Besteht die Erde ewiglich?

Wie ist Prediger 1,4 zu verstehen, wo es heißt: „Die Erde besteht ewiglich“? Andere Schriftstellen sagen doch das Gegenteil.

Antwort A

Augenscheinlich enthält diese Schriftstelle für den Fragesteller einen Widerspruch zu anderen Stellen. Gewiß, wenn man z. B. Mt. 24,35 liest: „Himmel und Erde werden vergehen”, und dann diesen Gedanken dagegenhält: „Die Erde besteht ewiglich”, dann ist auf den ersten Blick ein Gegensatz zum Ausdruck gebracht. Doch ein wenig Nachdenken kann von dem Gegenteil überzeugen. Was heißt das in Mt. 24,35: Himmel und Erde werden vergehen? In 2. Petr. 3 wird uns in Vers 7 gesagt, dass die jetzigen Himmel sowie die Erde aufgespart sind für den Tag des Gerichts. Nach Vers 10 werden am Tage des HERRN die Himmel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente im Brande aufgelöst und die Erde und alle Werke auf ihr verbrannt. Nach Vers 13 erwarten wir aber Seiner Verheißung gemäß neue Himmel und eine neue Erde. Auch andere Schriftstellen sprechen davon, z. B. Off. 21,1; Jes. 66,22. Nun ist aber die Erde, die nach 2. Petr. 3 im Feuergericht verbrannt wird und als neue Erde aus diesem Gericht hervorgeht, augenscheinlich ein und dieselbe Erde. Nach Hebr. 1,10-12 scheint das auch der Fall zu sein. Die Erde vor der Sintflut war z. B. auch dieselbe Erde wie nach der Flut, und doch auch wieder eine neue Erde. Das Wassergericht hatte ihr Aussehen, ihre Gestalt völlig verändert, so dass man die Erde nach der Flut tatsächlich als „neue Erde” bezeichnen kann. (Siehe auch 2. Petr. 3,5.) So bedeutet also der Gedanke: Die Erde wird vergehen (Mt. 24,35), dass die jetzige Gestalt der Erde, ihr augenblickliches Aussehen, ihr gegenwärtiges Kleid im Feuer am Tage des Gerichts vergehen, verschwinden und dass eine neue, völlig gereinigte Erde dann entstehen wird. Der Ausdruck „vergehen” bedeutet also nicht „völlig verschwinden”, sondern durch das Feuer gewaltig umgestaltet werden, so dass dann eine neue Erde sich dem Anblick des Menschen darstellt.

Wenn man ein Wort der Schrift aus dem Zusammenhang reißt, kann es nie zu einer gesunden Auslegung kommen. Beispiele dafür bietet die Kirchengeschichte in reicher Fülle. Auch in Pred. 1,4 muss man den Zusammenhang beachten, um die darin ausgesprochene Wahrheit zu verstehen. Der Vers heißt: Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, aber die Erde besteht ewiglich. Das heißt doch: eine Generation der Menschen nach der anderen tritt auf und verschwindet wieder von der Fläche des Erdbodens, die Erde selbst aber überdauert den kurzlebigen Erdensohn. Sie besteht ewiglich. Hier kann das Wort „ewig” nicht „ohne Anfang und ohne Ende” bedeuten, da ja die Erde im Anfang von Gott geschaffen wurde, sie hat also einen Anfang gehabt, sie ist durch Gottes Wort bereitet (Hebr. 11,3). Wie ungeheuerlich erscheint dem Menschen das Alter der Erde im Vergleich zu seinem eigenen Alter. Wenn der Psalmist ein hohes Menschenalter mit 80 Jahren (Ps. 90,10) angibt und unsere Geologen von Millionen von Jahren reden, die die Erde schon besteht, dann gibt es keinen krasseren Gegensatz als den Menschen und die Erde. Nun ist aber das Wesen Gottes gegenüber den Himmeln und der Erde, die, wie oben geschildert ist, vergehen werden, ein sich immer und ewig gleichbleibendes: Du bleibst, Du bist Derselbe, Deine Jahre werden nicht aufhören (Hebr. 1,10-12). Jesus Christus Derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. „Die Erde besteht ewiglich” bedeutet also im Gegensatz zum Menschenleben, „sie besteht unermeßlich lange Zeiträume”.

Schließlich ist die Erde ein Werk Gottes, sie besteht ewiglich. Sie hatte in Gott ihren Anfang, sie existiert durch Sein Wort (Hebr. 1,3) und ihr Fortbestand ist garantiert in Ihm.
A. C., z. Z. im Felde.

