle die mancherlei Auslegungen an der Hand der Schrift zu prüfen. Es würde nicht nur den einfachen Bibelleser unnötig belasten, sondern auch uns eine viel zu große Arbeit aufbürden, und ob wir die Aufgabe lösen könnten, ist uns noch eine Frage. Wir bekennen uns nur darum zu der nachstehenden Auslegung, weil keine von all den uns zu Gehör und zu Gesicht gekommenen anderslautenden Auslegungen uns von ihrer Richtigkeit zu überzeugen vermocht hat und wir daher der uns bekannten und uns einleuchtenden Auslegung dieser Stelle vor allen anderen solange den Vorzug geben müssen, bis uns eine bessere geboten wird. Ehe wir uns mit der obigen Frage selbst beschäftigen, möchten wir einige Bemerkungen über die Einteilung dieses Schriftabschnittes machen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass das von Kap. 5,11 bis 6,20 Gesagte eigentlich eine Einfügung ist mit dem Ziele, uns das Hindernis des Wachstums der Hebräer bzw. jeder Seele, die dem Vorsatz Gottes nicht entspricht, zu zeigen. Wie uns bisher nur Warnungen gegeben sind mit Ausnahme von Kap. 1 und 2, so wird uns von Kap. 7 bis 10 der volle Wuchs vorgestellt. In diesen vier Kapiteln haben wir den christlichen Platz; darum Kap. 7 den neuen Priester, Kap. 8 den neuen Bund, Kap. 9 das neue Heiligtum und Kap. 10 die neuen Anbeter. Der Hauptgedanke des Briefes an die Hebräer ist nicht, wie wir durch die Wüste kommen, sondern wie wir aus der Wüste in das Heiligtum kommen, um dort bei und mit Gott zu sein und dort zu ruhen. Wenn wir bisher Milch hatten (vgl. Kap. 5,12), so wird uns in den Kap. 7-10 mehr die feste Speise vorgestellt, die in der geistlichen Erfahrung des melchisedekschen Priestertums gegeben ist.
In der Korinthischen Gemeinde gab es philosophische und erotische Hindernisse und Gebundenheiten; darum rügt der Apostel Paulus sie in 1. Kor. 3,1.2. Bei den Hebräern waren es mehr religiöse, traditionelle und völkische Hemmnisse, die ihr geistliches Wachstum hinderten. Und hier kommen wir zu dem Ursprung und Wesen der „toten Werke”. Ganz gleich wie der alte Mensch auftritt, sei es in dem verklärten Gewand der Weltweisheit oder in dem ehrwürdigen Gewand der „Religion der Väter” und ihrer alten Traditionen (Überlieferungen) oder in dem feinen Gewand der menschlichen Ästhetik, die sich an dem Geschmackvollen, Schönen berauscht, oder in dem groben, befleckten Gewand niedriger Sinnes- und Fleischeslust - an allem ohne Ausnahme nimmst du den Modergeruch des alten Menschen wahr. Kein noch so feines, scheinbar herrliches und vornehmes Gewand kann dies ändern. Es ist der Tod. Darum können ihm nur tote Werke entspringen. Denn „tote Werke” umfaßt alles Tun, welchem kein vom Geiste Gottes gewirktes Leben innewohnt. Jede kreatürliche religiöse Äußerung kann nur tote Werke erzeugen, d. h. Werke, die dem Wesen Gottes fremd sind. So wird selbst auch Kap. 9,14 von „toten Werken” gesprochen. Es sind Werke, die in ihrem Wesen den lebendigen Gott verleugnen. Darum wird in Hebräer viermal vom „lebendigen Gott” gesprochen. Kap. 3,12; 9,14; 10,31 und 12,22. Religion und Leben scheiden sich gegenseitig für immer aus. Der größte Jammer für das Volk Gottes ist die althergebrachte Religion. Wie schwer werden viele der Geliebten des HERRN von ihr gelöst; wie wenige selbst von denen, die vorgeben, mit ihr gebrochen zu haben, sind gründlich von ihr befreit! Die Religion hat tote Worte; das Wort Gottes aber ist lebendig und wirksam usw. (Kap. 4,12) Die Religion geht einen alten, ausgetretenen Pfad, wir Christen aber dürfen den neuen und lebendigen Weg gehen. (Kap. 10,20) Im Hebräerbrief wird uns gezeigt, dass das Judentum mit seinen Einrichtungen und seinem Priestertum für immer durch Christum beseitigt ist. Das, was Gott Selbst gegeben hat, ist von Ihm beiseitegesetzt worden als völlig unbrauchbar, weil der Mensch im Fleische und alles, was mit ihm zusammenhängt - der Tempel, die Opfer, die religiösen Einrichtungen, die Feste und auch das Priestertum -, am Kreuze sein Ende gefunden hat. Im Neuen Testament wird darum erst von dem alten Menschen gesprochen, weil der neue Mensch in Christo erschienen ist, denn der bestehende Mensch ist „alt” geworden durch die Erscheinung des neuen. So auch sind die Werke als „tote” bezeichnet, weil „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht” worden ist durch die Besiegung des Todes. (2. Tim. 1,10) Gepriesen sei Sein Name!

