Antwort A
Mit dem Altar meint der Fragesteller wohl den Altar, den Bezaleel in der Wüste gemacht hatte? Dem ist nicht so. Es ist der Altar, den Salomo gemacht hatte. Vergleiche 1. Kön. 8,54 und 64 mit 2. Chr. 6,12 und 7,7. Überhaupt reden 1. Kön. 8,4 und 2. Chr. 5,5 nur von der Lade, dem Zelt und den dazugehörigen Geräten. Der Altar und seine Geräte samt dem Waschbecken, welche Dinge im Vorhof standen, werden nicht erwähnt. Der Grund ist der, dass eine ganz neue Ordnung der Dinge ihren Anfang nahm. Die erste Ordnung hatte mit 1. Sam. 4 durch fortgesetzte Verschuldung des Volkes ein schmähliches Ende gefunden. Der Zwischenzustand, der durch Samuel auf kommende Wiederherstellung einigermaßen eingeleitete wurde, wurde unter David weitergeführt zur Vorbereitung für die Erfüllung auf neuer Grundlage von 2. Mo. 15,17. Ps. 132,13.14 und 1. Chr. 23,25 sind der Auftakt dazu. Der Altar Salomos soll kein Ersatz für den in der Wüste gemachten sein, von dem keine Rede mehr ist, sondern eine Weiterentwicklung des von David auf der Tenne Ornans, des Jebusiters, errichteten. (Vgl. 2. Sam. 24,18.25 und 1. Chr. 21,18.26 und 22,1 mit 2. Chr. 7,1 und 3. Mo. 9,24)
Israel zur Ruhe zu bringen war Gottes Absicht seit Beginn ihrer Geschichte. Die Erfüllung trat jetzt ein. Jehova und die Lade Seines Bundes mit dem Deckel, zwischen dessen Cherubim Er thronte, gingen ebenfalls zur Ruhe ein. Im Anfang hatte die Lade selber dem wandernden Volke einen Ruheort zur Zwischenrast erkundet, 4. Mo. 10,33; und Jehova wanderte immer mit, 2. Sam. 7,6 und 1. Chr. 17,5; und immer war die Aufforderung 4. Mo. 10,35f.; Ps. 68,1 und 132,8.10 aktuell, bis jetzt zum letztenmal dies Wort von Salomo ausgesprochen wird und die Erfüllung eintritt. (2. Chr. 6,41.42 und 7,1) Später wird es freilich noch einmal aktuell sein!
Im 9. Vers dieses 7. Kapitels wird noch mitgeteilt, dass die ersten sieben Tage dieses Tempeleinweihungs- und Laubhüttenfestes insonderheit eine Feier der Einweihung des Altars Salomos waren. Am zehnten Tag des siebenten Monats, dem großen Versöhnungstag, begann die Einweihung des Altars
Lade und Altar waren also wieder vereinigt, wenn die Sache auch ein ganz anderes Gesicht hat, als der Fragesteller es sich dachte. - Die Lade war früher im Zelt, jetzt aber im Tempel. Das Zelt nämlich ist verschlungen vom Tempel oder Palast, wie das Haus heißt (1. Kön. 6,17), ist sozusagen Tempel geworden, welchen Namen es übrigens früher schon hatte. (1. Sam. 1,9!) - Die Darstellung in der Chronika (auf Grund gewisser Einzelheiten anders als in 2. Könige) ist: Salomo und die Altar- und Tempeleinweihung nebst Laubhütten lassen im Vorbilde an unseren Augen vorüberziehen: Jehova-Messias tritt die Herrschaft an im Reiche: Ps 24,7.9.10. Was schon 3. Mo. 9,23.24 zu sehen ist, wird Wirklichkeit: Christus als König und Priester tritt heraus aus dem Heiligtum, worin Er verborgen war, und erscheint in Herrlichkeit. Das wird dem beim Reichsbeginn vorhandenen, zunächst aus dem jüdischen Überrest bestehenden Volke die Gewähr dafür sein, dass Gott das Opfer angenommen hat, das ihr Messias einst für sie darbrachte. (Vorbild: 3. Mo. 9,15-23a) So werden sie nach der Zeit ihres steten Sündigens gegen Jehova, ihren Gott, durch das Mittel des Altars angenommen und in die Freude eingeführt werden, deren Sinnbild das Laubhüttenfest ist, und die tiefgefühlte Dankesempfindung wird ihren Ausdruck finden in dem seit Davids Tagen prophetisch geprägten Lobeswort an Jehova: „Seine Güte währet ewiglich.” Sie selber sind der lebendige Beweis davon: Sie sind ein Volk von Anbetern geworden, das die Herrlichkeit Jehovas schaut. (Kap. 7,1-3.6.12.16) -
Eine Anwendung auf unsere Tage betreffs der Vereinigung von Bundeslade und Altar in diesen Schriftabschnitten gibt es nicht.
