Antwort A
„Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen” (1. Tim. 2,4), und nach Vers 1 werden wir ermahnt, „Fürbitte zu tun für alle Menschen”. Zu diesen gehören unsere Angehörigen in erster Linie. Kinder Gottes, die um Jesu willen Zugang zum Throne der Gnade haben (denn das Blut Jesu Christi ist der Grund, warum wir in Gottes Gegenwart treten dürfen und dass dann dort unsere Gebete Annahme finden, vgl. Hebr. 10,19.22!), dürfen also zuversichtlich um die Bekehrung ihrer Angehörigen bitten. Solche Bitten werden nach 1. Joh. 5,14.15 erhört unter der Voraussetzung, dass der HERR uns hört, d. h., dass keine Trübung zwischen uns und dem HERRN besteht.
Im Evangelium Markus 2,1-12 wird uns erzählt, wie Leute einen Gichtbrüchigen von einem Dache herunterlassen, damit ihn Jesus heilen sollte. Im 5. Vers lesen wir: „als aber Jesus ihren Glauben sah, spricht Er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind dir vergeben.” Hier sieht der HERR den Glauben derer, die den Kranken zu Ihm gebracht hatten. Dieselbe Gegebenheit wird uns noch in Mt. 9,1-8 und Lk. 5,17-26 berichtet. Auf Grund dieser dürfen wir Glauben haben für andere, damit sie errettet werden. Die Fürbitte ist das Eintreten des Glaubens für andere.
In 1. Könige 18,41-46 lesen wir von dem Propheten Elia, der ein Mensch war gleichwie wir (Jak. 5,17) wie er anhaltend um Regen betete; (siebenmal Vers 43 u. 44). So soll die ernstliche Fürbitte auch bei scheinbarer Nichterhörung anhaltend sein; dem Beispiele des Elia sollten wir folgen, bis die Erhörung kommt. Tun wir dies?
Wenn wir oft nichts von dem Wirken der Gnade Gottes an den Herzen unserer Mitmenschen zu sehen bekommen oder erfahren, so müssen wir doch annehmen, dass Gott immer Mittel und Wege hat, sei es durch Knechte Gottes, Schriften, eingreifende Begebenheiten usw., den Menschen die Augen aufzutun. (Apg. 26.17.18.)
C. L.
Antwort B
„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.”
„Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir, und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und widerum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor” (Jak. 5.16 u. 17).
Der Hinweis auf diese Schriftstellen, deren noch viele andere hinzuzufügen wären, mag genügen, um zu zeigen, wie sehr Gott Sich gewissermaßen Selbst abhängig macht hinsichtlich Seines Tuns und Lassens von der Fürbitte, und welche Freude es für Ihn sein muß, wenn Glaubensgebete zu Ihm gesandt werben. Wenn in bezug auf Erhörung dem Beter gesagt wird: „Was irgend ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, Er es euch gebe” (Joh. 15,16) und „dem Glaubenden ist alles möglich” (Markus 9,24), so ist dies gewiß auch anwendbar auf die Rettung von Menschen, denn Gott will ja, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim. 2.4). Sicherlich ist es auch anwendbar auf die nächsten Angehörigen des betr. Beters.
Dabei ist nur zu berücksichtigen, daß, wenngleich Gott alles tut hinsichtlich der Errettung von Menschen, im letzten Grunde alles getan hat, in der Sendung und Dahingabe Seines geliebten Sohnes, Er doch niemanden zwingt, was Er an und für sich ja könnte, sondern auf freie Willensentscheidungen wartet. Gott lässt dem Guten Zeit, sich frei auszuwirken, in Seiner Gerechtigkeit lässt Er aber auch dem Bösen ebenso Zeit. Und was gerade die hier in Rede stehende Frage anbelangt, so sagt der HERR in Mt. 10,36: „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein”, und unmittelbar vorher: „Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.”
Wie oft ist dies tatsächlich der Fall, dass im eigenen Hause, von den allernächsten Angehörigen die größten Schwierigkeiten und die bittersten Feindschaften erlebt werden müssen. Bei solchen Erfahrungen sollen dann Worte wie in Mt. 10,32 und Mk. 8,38 erlebt bezw. nicht erlebt werden. Immerhin wird bei Feindschaften im eigenen Hause und von den nächsten Angehörigen, soweit eine klare, entschiedene und treue Stellung dem HERRN gegenüber gewahrt wird, schließlich doch die Frucht gezeitigt werden, in der der „Saulus” zum „Paulus” wird.
Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass nach der Weise der Weltregierung Gottes in vielen Fällen das Wort: „Was irgend der Mensch säet, das wird er auch ernten” im Hintergrund steht. Die Gnade vergibt und segnet, aber hebt nicht jenen göttlichen Grundsatz Seiner Regierung auf! Beispielsweise eine gläubige Jungfrau ist bei der Heirat nicht gewissenhaft und denkt, der Mann wird sich schon nach der Heirat bekehren. Solche kann dann erleben, dass Gott in Gnaden diese verkehrte Handlungsweise vergibt, nach Seiner Regierung aber die Frau vielleicht zeitlebens oder doch lange Zeit das genießen läßt, was sie sich erwählt hat. - Ähnliches können Eltern erleben, die bei der Verheiratung ihrer Kinder vor dem HERRN nicht treu sind und um des Mammons oder anderer Dinge willen ein Auge zudrücken.
