Auftreten der zwei Zeugen

Zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Umständen wird das Auftreten der zwei Zeugen geschehen (Offenb. 11,3-13)? Gibt uns die Schritt irgendwelche Winke, wer diese beiden Zeugen sein könnten?

Antwort A

Wir möchten obigen Fragen noch eine hinzufügen: Wo wird sich dies abspielen?
Wie das Land Palästina der Mittelpunkt - der „Nabel” - der ganzen Erde ist (Hes. 38,12), so ist Jerusalem der Mittelpunkt des Landes. Hier (Off. 11) wird es Vers 2 die heilige Stadt genannt, und Vers 8 die große Stadt. „Heilig” wird sie genannt nach dem Vorsatz Gottes, weil Gott Jerusalem erwählt hat vor allen anderen Weltstädten und sie abgesondert, auserkoren hat, der sittliche, herrliche Mittel- und Ausgangspunkt des Gesetzes und des Wortes Jehovas im zukünftigen Zeitalter zu sein (Jes. 2,3). Viele Christen kennen in bezug auf die irdische Berufung nicht das göttliche „Der, Die, Das”. Nicht der Montblanc noch der Mount Everest sind die von Gott erwählten Berge, sondern der Berg Zion. Nicht London, Paris, New York, Athen, Moskau, Rom noch Berlin sind die von Gott auserwählten Städte, sondern die Stadt Jerusalem. Nicht die Briten, Amerikaner, Franzosen, Italiener noch die Deutschen sind das Volk, das Gott berufen hat, einst das Haupt aller Völker zu sein, sondern das Volk Israel. Die „heilige Stadt” kann nur eine Stadt auf Erden genannt werden. Darum wird das irdische Jerusalem im Neuen Testament dreimal „heilige Stadt” genannt (Mt. 4,5; 27,53; Off. 11,2), wie auch das himmlische Jerusalem ebensoviel Male (Off. 21,2.10; 22,19).

Wir werden, so Gott will, später noch sehen, daß, wer Palästina, die Brücke dreier Erdteile, besitzt, die Erde beherrschen kann. Darum haben alle vier Weltreiche stets dieses Land besessen. Ohne dasselbe wären sie keine Weltreiche gewesen. Dann wird aber dieselbe Stadt Vers 8 die „große Stadt” genannt. Der Geist Gottes gibt uns zu dieser Bezeichnung gleich die Erklärung: „Welche geistlicherweise Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr HERR gekreuzigt wurde.” Ihre Größe besteht in dem Verderben und Abfall von Gott. „Sodom”: sittliches Verderben, Perversität. „Ägypten”: Knechtschaft und Weltherrlichkeit. „Wo ihr HERR gekreuzigt wurde”: die größte Mord- und Blutstadt. Ja, die größte Sünde aller Sünden ist in der Kreuzigung des HERRN dort begangen worden. Darum die „große Stadt”. In diesem letzten Buch der Bibel kommt das Wortchen „groß” am häufigsten in bezug auf göttliche, menschliche und satanische Dinge vor. Das griechische Wort „megas”, welches ungefähr 82mal vorkommt, wird meist mit „groß” (ungefähr 66mal; die Offenbarung ist das 66. Buch der Bibel) und „laut” übersetzt. Man kann wohl sagen, dass dieses Buch besonders dadurch gekennzeichnet ist. In diesem letzten Buch, wo Gott in Seiner Heiligkeit wie auch Gnade die Bilanz der Welt-, Menschheits- und Erlösungsgeschichte zieht, finden wir die große Abrechnung und Belohnung aller sittlichen Wesen. Welcher Lohn, mein teurer Leser, wird dir und mir zuteil werden?
Nachdem wir versucht haben, die Frage, „wo” es sein wird - des Ortes -, zu beantworten, möchten wir nun mit dem Beistand des HERRN die Frage der Zeit - „wann” es sein wird - zu lösen versuchen.

