Bedeutung von Johannes 2,1-11

Bitte um Aufklärung über die Bedeutung von Johannes 2,1-11.

Antwort A

In Joh. 2,1-11 sehen wir den HERRN bei einer Hochzeitsgesellschaft. Wie ist der HERR dorthin gekommen? Wir dürfen annehmen, dass Er auch hier wie immer Sich kindlich bestimmen ließ vom Vater betreffs der Umstände, ob und was und wie Er reden, wo und wann und wie Er helfen sollte (V. 4). (Für uns, für unseren Wandel ist es wichtig zu wissen, dass es vom Übel ist, sich vom Fleisch, von den auftauchenden selbstsüchtigen Gedanken leiten zu lassen.) Nach den Evangelien hat der HERR kein einziges Wunder zu Seinem persönlichen Bedarf getan. Alles, was Er tat, ging darauf hinaus, zu helfen und zu erfreuen, wie auch hier bei der Hochzeit zu Kana. Hier gab der HERR eine Probe dafür, dass Er Mangel in Überfluß verwandeln konnte. Leere Menschenherzen kann Er noch heute mit Frieden, Freude und Kraft erfüllen ... „Ich bin gekommen, dass sie Leben und Überfluß haben ...” (Min.- Bibel Joh. 10,10b).
C. L.
Antwort B

Wie der Apostel Johannes in Kap. 20,30.31 anzeigt, hat er diese „Zeichen” aus vielen anderen ausgewählt zu dem Zwecke, „dass ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habt in Seinem Namen”. Das Wunder bei der Hochzeit zu Kana ist „das erste Zeichen”, auf welches hin Seine erstgeworbenen fünf Jünger glaubten und Seine Herrlichkeit sahen, wie Johannes, der dabei war, selbst bezeugt (1,14): „Wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.” Also schon bei diesem ersten Zeichen fing der Glaube bei den Jüngern Jesu an, dass Er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei, wie sie es später offen bekannten. Vgl. Mt. 16,15.16; Mk. 8,29; Lk. 9,20; Joh. 6,69. Bei der Hochzeit zu Kana trat also Jesus, der Sohn Gottes, in Seiner Herrlichkeit hervor für die, welche darauf merkten.
Hieraus ergibt sich folgende Bedeutung:

1. Jesus und Seine Jünger wurden auf die Hochzeit geladen. Wer Jesum, den Sohn Gottes, und Seine Jünger zu solchen häuslichen Festen ladet und aufnimmt, der versieht sich mit dem besten Segen, den man sich nur denken kann. Vgl. Mt. 10,40; Joh. 13,20; Hebr. 13,2; Mt. 25,40.

2. Es scheint, dass Jesus und Seine Jünger nur sozusagen zufällige Gäste waren und dass die jungen Eheleute arm waren, so dass der Mangel sofort bemerkbar war. Sie hatten also nicht soviel Wein, dass sich die Gäste betrinken konnten, wie der Speisemeister von anderen Hochzeitsfesten mitteilt. Sie haben aber den Sohn Gottes trotz ihres Mangels mit Seinem ganzen Gefolge geladen und wurden dafür auch irdisch gesegnet.

3. Die Mutter Jesu kannte Ihn aus eigener Lebenserfahrung schon besser als alle anderen. Ihr Hinweis auf die Not war nicht nötig, aber die Not war Jesu nicht der maßgebende Teil, sondern der Wille Seines himmlischen Vaters. Erst wenn die Stunde des Vaterwillens ist, dann ist auch Seine Stunde. Hier konnten alle den verborgenen Zusammenhang des Vaters im Himmel mit Seinem Sohne wahrnehmen.

4. „Was Er euch sagt, das tut”; hiermit bezeugt Maria selbst, dass Jesus in Verbindung mit Seinem himmlischen Vater wirke und hier nur Gehorsam nötig ist, alles andere ergibt sich von selbst.

5. Füllet die Wasserkrüge mit Wasser.” Hier tritt der Unterschied zwischen einem Menschen und dem Sohne Gottes hervor. Ein Mensch kann an Elementen nichts ändern, der Sohn Gottes macht Wasser zu Wein, erhebt Geringes, Einfaches zu Höherem und Herrlicherem. Später bekannten Seine Jünger: „Nun wissen wir, dass Du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, dass Dich jemand frage; darum glauben wir, dass Du von Gott ausgegangen bist.Joh. 16,30.