Es ist eine außerordentlich ernste Sache, den Unterschied zwischen Gnade und Regierung kennen zu lernen, es ist ein Gegenstand von tiefem Interesse und großem praktischen Werte, durch den in der gegenwärtigen Frage manches Rätsel gelöst wird.
W. W.
Antwort C
Zur richtigen Beantwortung dieser Frage ist zu beachten, dass Gottes Heils- und Segensgedanken nicht nur den einzelnen, auch nicht nur im weitesten Sinne jeden und alle umspannen, sondern im besonderen Sinne auch das Haus, die Familie des Gläubigen.
Die Ehe und Familie ist nach dem Willen und den Gedanken Gottes heilig, eine besondere Stätte der Offenbarung, des Segens und der Fürsorge Gottes, ein Heim und Herd der Liebe und des Friedens, ein irdisches Abbild und Gleichnis vom himmlischen Urbild, dem großen Geheimnis und vom Vaterhause droben.
Gott will mit und durch den einzelnen dessen ganzes Haus, seine ganze Familie segnen und retten. Diese Absicht und diesen Zweck verfolgt der HERR zunächst mit dem Familienhaupte, dann aber auch mit den Familiengliedern.
Die durch die Sünde entweihte und verwüstete Stätte soll durch die Erlösung in Christo wieder zu ihrer göttlichen Bestimmung zurückgebracht werden.
Dass und wie dem HERRN das Heil des ganzen Hauses des Gerechten am Herzen liegt, geht aus dem Worte Gottes klar hervor. Man lese 1. Mose 7,1; 19,12.13; 2. Mose 12,3; Lk. 19,5.9; 8,38.39; Apg. 16,31.
Als Kinder Gottes dürfen und können wir nicht nur zuversichtlich um die Bekehrung unserer Angehörigen bitten, diese Fürbitte ist vielmehr unsere allererste und größte Liebespflicht Menschen gegenüber.
Die Gewißheit der Erhörung hängt in erster Linie von uns, den Betern selbst ab. Wollen wir uns auf die Verheißungen Mt. 18,19.20 und 1. Joh. 5,14.15 für die Rettung unserer Angehörigen stützen, um unserer Gebetserhörung für sie gewiß zu sein, so muss sich unser Glaube an den Herrn Jesum (Apg. 16,31) unseren Angehörigen gegenüber ausweisen in einem göttlichen Wandel und klaren Zeugnis, in einem Leben der Selbstverleugnung, göttlicher, dienender und tragender Liebe, andernfalls sind wir ein Hindernis zu ihrer Errettung, um so mehr, als wir gerade unseren Angehörigen gegenüber in Gefahr sind, uns „gehen zu lassen”, oder ungötttiche Rücksichten zu nehmen. (Wie oft und sehr werden Unbekehrte auch durch das Anpredigen, durch Härte und Schroffheit ihrer „bekehrten” Angehörigen abgestoßen.)
„Ein Lamm für jedes Haus” ist die Vorbedingung erhörlichen Betens um die Rettung unserer Angehörigen, d. h. unser Glaube an das Lamm Gottes muss uns zu Lämmern machen, die durch Lammessinn und Lammesnatur die anderen anziehen und für das Lamm gewinnen, zum Lamme Gottes hinlieben und hinführen.
Dazu gehört auch das Herabsteigen in die Lage und in das Verständnis der anderen, andererseits aber auch unbedingte Treue gegen den HERRN und gegen Seine erkannte ganze Wahrheil. Auch müssen bekehrte Familienväter wachen, um jeder Gefahr der Gleichstellung mit der Welt und ihrer Lockungen und Einflüsse entgegenzutreten, so dass er mit allen seinen Angehörigen allezeit ganz auf dem Standpunkt stehen könne: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen”. Unheiliger Geist verdrängt den Heiligen Geist. (Der Hohepriester Eli!)
Unter all diesen Voraussetzungen, werden uns die unzähligen kostbaren Gebetserhörungen treuer Mütter usw., wie auch die Tatsache, dass dieses Gebet nach dem Willen Gottes ist, ermuntern, zuversichtlich, beharrlich, mit großer Geduld um die Errettung unserer Augehörigen zu flehen, und wir dürfen sicher der Erhörung gewiß sein, d. h. Gott wird sicher Seine ganze Liebe, Weisheit und Macht gebrauchen, um die Verlorenen zu überwinden und zur persönlichen Willens- und Lebensentscheidung für Christum zu bewegen. Sicher werden in der Ewigkeit verhältnismäßig wenige Seelen sein, die sich durch die heiligen, beharrlichen Glaubensgebete ihrer bekehrten Angehörigen dennoch den Weg in das um so größere ewige Verderben bahnten.
A. W.