Auslegung Römer 8:19-25

Bitte um eine kurze Auslegung von Röm. 8,19-25!

Antwort A

Mit V. 19 möchte man Kol. 3,4 und 1. Joh. 3,2 vergleichen. Das Harren der Schöpfung wartet auf den Tag, da der HERR mit Seinen Erkauften erscheinen wird, um durch Gericht alles in Ordnung zu bringen (2. Thess. 1,10; Apg. 3,19.21). - V. 20-22: Der Mensch wurde zum Herrschen geschaffen, um Gott auf der Erde zu vertreten (1. Mose 1, 26.28), aber da er durch Ungehorsam und Hochmut in die Knechtschaft Satans, der Sünde, der Eitelkeit fiel, so ist es klar, dass alles, was von ihm beherrscht wurde, auch mit ihm in die Knechtschaft fiel; unsere Sünde hat die Grausamkeit der Raubtiere, das Leiden des Tierreiches, die Unfruchtbarkeit des Bodens, die Krankheiten des Pflanzenreiches, alle Unregelmäßigkeiten in den Verrichtungen der Schöpfung: Mißbildungen bei den lebendigen Wesen, Störungen, Erdbeben usw., verursacht und verursacht sie noch. Aber Gott ließ dies zu, um die Schöpfung teilhaftig an den Ergebnissen des Werkes Christi (Kol. 1,20; Hebr. 2,9) zu machen. V. 23 drückt das Sehnen, das Verlangen der im Leibe noch wohnenden Kinder Gottes aus (2. Kor. 5,2.4; Phil. 1,23). V. 24.25: Ihre tatsächliche Errettung ist noch nicht ausgeführt, obgleich alles für dieselbe vollbracht ist (Joh. 19,30). Sie warten noch, aber mit Gewißheit, auf die Vollendung ihres Heiles, welche die Wiederkunft des HERRN ist, durch die sie in Herrlichkeit aufgenommen werden; dann wird die Schöpfung selbst im Tausendjährigen Reiche von der Herrschaft der Sünde befreit werden (2. Thess. 2,3-8). In Verbindung mit V. 24 und 25 lese man noch Hebr. 2,8; 9,28; 1. Petr. 1,3-9;

2. Thess. 2,16; 2. Kor. 4,18; Eph. 1,18. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi für diese gute Hoffnung; Er ist unsere Hoffnung (1. Tim, 1,1).
R. W. D.

Antwort B

Als der HERR hienieden wandelte, seufzte Er im Geiste (Joh. 11,33.38). Er sah und empfand in Seiner Seele den Tod und das Verderben, welches durch die Sünde in die Welt gekommen war. So haben auch heute die Kinder Gottes ein Empfinden für die Knechtschaft des Verderbnisses, unter der die Schöpfung seufzt.
Der Mensch ist das Haupt der Schöpfung, und als durch seine Sünde das Gericht Gottes über ihn kam, kam auch die Schöpfung unter den Fluch (1. Mose 3). Da ist der Ursprung und Anfang des Seufzens. Von da an brachte die Erde statt Früchte Dornen hervor. Die Tiere, die einst dem Menschen nahten, flohen vor ihm, er wurde ihr Tyrann, und nur im Schweiße seines Angesichts fand er selbst sein Brot. Mit Seufzen und Geschrei betritt er die Welt, und so geht er auch wieder aus ihr heraus. Mit dem Fortschreiten in der Sünde und Empörung gegen Gott mehren sich auch die Wehen und das Verderben der Schöpfung. Die Sintflut brachte neues Verderben. Bis dahin erreichte der Mensch ein fast tausendjähriges Alter, jetzt wurde das Leben abgekürzt. Babel, Sodom usw. zeigen weitere Spuren des mit der Sünde zunehmenden Verderbens.

Obgleich wir die Erstlinge des Geistes haben (V. 23), so gehören wir durch den Leib noch dieser Schöpfung an und seufzen in uns selbst und harren der Erlösung. Zugleich sind wir aber auch der Mund der seufzenden Schöpfung, der das Sehnen der Kreatur nach dem Tage der Offenbarung der Söhne Gottes vor Gott ausdrückt. Jetzt ist noch der Tag des Weinens, aber bald kommt die Stunde, von welcher der HERR sagt: Ich werde euch wiedersehen (Joh. 16,22), und dann naht der Tag, an dem wir mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit (Kol. 3,4), der die Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft und Gebundenheit in sich schließt. Dann, wenn die Kinder Gottes offenbar werden, wird auch sie in dem Schmucke ihrer Schönheit gekleidet sein.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Hat es uns noch niemals wie ein heiliger Schmerz tief ergriffen, wenn wir sahen, wie ein armes Lastwagenpferd auf der Straße erbarmungslos mißhandelt wurde, oder wenn wir einen jämmerlichen Droschkengaul auf dem glatten Asphalt stürzen sehen mußten? Sicherlich! Haben wir nicht schon ähnlichen Schmerz empfunden gelegentlich beim Anblick eines gefangenen Vögelchens, oder wenn wir irgendwie gezwungen waren, in der Natur einen Kampf auf Leben und Tod mitanzusehen? Sollte unser Schmerz nicht gewissermaßen die stille, traurige und sehnsüchtige Antwort sein auf den klagenden Schmerzensschrei der um unsertwillen, um des gefallenen Menschen willen leidenden Tierwelt, ja der gesamten Schöpfung? Sie, die Schöpfung, seufzt - unbewußt freilich, aber darum nicht weniger sehnend - nach der Erlösung, die erst eintreten kann, wenn die „Erlösung unseres Leibes” eintritt, die „zukünftige Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll”. lasst uns mehr unter diesem Gesichtspunkt die leidende Naturwelt anschauen, dann werden wir das Mitleiden und Erbarmen mit ihr haben, das uns als Christen geziemt (vgl. z. B. Spr. 12,10 u. a.), uns, die wir uns mitverantwortlich wissen für die „Knechtschaft des Verderbnisses und der Eitelkeit”, unter welche der Mensch durch seine Sünde die Schöpfung unterworfen hat (V. 20)!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)