Mit Hebräer 12,1 beginnt die Schlussfolgerung aus dem vorherigen Abschnitt über die grösseren Verheissungen und die Glaubenshelden (ab 10,19), das zeigt sich insbesondere mit dem Bindewort «da / darum / deshalb / weil» (je nach Bibelübersetzung).
Mit «grosser Wolke» ist nicht eine physikalische Wolke gemeint. Das griechische Wort nephos meint vielmehr eine grosse Ansammlung von Wolken, die den ganzen sichtbaren Himmel bedeckt. Nephos ist ein im damaligen Sprachgebrauch verwendeter poetischer Ausdruck für eine grosse unüberschaubare Menge.
Das griechische Wort für «Zeugen», martys, wurde damals für Zeugen im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen und Gerichtsverhandlungen verwendet. Es geht um Menschen, die aus ihrer eigenen Erfahrung bezeugen, was sie gesehen, gehört und erlebt haben – hier in unserem Textzusammenhang insbesondere, wie Gott an ihnen und durch sie Seine Verheissungen erfüllt hat. Einige von ihnen wurden aufgrund ihres Zeugnisses getötet und damit Märtyrer genannt. Martys bedeutet nicht Zuschauer oder eine Person, die etwas betrachtet. Es ist gerade umgekehrt: Nicht diese Glaubenshelden aus Kapitel 11 betrachten unseren Glaubenskampf, sondern wir den ihrigen!
Ihre Sorgen, dass die verstorbenen Heiligen an Ihrem Alltagsleben teilnehmen, sind deshalb unbegründet. Solche Befürchtungen haben einerseits etwas mit unserem Wandel, andererseits aber auch mit Menschenfurcht zu tun. Hingegen sollten wir uns vor Dem fürchten, der tatsächlich Einblick in die verborgensten Gedanken von uns Menschen hat (Ps 139,2), vor dessen Angesicht alles offenbar ist (Hos 7,2). Deshalb sollen wir die Ermahnung aus 2. Korinther 7,1 täglich beherzigen: «So wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!»