6. Die Güte des Weins wird besonders hervorgehoben. Wie bei Gott in Seiner Schöpfung alles sehr gut war (1. Mose 1,31), so ist auch das, was Jesus tut und getan hat, unübertrefflich. Wenn Er einen Menschen zu einer neuen Schöpfung macht, ist es gleicherweise aus etwas Geringem und Schlechtem etwas überaus Herrliches. (Joh. 17,22; 2. Kor. 5,17.)

7. Man hat das Wunder ein „Luxuswunder” genannt, aber Jesus befürwortet nicht den Luxus, sondern die Ehre Gottes. Daher ist es ausgeschlossen, dass dieses Ehepaar dem Luxus huldigte, aber Sein hundertfältiges Belohnen durften sie erfahren. (Mt. 19,29; 10,40-42.)

8. Auf Grund dieses Wunders wird oft das sich Betrinken zu beschönigen gesucht. Es wäre natürlich auch noch nachzuweisen, ob dieser beste Wein, von Jesu geschaffen, überhaupt betrunken machte. Aber auch den Fall angenommen, ist es doch außer aller Frage, dass bei dieser Hochzeit keine Betrunkenheit vorgekommen ist. Wo der Herr Jesus als der Sohn Gottes offenbar wird, können Menschen nicht mehr den fleischlichen Lüsten und Begierden frönen. Er, der Heilige, übte auch in der Gesellschaft einen solchen Einfluß aus, dass alles Ungöttliche und Unheilige ausscheiden mußte. Es ist ja auch jetzt noch so, dass gottgeweihte Persönlichkeiten einen solchen Einfluß auf Weltmenschen haben, dass diese in ihrer Gegenwart nicht wagen, etwas Böses zu tun. Möchten doch alle, die bei solchen Festen teilnehmen, diesen Einfluß mitbringen, dann würde in vielen Fällen ein anderer Ton angeschlagen werden und ein anderer Geist herrschen. So ist auch das Essen und Trinken Jesu mit den Zöllnern und Sündern aufzufassen. (Mt. 9,9-13.)

9. Das Beste kommt bei dem Herrn Jesus zuletzt und nicht zuerst, wie bei der Welt. „Die Welt vergeht mit ihrer Lust” und wird immer öder und abgeschmackter. Der Herr Jesus gibt lebendiges Wasser, das ins ewige Leben quillt.
Wo Jesus Christus bleibt der HERR,
Wird's alle Tage herrlicher!
So war's, so ist's, so wird es sein
Bei Seiner heiligen Gemein'.
F. Th. H.

Antwort C

Wenn wir die sinnbildliche Bedeutung der „Hochzeit zu Kana” betrachten, so ist es durchaus nicht einerlei, ob da steht: „am 3. oder 6. oder 8. Tage ward eine Hochzeit”. Wenn es heißt am 3. Tage, so hat das eine besondere Bedeutung; und das um so mehr, als auch zuvor immer wieder gesagt wird: „des folgenden Tages”. Es handelt sich also um eine Aneinanderreihung von Tagen, die mehr als einen buchstäblichen Sinn, die eine vorbildliche Bedeutung haben.
Dies wird auch bestätigt durch die mehr als 100 Kilometer große Entfernung zwischen Bethanien (wo Johannes war, Joh. 1,29) und Kana in Galiläa, wohin Jesus ging. Wenn der Tag in Joh. 1,43 als Abreisetag angenommen wird, so konnte die Reise doch nicht in weniger als drei Tagen beendet werden. Aber nicht nur dieses, auch der ganze Zusammenhang weist auf eine sinnbildliche Bedeutung dieser „Tage” hin. Um diesen 3. Tag zu verstehen, ist es wichtig, auch die anderen „Tage” zu beachten.
Vom 3. Tage (Joh. 2,1) ausgehend - rückwärts - finden wir
den 2. Tag in Kap. 1,43-51 und
den 1. Tag in Kap. 1,35-42.
Nun aber finden wir in Kap. 1,29 nochmals ein „des folgenden Tages”. Was bedeutet dies? Gehen wir nun von diesem Tage des 29. Verses aus vorwärts, so finden wir
den 1. Tag in Kap. 1,19-28 und den folgenden,
den 2. Tag in Kap. 1,29-34 und
den 3. Tag in Kap. 1,35-42,

so dass wir also gleichsam zwei Reihen von je 3 Tagen haben, und zwar ist der 3. Tag der 1. Reihe zugleich der 1. Tag der 2. Reihe.
Die 1. Reihe von drei Tagen (Joh. 1,19-42) steht mit dem Werke Johannes des Täufers in Verbindung. Die 2. Reihe (Joh. 1,35 - 2,11) steht mit dem Werke des HERRN in Verbindung. In beiden Reihen ist jeder Tag vorbereitend für den folgenden.