Antwort B

Aus dem Zusammenhang ist diese Stelle zu verstehen! Der „Prediger” - ein Buch, das den heutigen Menschen manches zu sagen hat und ihnen zum Studium sehr zu empfehlen ist! - zeigt die Nichtigkeit alles dessen, was auf der Erde und mit dem vergänglichen Menschen in Verbindung ist. Dem gegenüber ist die Erde ewig, d. h. von unendlich langer Daner. Vergleiche dich, armer Mensch, mit der Erde und dem, was über sie gesagt ist, so wirst du deine Nichtigkeit einsehen! Freilich, auch die Erde wird der Vernichtung preisgegeben (vgl. z. B. 2. Petr. 3!)

und ist nicht in dem Sinne ewig, wie etwa das Leben aus Gott oder Gott Selbst oder auch der Geist des Menschen gegenüber seinem irdischen Leben. Aber das Wort „ewig” hat nicht immer die Bedeutung von „ohne Ende”, wie uns z. B. ganz deutlich die Verordnung in 3. Mose 25 zeigt verglichen mit anderen Stellen, so Vers 39-41 verglichen mit 2. Mose 21,6. Hier bedeutet „ewig” also nur eine Zeit von 49 Jahren.

Ich weiß wohl, dass die Vertreter der satanischen „Wiederbringungslehre” aus der Tatsache, dass „ewig” nicht stets „immer” bedeutet, die furchtbare Irrlehre abgeleitet haben von der Endlichkeit der Verdammnis - woraus folgerichtig die Endlichkeit auch des ewigen Lebens in der Herrlichkeit hervorginge! - aber dieses Tun jener Irrlehrer zeigt nur, welcher verzweifelten Mittel sie sich bedienen müssen, um das Wort Gottes umgehen und fälschen zu können. Welch eine entsetzliche Verantwortung laden diese unglücklichen Menschen auf ihr Haupt, wie viele Seelen werden ihnen einst in der Ewigkeit fluchen! Nein, wohl kann von dem Wort „ewig” aus, als von dem Begriff der Unendlichkeit aus, in besonderen Fällen, wo es sich um eine verhältnismäßig unendliche Dauer handelt, (die Gott unwiderruflich festgesetzt hat, ohne dass vorher eine Änderung eintreten darf [vgl. z. B. Jes. 32,14.15!]), das Wort „ewig” angewandt werden, nicht aber könnte in Fällen, wo es sich um wirkliche Endlosigkeit handelt, wie nach der Schrift bei der Verdammnis und der Seligkeil, das Wort ewig angewandt werden, wenn dieses Wort eigentlich nur eine verhältnismäßige Endlosigkeit, nicht eine absolute, unbeschränkte bedeutete!

So hier in Pred. 1,4. Der Mensch, auch jedes Menschengeschlecht vergeht, die Erde bleibt - nach der Weisheit des erleuchteten „Predigers” und dem irdischen stückweisen Erkennen des Menschen. In Wirklichkeit, d. h. im Lichte des Neuen Testamentes gesehen, ist es ja, wenngleich jene Predigerstelle bedingt durchaus Gültigkeit behält (dem Zusammenhang nach, in dem sie steht), geradezu umgekehrt: Die Erde vergeht und das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit (Mk. 13,31); ebenso auch der aus dem Worte Gottes gezeugte Mensch Gottes! Und auch der Gottlose bleibt in Ewigkeit - aber im Tode (1. Joh. 3,14), d. h. er bleibt mit vollem eigenen Bewußtsein seiner Lage bestehen, aber im Todeszustand des zweiten Todes, in Ewigkeit unfähig, zum Leben zu kommen, das er bei seinen irdischen Lebzeiten verschmäht hat, als es ihm in Christo angeboten wurde. Nun bleibt er dort, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, an dem Ort, der bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! (Mt. 25,41; Mk. 9,43-48; vgl. Off. 20,10.14.15). - Wo wird dein ewiger Platz sein? Dort, wo Christus ist im Vaterhaus droben oder in der Verdammnis? Bist du noch nicht Sein Eigen, so nimm das Leben, das Jesus dir bietet, an, solange es Zeit ist! (Joh. 1,12; 3,16.36.) „Wer an Ihn glaubt, kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen”. (Joh. 5,24.) Gepriesen sei Sein Name!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 5 (1917)