Obwohl die Antwort nicht so einfach ist, glauben wir doch auf Grund des Wortes ihre richtige Lösung zu finden. Wir haben in diesem Abschnitt vier ganz bestimmte Zeitangaben. (4 ist die Zahl der Erde. Das Wort „Erde” wird in diesem Abschnitt Vers 1-13 - sechsmal gebraucht. 6 ist die Zahl des Menschen, vergl. Vers 10. Die Menschen, „welche auf der Erde wohnen”, wollen die Rechte des Herrn der Erde - Vers 4 - nicht anerkennen.) Vers 2 haben wir die 42 Monate. Diese Bezeichnung finden wir noch einmal Kap. 13,5. Vers 3 wird von 1260 Tagen gesprochen. Diese Zahlenangaben von Tagen finden wir auch nochmals Kap. 12,6. Außerdem finden wir noch zweimal, Vers 9 und 11 in Kap. 11, „drei Tage und einen halben”. Alle diese Zeiten sind buchstäblich zu verstehen. Der Vollständigkeit halber muss noch eine andere Zeitangabe mit erwähnt werden, die wir nicht in diesem Abschnitt finden, sondern in Kap. 12,14: „Eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit.” Diese Bezeichnung finden wir noch zweimal in Daniel 7,25 und 12,7. Wir sind der Überzeugung, dass alle drei Bezeichnungen von Tagen, Monaten und Zeiten nicht nur eine gleiche Zeitdauer von dreiundeinhalb Jahren bestimmen, sondern auch rein geschichtlich zusammenfallen. Warum gebraucht der Heilige Geist verschiedene Ausdrücke für geschichtlich dieselbe Zeit? Weil der Geist Gottes die Zeit verschiedenartig bewertet. Z. B, die dreiunddreißig Jahre Erdenleben des HERRN; die dreiundeinhalb Jahre öffentlichen Dienstes des HERRN; die drei Stunden des Gottverlassenseins des HERRN am Kreuze werden von Gott ganz anders bemessen, bewertet und verzeichnet als die Jahre und Stunden irgendeines Menschen. Wir freuen uns, dass der HERR auch in diesem den Vorrang hat!

So finden wir die Tage in Verbindung mit der Treue Seiner Zeugen und Seiner Treue den Seinen gegenüber im Versorgen in der Wüste: Jeder Tag des Zeugnisses ist Ihm so wertvoll, dass Er jeden Tag als einen Juwel in die Zeugniskette einreiht. Darum 1260 Tage. Wie wunderbar ist doch unser Gott! Hingegen in Kap. 12,6 muss das Weib in der Wüste mit der täglichen Versorgung von seiten ihres Gottes rechnen wie Elias am Bache Krith und das Volk Israel in der Wüste. Ach, möchten wir dies doch auch lernen, täglich mit der Versorgung unseres Gottes zu rechnen und uns nicht für die fernliegende Zukunft unnötig zu sorgen!

Die 42 Monate stehen mehr in Verbindung mit den religiösen Zeitabschnitten der Juden. Die Monate sind Mondmonate, deren Anfänge besonders gefeiert wurden. (Vergl. 4. Mo. 10,10; 28,11-14; Ps. 81,3.) Doch jeder Anfang der 42 Mond monate war ein Schritt weiter und näher zu Ihm, der bald als Sonne der Gerechtigkeit aufgehen würde; der nicht nur dem Zertreten der heiligen Stadt (11,2) und der Frechheit des Tieres, Kap. 13,5, ein jähes Ende bereiten wird, sondern damit zugleich herbeiführen wird, dass Seine Geliebten - im Bilde zu reden - nicht mehr im Lichte des Mondes zu wandeln brauchen, sondern sich erfreuen am Lichte, an der Wärme und Liebe ihrer Lebenssonne. Ihm sei Dank!

Die Bezeichnung „eine ZeitZeiten und eine halbe Zeit” soll uns mehr die Kürze der Herrschaft des Tieres und der Verfolgung des Weibes andeuten. Seine Zeit ist kurz bemessen. Darum wählte der Heilige Geist diesen tröstlichen Ausdruck. Dies war eine kleine Abweichung über die Bedeutung der verschiedenen Bezeichnungen der Zeit.

Damit ist aber unsere Frage, wann dies sein wird, noch nicht beantwortet. Wir können wohl behaupten, dass nur die zweite Hälfte der Jahreswoche Daniels so bezeichnet wird; nie die erste Hälfte. Wenn der Leser sich die Mühe nehmen will, alle sieben Stellen in Daniel und der Offenbarung eingehend zu vergleichen, wird er erkennen, dass es so ist. Die Zeit des Auftretens der zwei Zeugen ist also die zweite Hälfte der Jahreswoche nach Dan. 9,24-27, die Zeit der großen Drangsal.
Nun können wir zu der dritten Frage übergehen: Unter welchen Umständen wird das Auftreten der zwei Zeugen geschehen?