Der 1. Tag der 1. Reihe (Joh. 1,19-28) ist der Tag der Ankündigung des Messias. Das ganze Volk stand in der Erwartung des Messias. (Lk. 3,15.) Als der letzte der Propheten beendet Johannes der Täufer diesen Tag mit dem Zeugnis, dass Er da sei; obwohl noch unbekannt, aber doch schon mitten unter ihnen. (Joh. 1,26.)
Der 2. Tag (Joh. 1,29-34) enthält die Bekanntmachung und persönliche Kennzeichnung des Messias durch Johannes den Täufer: „Dieser ist es” (V. 30 u. 33), und zwar sowohl „das Lamm Gottes” (V. 29) als auch „der Sohn Gottes” (V. 34).

Der 3. Tag im Zeugnis Johannes' enthält den Schlußdienst des Täufers (Joh. 1,35-42). Es ist der Tag der Überweisung und des Überganges von der Jüngerschaft Johannes des Täufers zur Jüngerschaft Jesu.

Dieser 3. Tag, der der Schlußtag im Zeugnis Johannes' ist, ist nun zugleich der Anfangstag des Dienstes Jesu. Er enthält den Dienst beider. Der Dienst Johannes' endet und der Dienst des HERRN beginnt an diesem Tage, so dass dieser Tag der Schlußtag der ersten Reihe und zugleich der Anfangstag der zweiten Reihe ist.
Wir kommen nun zu den drei Tagen der oben erwähnten zweiten Reihe (Joh. 1,35 - 2,11), jenen drei Tagen, die mit dem HERRN in der Ausführung des Ratschlusses Gottes verbunden sind.

Der 1. Tag (Joh. 1,35-42) zeigt uns den Tag der Gemeinde. Der HERR sammelt die, welche Ihn als den Christus, das Lamm Gottes, erkannt haben, um Sich und führt sie zu dem Platze, „wo Er Sich aufhält”. An diesem 1. Tage befinden wir uns heute: Menschen erkennen und erfassen Ihn im Glauben als das Lamm Gottes und werden der Gemeinde hinzugetan, die „Sein Haus” ist, wo Er Sich aufhält. Dieser erste Tag naht jetzt seinem Ende.

Der 2. Tag (Joh. 1,43-51) zeigt die Wiederaufnahme der Geschichte Israels nach der Entrückung der Gemeinde. Jetzt wird von Ihm geredet als von Dem, von welchem „Moses im Gesetz geschrieben und die Propheten” (V. 45); und wir finden in Nathanel unter dem Feigenbaum den wahren Israeliten, in welchem kein Trug ist. (Der Feigenbaum ist ein Bild des jüdischen Volkes, Lk. 13,6-9.) Es ist der Tag, an dem die Decke von Israels Augen weggenommen wird (2. Kor. 3,16) und es den HERRN erkennt und Ihn (gleich Nathanael) bekennt als den Sohn Gottes.

Der 3. Tag enthält das „ Größere”, wovon der HERR zu Nathanael sprach (Joh. 1,50.51). Dieser 3. Tag ist der Tag der Offenbarung Seiner zukünftigen Herrlichkeit auf Erden als des Herrschers über alle Werke Seiner Hände (Ps. 8). Von diesem 3. Tage heißt es Joh. 2,11: „Er offenbarte Seine Herrlichkeit”. Das Wunder auf der Hochzeit zu Kana wird nicht ein Wunder, sondern ein „Zeichen” genannt. Zwischen „Wunder” und „Zeichen” besteht ein Unterschied. Nicht alle Wunder sind Zeichen. „Zeichen” tragen eine tiefe, sinnbildliche Bedeutung in sich. Dieses Zeichen in dem Wunder zu Kana war eine Zeichenoffenbarung Seiner zuk ünftigen Herrlichkeit auf Erden, wenn das Wasser der Reinigung wird zum Wein der Freude werden.