F. Kpp.
Anmerkung des Schriftleiters
Diese schöne, inhaltreiche Antwort unseres lieben, treuen Mitarbeiters zeigt ohne weiteres, dass eine solche Anwendung auf unsere Tage nicht zu machen ist, weil von einer Wiedervereinigung von Lade und Altar im Sinne des Fragestellers (eines fleißigen „Handr.”-Lesers in Westdeutschland) doch gar nicht die Rede sein kann. Aber darüber hinaus verstehe ich sehr wohl das in dem Begleitschreiben unseres Mitarbeiters kurz ausgedrückte Erstaunen sowohl über die Frage selbst wie über die eventuelle Anwendung. Warum muss denn alles, was typisch jüdisch oder Israel betreffend ist, unbedingt auf uns oder unsere Zeit Anwendung finden? Wenn die Schrift sagt: „Alle diese Dinge widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung ...” (1. Kor. 10,11), einer Stelle, der ich im vorigen Jahrbuch im Aufsatz „Wie kam es?” oft Erwähnung getan habe, so ist damit doch nicht gesagt, dass nun alles Alttestamentliche unbedingt etwa neutestamentliche Gegenstücke haben müßte. Dadurch kann man sehr leicht in geistloses Allegorisieren hineingeraten, und wer weiß, wie oft das schon geschehen ist. Vgl. übrigens auch Frage 15 in Jahrb. 19, besonders Seite 189! So ernst und beachtenswert auch die schon genannte Stelle 1. Kor. 10,11 ist, so gefährlich scheint es mir, ganz abzusehen von dem Zusammenhang derselben und nun alles, aber auch alles, was im Alten Testament gesagt ist, auf irgendwas in der Gemeinde oder im Kommen des HERRN usw. anzuwenden oder anwenden zu wollen, wobei das Wort oft geradezu vergewaltigt wird. Womöglich werden gar Lehren auf solche ungeistlichen Vergleiche aufgebaut. Vor allem aber kommt man leicht dahin, die Grundstelle selbst oder die Sache, um die sie sich dreht, nicht gründlich zu erforschen, so dass man vor lauter Suchen nach Vergleichen an den wichtigen Belehrungen selber achtlos vorübergeht. Zur Belehrung aber ist uns alles, was zuvor geschrieben ist, gegeben nach Röm. 15,4, und wir sollten zunächst auch bei Belehrungen, die ganz offensichtlich neutestamentliche Vergleiche nicht nur zulassen, sondern geradezu fordern (vgl. z. V. 4. Mo. 21,4-9 mit Joh. 3,14-16, ein besonders typisches Beispiel!), zuerst immer darauf aus sein, die alttestamentliche Bedeutung zu erforschen und zu finden sowie sie zu verwerten im Rahmen des Gegebenen. Dann ergibt sich die Anwendung zunächst auf uns selbst und dann auf einen weiteren Kreis oft ganz von selbst.
Ich habe Vorstehendes für ernst genug genommen, um es hier einmal niederzulegen, weil wir, d. h. auch wir, so leicht der Gefahr erliegen, das, was Israel gehört, ohne weiteres auf die Gemeinde zu übertragen, während es doch gerade für uns, die wir von religiösen Bindungen uns freihalten, so kostbar sein sollte, zu sehen, wie die Wege Jehovas mit Seinem alten Bundesvolk zu einem herrlichen, hier in 1. Kön. 8 in Vorerfüllung schon gesehenen Ende und Ziel kommen. Er bringt Sein Volk zur Ruhe! Er hat's verheißen, und hier durch Salomo zeigt Er uns, dass Er's kann; und wenn's durch Israels Untreue auch wieder verloren ging - Er wird dennoch Sein Ziel erreichen zu Seiner Zeit. „Es bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volke Gottes übrig!” Das bezieht sich da, wo es steht (Hebr. 4,9), zuerst auch auf das alttestamentliche Bundesvolk, wenn wir auch diese Tatsache mit für uns zu nehmen das Recht haben. Aber zunächst ist Israel gemeint, und da sei hingewiesen auf das ganze Kapitel Jes. 11 (vgl. V. 10)! Wie sollte es uns doch am Herzen liegen, dass dieser Zustand bald einträte! Möge der HERR bald, wie Er verheißen, „eine abgekürzte Sache” tun auf Erden! (Röm. 9,28)
Doch will ich nicht weiter abschweifen, ich wollte nur in etwas zeigen, wie kostbar es ist, Israel zu lassen, was Israel gehört, und nicht stets Vergleiche anzustreben, wobei die Grundtatsache zu leicht aus dem Auge verloren und nicht genügend gewürdigt wird. Dennoch, wie wunderbar ist Sein Wort in allem! Wie belehrt und erquickt, warnt, tröstet und belebt es doch stets und ständig und überall! Darum wollen wir alle - das sei dem lieben Fragesteller auch zur Ermunterung zugerufen! - treulich weiterforschen und uns so und so auferbauen lassen auf diesem einzigartigen Grunde, der unbeweglich steht!
„Alle von Gott eingegebene Schrift ist auch nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.” (2. Tim. 3,16.17)
F. K.