Wir sind darum auch der Meinung, dass die sechs Dinge Hebr. 6,1.2 vorwiegend dem Alten Testament angehören. Denn die wahre Unmündigkeit steht in Verbindung mit dem Judentum des Alten Testaments. (Vgl. Gal. 4,1-4) „Der Anfang des Christus” ist nicht Christentum, sondern gehört dem Alten Testament an, wo wir doch den Anfang des Christus finden. Denn alle die sachlichen und persönlichen Bilder des Alten Testaments weisen doch auf Christum hin. Wir haben schon häufig darauf aufmerksam gemacht, dass „Christus” sehr oft auf das Alte Testament zurückweisend angewandt wird. Darum wird hier vom „Anfang des Christus”, aber nicht vom Glauben an Christum, sondern „an Gott” gesprochen - ohne Zweifel, um den Unterschied uns anzudeuten. Im Einklang hiermit finden wir in den sechs Dingen drei Paare.

1. „Buße von toten Werken” und „Glauben an Gott”. Dies sind durchweg Charakterzüge alttestamentlicher Heiliger. Wenn auch „tote Werke” mehr in Berücksichtigung des Neuen Testaments gesagt wird, sind doch Buße und Glauben an Gott Dinge, die bereits im Alten Testament sich finden, denn auch im Alten Testament haben die Gläubigen ihre völlige Unwürdigkeit vor Gott erkannt. (Vgl. Hiob 42,5.6)

2. „Lehre von Waschungen” und „Händeauflegen”. Diese Dinge tragen mehr den Charakter des Gottesdienstes, der das Judentum auszeichnete. Wir brauchen nur den Priesterdienst und die Opfergesetze im Alten Testament zu lesen, so finden wir dies vollauf bestätigt.

3. „Totenauferstehung” und „ewiges Gericht”. Dies sind Dinge, die mehr mit der Zukunft in Verbindung stehen, aber doch im Alten Testament gekannt waren, wenn auch nicht in der Unterscheidung und Tiefe des Neuen Testaments.

Dass alle sechs Gegenstände auch im Neuen Testament gefunden werden, brauchen wir wohl nicht ausdrücklich zu erwähnen. Nur möchten wir Wert darauf legen, zu zeigen, dass dies alles im Alten Testament gefunden wird, so dass ihr Hängen am Alten ( Anfang) besonders hervortritt.
Doch von V. 4 ab haben wir neutestamentliche Erfahrungen, die durch die Erscheinung des HERRN und das Herabkommen des Heiligen Geistes hervorgerufen wurden. Viele haben nun gemeint, dass es sich hier um wirklich Bekehrte, d. h. aus Gott Geborene, handle. Wir sind nicht dieser Meinung, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil dies gar nicht der Schriftstelle zu entnehmen ist. Ganz abgesehen davon, dass hier nur die Möglichkeit dieses besonderen Abfalls erörtert wird, ohne dass uns eine Mitteilung gemacht wird, ob er wirklich geschehen ist. Und nicht nur dies, sondern V. 9 sagt uns bezüglich der Empfänger dieses Briefes genau das Gegenteil. (Bezügl. dieser Stelle ab V. 4 vgl. Jahrb. 2, Frg. 33! Der Schriftl. F. K.)

Man könnte ja mit Recht die Frage erheben, warum es uns überhaupt gesagt wird? Wir antworten: als Warnung! Denn die Mitteilung zeigt, dass die Möglichkeit für einen Menschen dazu besteht. Sie zeigt uns auch, dass auch wir Kinder Gottes es mit allem sehr ernst nehmen sollten. Wir haben daher die Überzeugung, dass wir hier keine Wiedergeborenen vor uns haben, sondern nur „Erleuchtete”, (die da wußten, um was es sich handelt), weil die Hauptkennzeichen der wirklich mit dem Heiligen Geist Versiegelten fehlen. Nennen wir einige dieser Kennzeichen:

  1. Der Glaube an den Herrn Jesus - das Hauptkennzeichen und der Anfang wahrer Gotteskindschaft;
  2. Errettung, Heil - das Geborgensein durch das Opfer Christi;
  3. Die Wiedergeburt oder Erneuerung (letzterer Ausdruck ist paulinisch) - das Kennzeichen des göttlichen Werkes an dem Herzen des Menschen;
  4. Leben, welches der Ausfluß der Wiedergeburt ist;
  5. Versiegelung (oder Salbung oder Unterpfand) durch den Heiligen Geist.