Was kann auf eine solche Frage nicht alles geantwortet werden! Ehe uns Gott mit den zwei satanischen Persönlichkeiten in Kap. 13, die Er uns als Tiere vorstellt, beschäftigt, zeigt Er uns am Anfang des Endes der größten, frechsten, satanischsten, götzendienerischsten und dunkelsten Zeit der Menschheitsgeschichte Seine zwei Zeugen. Auch in jener Zeit wird Gott in Seiner Gnade Menschen befähigen, für Ihn zu stehen und zu zeugen. Wie verstehen wir den Trost und die Ermunterung, die selbst in der Anordnung und Reihenfolge der Geschichte liegt? Verstehen wir Seine Gedanken im Blick auf das Vorrecht, die Möglichkeit und die Notwendigkeit Seines Zeugnisses durch Seine Heiligen unter allen, ja den denkbar schwierigsten Umständen? Und die Zusicherung, dass Er uns stützt? Unter diesen Umständen beginnen die zwei Zeugen ihr Zeugnis.

Ehe der HERR uns die Untreue der Gemeinde (Kap. 2 u. 3) zeigt, dürfen wir im 1. Kapitel uns an der Treue des Apostels Johannes weiden und an dem Troste, den der HERR ihm spendet. Ehe die Siegel der Gerichte im 6. Kapitel gebrochen werden, zeigt Er uns im 4. und 5. Kapitel eine Schar, die Ihn anbetet. Ehe die Endgerichte über diese Erde dahinbrausen im 8.-19. Kapitel, zeigt uns der HERR die 144000 und die unzählbare Schar, die Er Sich gesichert hat, sie zu bewahren vor den Versuchungs- und Verführungskünsten des Gottes dieser Welt! Wer könnte alles aufzählen? Wer ist tüchtig dazu? Man müßte das ganze Wort so durchnehmen.
Doch müssen wir zur letzten und vielleicht für viele wichtigsten Frage übergehen: Wer sind diese zwei Zeugen?

Manche haben geglaubt, dies sei die Hauptsache. Wir sind nicht dieser Meinung. Wir freuen uns, dass sie da sind, ganz gleich, wer sie sind. Es wird vor der Zeit niemand je gefunden werden, um uns die Namen dieser zwei Zeugen anzugeben, obwohl Gott uns die Art, den Charakter, den Geist, die Aufgabe und die Macht dieser Zeugen klar vorstellt.

Und dies alles in etwa darzulegen würde zu großen Raum beanspruchen. Beschränken wir uns auf das Wesentliche:

1. Sie werden Zeugen Gottes genannt: Sie bezeugen, was sie wissen und erlebt haben.

2. Sie weissagen in Sacktuch: Sie kennen die Gedanken ihres HERRN und trauern darüber, dass Seine Rechte als „HErr der Erde” (nicht nur des Himmels, V. 13) nicht anerkannt werden.

3. Sie sind die zwei Ölbaume: Sie stehen in der Kraft des Geistes Gottes. Als Ölbäume zeigen sie uns ihren göttlichen, besonders geistlichen Charakter, weil Öl ein Bild des Geistes ist (vergl. Sach. 4). Zugleich besagt die Zahl 2 nicht nur Zeugengültigkeit (vergl. 2. Kor. 13,1), sondern auch die Rechte ihres HERRN als Priester und König.

4. Sie sind die zwei Leuchter: Dies bedeutet, dass selbst in jener dunklen Zeit Gott die Erde nicht ohne Licht des Geistes lassen wird. Welch eine Gnade!

Sie stehen vor dem HERRN der Erde: Dies sind des HERRN Rechte, von der Erde durch das Land Palästina Besitz zu ergreifen. Darum begleiten die Aussprüche des HERRN durch Seine Zeugen Straf- und Gerichtswunder. Wir brauchen wohl den Leser nicht darauf aufmerksam zu machen, dass solche Gerichtswunder nichts mit der jetzigen Haushaltung der Gnade zu tun haben. Denn Christus wird nicht durch die Gemeinde Besitz von der Erde ergreifen, sondern durch Israel (vergl. Jos. 3,11-13), das irdische Bundesvolk. Durch die Gemeinde wird Christus von dem gesamten Weltall Besitz ergreifen (Eph. 3,6; 1,10.13). Strafwunder stehen nur mit des HERRN Rechten über Sein irdisches Volk (vergl. 2. Mo. 7-12) und der Zurückführung dieses Volkes vom Götzendienst zur Jahwe (Jehova)-Verehrung in Verbindung. Darum finden wir, dass in den Wundern und der Art des Geistes dieser beiden Zeugen auf Mose und Elias angespielt wird. Und warum dies? Nicht darum, weil diese zwei Zeugen - wie etliche behaupten - Mose und Elias selbst seien. Wir halten dieses auf Grund des Wortes Gottes für vollständig ausgeschlossen. Wir müssen es uns leider versagen, auf diesen Gegenstand näher einzugehen. Dass ihr Geist, ihre Art, ihre Wunder hier uns gezeigt werden, hat einen anderen Grund als den ihres persönlichen Erscheinens. Mose und Elias waren im Alten Testament die zwei größten öffentlichen Zeugen, die für die Rechte Jahwes (Jehovas) eintraten: Mose für die Rechte der Freiheit Seines Volkes seinem Sklavenhalter gegenüber, Elias für die Rechte Seiner alleinigen Ehrung und Anbetung von seiten Seines Volkes Baal gegenüber. In diesem Geiste und diesem Eifer für Jahwe werden Seine Rechte am Ende der Tage wieder von zwei Zeugen geltend gemacht, in denen Gott in der Gleichartigkeit ihres Auftretens Seine zwei Zeugen im Alten Testament ehrt.

