Theoretisch wäre es denkbar, dass Mose in prophetischer Weise seinen eigenen Tod vor seinem Lebensende beschrieb, sprach er doch in seinen Büchern wiederholt von weit in der Zukunft liegenden Dingen (5. Mose 18,18; 28; 30,1-10; 31,29 usw.)
Eine solche Erklärung ist aber in Anbetracht der Tatsache, dass Gott gewöhnlich nur dann Wunder wirkt, wo der Mensch nichts tun kann, unwahrscheinlich. Sie wissen, dass Jesus bei der Auferweckung des Lazarus die um ihn stehenden Menschen bat, den Stein wegzurollen und dem auferweckten Lazarus die Grabtücher vom Leib zu lösen; denn das konnten die Menschen selbst tun. Auferwecken konnten sie den Lazarus freilich nicht. Hier handelte Jesus durch ein Wunder.
Daher vermute ich, dass der von Mose selbst durch Handauflegung eingesetzte Nachfolger Josua auf Gottes Geheiß hin das Lebensende des Mose dessen Schriften anfügte. Was wäre nahe liegender als das? Ähnlich wird einer der Zeitgenossen Josuas dessen Tod schriftlich festgehalten haben (Josua 24,29+30).
Mose schreibt in der dritten Person
Dass Mose von sich selbst in der dritten Person schreibt, ist für Historiker des Altertums keine ungewöhnliche Sache. Der griechische Historiker Herodot (5. Jh. v. Chr.) beginnt seine Aufzeichnungen mit dem Satz: „Herodot von Halikarnass gibt hier eine Darlegung seiner Forschungen, damit bei der Nachwelt nicht in Vergessenheit gerate, was unter Menschen einst geschehen ist.“
Ein anderer Historiker, Xenophon, Zeitgenosse Platons, schreibt in seiner AnaLasis sehr viel von sich selbst, und dabei ebenfalls stets in der dritten Person; so auch Caesar in seinen autobiographischen Berichten über den von ihm geführten gallischen Krieg. So spricht der Gebrauch der dritten Person in den Mosebüchern überhaupt nicht gegen die mosaische Verfasserschaft derselben.
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)