In diesem Zeichen am 3. Tage werden wir in der „Hochzeit” zu den Anfangsgedanken Gottes über den Menschen zurückgeführt nach dem Garten Eden (1. Mose 2,21-25). Er bringt Seine Anfangsgedanken zur Ausführung, indem Er die Sünde der Welt wegnimmt. Israel (im Bilde die „Mutter Jesu”, vergl. Jes. 9,6: „ein Kind ist uns geboren”, Röm. 9,5: „aus welchen, dem Fleische nach, der Christus ist”) beginnt in jener Zeit für Ihn zu wirken und fordert zum Glaubensgehorsam auf: „Was... Er sagt, tut” (V. 5). Auch sie (die Mutter - Israel) bringt den Mangel des Weines vor Ihn, aber Er weiß die rechte Stunde, wann Er ihn geben kann. Zweierlei musste offenbar werden: 1. dass sie keinen Wein mehr hatten und 2. dass kein Wasser zur Reinigung da war. Die Krüge waren leer geworden. Wie furchtbar werden die Tage der großen Trübsal sein, die der Offenbarung Seiner Herrlichkeit (die mit dem Wein der Freude verbunden ist) voraufgehen! Dann wird es in Wahrheit heißen: „Sie haben keinen Wein”. Keine Freude wird es mehr in der Welt geben; und die Gefäße, die für die Reinigung der Menschen aufgestellt sind, werden dann ganz besonders ihre Leere, ihr völliges Versagen offenbaren. Ja, unser Wein muss zu Ende gegangen sein, erst dann kann Er uns Seinen Wein geben. Er gibt aber nicht ohne weiteres den Wein. Er beginnt mit dem Wasser (Reinigung) und verwandelt dieses (Er schafft nicht neuen) in Wein. Manche möchten den Wein ohne das Wasser. Die „Diener”, die Knechte Christi, die nach Seinem Worte handelten, sie kennen das Geheimnis Seines Weines, aber der Speisemeister, der eigentliche Festordner, war unwissend und fand es verkehrt, dass der gute Wein bis zuletzt aufbewahrt war. Ja, der HERR gibt den besten Wein zuletzt. Die größte Freude erwarten wir noch, ja, sie erwartet uns noch! Gelobt sei Er!
v. d. K.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Kostbare, vielseitige Antworten sind uns hier geschenkt. - Ich möchte zunächst hinweisen auf Frage 16 in Band II, in der die nur scheinbar harte Redeweise des HERRN gegenüber Seiner Mutter ins rechte Licht gerückt ist. Und wie ging sie auf Seine Gedanken ein! (V. 5.) - Dann betrachte ich mit ein paar Worten die Verschiedenheit zwischen den Personen von V. 10 und Kap. 1,51 („Sohn des Menschen”). Was tut „jeder Mensch” (Luther: „jedermann”)? er gibt zuerst das Beste, was er hat - aber Er, „der Sohn des Menschen”, machte umgekehrt. Alles Tun der Menschen endet mit einem Mißerfolg, nicht so Seines! Und so wird's jeder einzelne erfahren, der sich Ihm anvertraut, und so erfährt's, wie Antwort C zeigt, dereinst - und vielleicht, wie bald! - Israel, Sein Volk der Wahl! Nach dem Wasser der Reinigung, der Läuterung und darum der Trübsal („der großen Drangsal”) wird der Wein der Freude Israels Teil, nach den Tagen der Menschen, der Feinde Gottes, kommt der Tag der Offenbarung der Herrlichkeit „des Sohnes des Menschen”. - Aber auch Seine Gemeinde heute erfährt etwas von dem Handeln von „jedermann”, und das ist nicht lieblich und köstlich, und sie wartet auf die Herrlichkeit Dessen, der sie für Sich erkauft hat und der Selber keinen Tag länger als nötig verzieht, ehe Er die völlige Freude offenbart, die niemand von uns nehmen wird (Joh. 16,22); dann ist „jedermann” mit seinem Tun am Ende. Dann, wenn „Seine Stunde gekommen” ist - was wird das für Herrlichkeit sein!

Und dazu noch ein kleiner Gedanke: Der Speisemeister hält den Bräutigam für den Geber des guten Weines. Er wußte es ja nicht anders, doch hierin ist fein angedeutet, dass Der, der sinnbildlich den Charakter des Bräutigams trägt, der Herr Jesus - so hier in Kap. 2 und so auch in Kap. 3 (V. 29!) - von denen, die hienieden als die Festordner der irdischen Freuden erscheinen, die es den Menschen so schön und bequem machen wollen, wie sie nur können, ob in moralischer oder religiöser Hinsicht - dass Er von diesen nicht erkannt wird als der alleinige Geber der vollkommenen Freude und des wahren bleibenden Glückes. Was „jedermann”, was ein irdischer Bräutigam tut, das weiß die kluge Welt, was aber der himmlische Bräutigam zu tun imstande ist und so gern tut, das wissen nach Kap. 2 nur „die Diener” (d. h. die, die Seinem Worte gehorsam sind) und nach Kap. 3 „die Braut” und „der Freund des Bräutigams”! Kennst du, kennen wir Ihn, den Herrn Jesus als den Bräutigam? Freuen wir uns auf die Hochzeit, „die Hochzeit des Lammes”? Off.19.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 7 (1920)