Keins dieser Kennzeichen ist hier erwähnt. Auch wird weder von der Rechtfertigung noch von dem Frieden mit Gott gesprochen. Wir wissen, dass manche uns antworten werden, dass dies gar nicht in diesen Brief hineingehört. Obwohl wir dies auf sich beruhen lassen wollen, möchten wir doch unsererseits die Frage aufwerfen, warum wohl durchweg in den hier angeführten fünf Vorrechten nur solche angeführt werden, die ohne allen Zweifel auf nur angefaßte Seelen Anwendung finden können, und noch dazu in einer letzterem entsprechenden Formulierung? Warum nicht ein klares, bestimmtes Wort, das einwandfrei die Gotteskindschaft nachweist? Du sagst uns: Natürlich gibt es solche Worte. Wir aber müssen dies entschieden verneinen. Nehmen wir die Worte der Reihe nach kurz durch:

1. Erleuchtung. Wir wissen, dass Erleuchtung noch längst nicht Errettung bedeutet. Viele wissen genau um das Heil ihrer Seele durch die von Gott gegebene Erleuchtung - wissen, dass Christus wirklich der Heiland ist, der Sohn Gottes, der gekommen ist, Sünder zu erretten, nehmen aber dennoch Ihn nicht als persönlichen Heiland auf. Wir wüßten dann wirklich nicht, was wir mit Mt. 13,20-22 anfangen sollten, wenn dies nicht wahr wäre. Diese Matthäusstelle ist eine biblische Überschrift dieses Abschnitten. Wir haben früher schon einmal betont, dass Erleuchtung nicht immer Herzensumgestaltung hervorbringt, sondern auch nur äußerlich - verstandesmäßig - sein kann. Die Juden hatten durch das Christentum die besondere Erleuchtung, dass Christus die alttestamentlichen Bilder durch Sein Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt erfüllt hatte.

2. „Geschmeckt haben die himmlische Gabe.” Manche haben den Heiligen Geist darunter verstanden. Andere die Gabe des „Wassers des Lebens” nach Joh. 4,10. Wieder andere die Gnade Gottes, wie sie besonders in der Gemeinde Gottes zum Ausdruck kommt. Es ist ja nicht notwendig, etwas Spezielles darunter zu verstehen, da Christentum doch durch himmlisches Wesen sich vor allem anderen auszeichnet. Das Schmecken muss noch längst nicht eine Herzensverschmelzung mit der Gabe in sich schließen. Zwischen „Schmecken” und „Essen”, „Gesättigtsein”, ist noch ein großer Unterschied.

3. „Teilhaftig geworden Heiligen Geistes.” Dies ist wohl der Schwerpunkt für die Verfechter der Lehre, hier nur wirklich Wiedergeborene zu erblicken. Wir aber fragen, warum die Schrift hier eine Ausnahme macht und ein Wort gebraucht, das sie sonst, nach unserem Wissen, nirgends in Verbindung mit der Gabe des Heiligen Geistes für die Gläubigen anwendet. Soviel wir festgestellt haben, kommt das griechische Wort „metochos” nur in folgenden Stellen vor: Hebr. 1,9; 3,1; 3,14; 6,4; 12,8 und Lk. 5,7, wo es mit „Genossen” und „teilhaftig” wiedergegeben wird. In keiner dieser Stellen besagt dies Wort ausdrücklich „innere Wesensverbindung”. Hier haben wir also einen Ausnahmefall, weil sich die Schrift eines anderen Wortes bedient. Kann nicht jemand in dem Maße unter das Wirken - oder, mit obigem Worte zu reden, unter die Genossenschaft - ( des) Heiligen Geistes kommen, dass er Seine Gegenwart wirklich anerkennen muß? (Vgl. 1. Kor. 14,24.25) Dies ist aber noch längst keine Wiedergeburt und Versiegelung mit dem Heiligen Geiste! Wenn dies gemeint wäre, würde die Schrift sich ganz anders ausdrücken.
4. „Geschmeckt haben das gute Wort Gottes.” Darunter verstehen wir das Evangelium der Gnade und was in dem Worte Gottes von Seiner Güte zum Ausdruck kommt. Wir sagten schon, dass zwischen „Schmecken” und „Essen” oder „Gesättigtsein” ein Unterschied ist. In 1. Petri 2,3 wird auch von „Schmecken der Güte des HERRN” gesprochen. Dort ist es aber Seine Güte selbst, hier aber nur Sein „gutes Wort”; auch wird dort ausdrücklich Er genannt, hier aber ist Er merkwürdigerweise bei allen fünf Vorrechten ausgelassen. Wir möchten nur dies feststellen. Ev. Johannes 2,9 illustriert, was wir hier gern ausdrücken möchten: Der Speisemeister kostete wohl den Wein der Hochzeit, nahm aber im übrigen selbst keinen inneren Anteil an der Hochzeit.

5. „Die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters” sind ohne Zweifel vorwiegend Heilungswunder. Sie sind ein Unterpfand der Entfaltung Seiner Macht, wenn Er kommt, um Sein Reich in Herrlichkeit aufzurichten. Selbst Gegenstand einer solchen Wunderwirkung oder Ausübender einer solchen Macht zu sein, wie auch Judas Iskariot es sicherlich gewesen ist, ist durchaus noch kein biblischer Grund, zur Familie Gottes zu gehören. (Vgl. Mt. 7,21-23! D. Schriftl. F. K.) Alles dies ist natürlich wahr von wirklich Bekehrten, doch ist es bei ihnen nicht dabei geblieben, sondern sie sind zum göttlichen Lebensbesitz gekommen.

Doch nun kommt die überaus ernste Schlußfolgerung. Solche konnten sich nicht mehr mit Unwissenheit entschuldigen, wie es in Apg. 3,17 geschieht und 1. Tim. 1,13 Paulus von sich sagt. Wenn sie abfielen vom Christentum, indem sie zurückgingen zum Judentum, so billigten sie bewußt die größte Sünde, die das Volk Israel je begangen hat: die Kreuzigung, Tötung, Verwerfung Christi, ihres Messias. Dies ist gewiß das Furchtbarste, was man sich denken kann. Kein Wunder, dass nun die Folgen eines solchen Schrittes und einer solchen Handlung in den denkbar schauerlichsten Farben geschildert werden!

Keine Erneuerung zur Buße! Warum nicht? Weil es auf dem Boden des Judentums jetzt überhaupt keine göttliche Buße gibt, sondern nur da, wo Vergebung auf Grund der „Buße zu Gott und des Glaubens an unseren Herrn Jesus Christus” (Apg. 20,21) gegeben werden kann, und diese Grundlage ist das Christentum - gerade das, was sie aufgeben. Es ist gleichsam eine Kreuzigung des Sohnes Gottes (beachte den Titel Seiner Person!) für sich selbst und eine Schaustellung Seiner Selbst, Ihn der Schmach preisgebend.

Wir müssen natürlich die Stelle erst streng geschichtlich-jüdisch zu verstehen suchen, ehe wir Nutzanwendungen auf unsere Zeit machen können. Die Juden, welche Zeugen der außergewöhnlichen Kraft und Segnungen des apostolischen Zeitabschnittes waren, die uns in den fünf genannten Vorrechten vorgestellt werden, und die sich mit dem Christentum gleichsam befreundet und zu demselben bekannt hatten, dann aber abfielen, ihnen musste eine solche Handlung klar und verantwortungsreich mit ihren schauerlichen Folgen unmißverständlich vorgestellt werden. Und dies geschieht mit einer Beweiskraft, wie wir sie uns stärker nicht ausdenken können. Wir können uns denken, dass diejenigen, welche nur mit einem solchen Gedanken im Herzen spielten, infolge der überaus großen Schwierigkeiten und Verfolgungen durch ihr Bekenntnis zum Christentum innerlich erschrocken sind, als ihnen solche Worte verlesen wurden und ihnen nur Fluch anstatt Segen in Aussicht gestellt wurde. Welch ein Erwachen! Darum sagt ja auch der Schreiber gleich anschließend: „Wir aber sind in bezug auf euch, Geliebte” (das einzige Mal, dass er diese liebliche Anrede in seinem Briefe anwendet), „von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt.” (V. 9!) Welch ein Trost!
Der HERR schenke uns die Treue und den Segen dieses so ernsten Wortes, nicht mit der Welt zu liebäugeln, die befleckt ist mit dem Blute des Sohnes Gottes!
Und sollte irgend jemand diese einfachen Ausführungen lesen, der sich immer noch nicht entschieden hat für den HERRN, obwohl er weiß, um was es sich handelt, er sehe zu, dass der Segen in seinem Leben sich nicht in den hier angedrohten Fluch verwandle! Es würde für ihn ewig schlimm bestellt sein.
Uns, den Seinen, aber gebe der HERR Gnade, daß, obwohl die Stelle nicht direkt an die Seinen gerichtet ist (darum V. 4 „diejenigen” und V. 9 „Geliebte” - ein großer Unterschied!), wir doch ja besonders sorgfältig und abgesondert wandeln, um den Sohn Gottes in keiner Weise zu verunehren!
Ihm allein sei Preis, Ehre und Anbetung!
K. O. St.

Anmerkung des Schriftleiters

Unser teurer Mitarbeiter, durch den der HERR uns diese kostbaren und so wichtigen umfassenden Ausführungen geschenkt hat, wünscht, dass ich noch etwas anfüge, doch halte ich dies nicht für unbedingt nötig, zumal der Raum beschränkt ist. Nur ein ganz kurzes Wort zum Gegenstand der Frage selbst füge ich hinzu!
Wenn der Verfasser obiger Antwort die sechs Stücke von Hebr. 6,1.2 als vorwiegend dem Alten Testament angehörend nennt, so möchte ich, was die Buße anbelangt, dafür als Beleg die Predigt des Täufers Johannes anführen, der seiner Stellung nach noch durchaus auf den Boden des A. T. gehört. Man beachte dazu die Worte des HERRN Mt. 11,11 mit Lk. 7,28! Der Kernpunkt seiner Predigt war das Wort „Tut Buße!” (Mt. 3; Mk. 1; Lk. 3), und seine Belehrungen taten im Grunde genommen nur dar, was wahre Buße nach Gottes Gedanken ist: „Sinnesänderung”, ein „nachträglich (das liegt mit in der Grundbedeutung des griechischen Wortes) zur Erkenntnis über die toten Werke ihrer fleischlichen Religiosität” kommen, die, weil sie nur Form, nicht Leben ist, auch nicht ein Leben für Gott hervorbringen kann und darum Gott ein Greuel ist. Alles, was tot ist, ist produktionslos, unfruchtbar für Gott. So ist der Mensch selbst „tot in Sünden” nach Eph. 2, kann nichts für Gott sein noch wirken, denn Gott ist „der lebendige Gott”; gerade insbesondere nach dem Hebräerbrief wird auf das Attribut „lebendig” viel Gewicht gelegt. (Vgl. obige Antwort!) - Die toten Werke mögen so oder so aussehen, sie mögen auf dem Gebiete der gesetzlichen Religion oder der praktischen Moral liegen - sie müssen als wertlos für Gott erkannt und verurteilt werden, das ist Buße, aus der „der Glaube an Gott” sich als notwendige Folge ergibt (vgl. auch Mk. 1,14.15) usw. So gehörte die Buße wohl ursprünglich dem A. T. an, aber in dem Vollsinne ihrer wahren Bedeutung konnte sie erst auf dem Boden des N. T. verwirklicht werden, und da geht sie auch uns, die Nationen, an, indem Gott „auch den Nationen Buße zum Leben gab”. (Apg. 11,18) Auch wir Nichtjuden müssen diese innere Abkehr von aller toten Form, die Gottes Wohlgefallen nicht haben kann, kennen und üben, ehe wir mit dem lebendigen Gott Gemeinschaft haben können. Unser Gewissen muss gereinigt werden von den toten Werken (Hebr. 9,14), auch wir müssen gelernt haben und immer besser lernen, „der Buße”, d. i. der geistlichen, durch Sein Wort und Seinen Geist gewirkten Sinnesänderung, „würdige Früchte” zu bringen (Lk. 3,8; Mt. 3,8; Apg. 26,20), erst dann werden die Belehrungen der „Vollkommenheit”, des „vollen Wuchses” (6,1), wie sie der Hebräerbrief enthält, auf einen wohl vorbereiteten Boden fallen und aufgehen und Frucht bringen zur Ehre des „lebendigen Gottes”, dem wir „dienen” dürfen! (Hebr. 9,14)
Er gebe uns Gnade, die ernsten Belehrungen der Frage auf unsere Herzen anzuwenden, damit wir (noch) mehr „Täter Seines Wortes” werden! (Jak. 1,22)
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 16 (1931)