Dass die Wunder Elias an erster Stelle stehen, überhaupt dieser Abschnitt viele Parallelzüge aus dem Leben des Elias anführt, zeigt uns, ohne Gefahr zu laufen, es falsch zu verstehen, dass es sich hier um den Abfall Seines irdischen Volkes handelt, ähnlich wie zur Zeit Elias. Vergleiche Elias Wunder und Nachahmung: Feuer: Off. 11,5; 13,13; Elias Gebet und Erfüllung: Dürre: Off. 11,6; Jak. 5,17.18; 3½ Jahre (gleich 1260 Tagen dieser zwei Zeugen) war der Höhepunkt und die Glanzzeit seiner Prophetenlaufbahn (vergl. 1. Kön. 17-19). Es beträgt genau die Zeit des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus. Sie fuhren gen Himmel, Vers 12:Elias fuhr im feurigen Wagen gen Himmel. 7000 Menschennamen kamen bei diesem Erdbeben um, Vers 13: 7000 hatte Jahwe sich aufbewahrt, wovon Elias nichts wußte (1. Kön. 19,18). Erdbeben hier wie dort: Vers 13; 1. Kön. 19,11.12. Der Leser stelle selbst noch Vergleiche an!

Mose wird an zweiter Stelle in den Wundern gezeigt, weil der Mensch sich erst zu Gott wenden muß, welches die Aufgabe Elias war, ehe er von der Knechtschaft Ägyptens - der Welt - befreit werden kann, was die Aufgabe Moses war. Von Mose wird nur das erste öffentliche Strafwunder genannt: Wasser (unbedingt notwendig zum Leben) wird in Blut (Tod) verwandelt. Aber wichtig ist, die Beziehungen dieser beiden alttestamentlichen Zeugen zu sehen: Mose leitete die erste Wunderperiode in Strafgerichten ein, Elias die zweite in Zuchtgerichten. Jene waren für Ägypten, diese mehr für das abtrünnige Volk Gottes.

So eng sind diese beiden Männer innerlich verbunden nach den Gedanken Gottes, dass beide mit Namen am Ende des Alten Testaments, Mal. 4,4-6, genannt werden. Beide Charaktergestalten sind mit dem Berg Horeb eng verbunden (2. Mo. 3,1; 1. Kön. 19,8). Wieder finden wir sie vereint auf dem Berge der Verklärung, wo Seine Macht und Seine Ankunft kundgetan wurden (vergl. Matth,17,1-8 und 2. Petr. 1,16.18). Gerade um dieses handelt es sich auch bei diesen zwei Zeugen hier in der Offenbarung.

Aber das Wunderbarste ist, dass die Wolke der Gegenwart Gottes das Leben dieser zwei alttestamentlichen und ebenso dieser zwei neutestamentlichen Zeugen krönt. In Verbindung mit Mose - 2. Mo. 13,21 - wird sie zum erstenmal genannt; Mt. 17,5 wird sie uns im Neuen Testament gezeigt, wo wir sie beide - Mose und Elias - finden. Und die zwei apokalyptischen Zeugen werden in ihr gen Himmel getragen (Off. 11,12).
Dies ist der Werdegang und Abschluß, der „Ausgang” Seiner Zeugen.
Wie groß und wunderbar ist Seine Liebe!
K. O. St.

Schlussbemerkungen des Schriftleiters

Der Verfasser der obigen kostbaren Antwort hat gewünscht, dass dieselbe noch irgendwie ergänzt werden möchte - als ob sie dessen bedürfte! Aber vielleicht darf ich einige Worte anfügen dazu, dass der Verfasser schreibt, diese zwei Zeugen würden nicht Mose und Elias selbst sein.

Dieses ist meines Erachtens unbedingt zu unterstreichen, zumal es eine ganze Reihe von Vermutungen über diese beiden Persönlichkeiten gibt! Man hat z. B. auch angedeutet, diese beiden Zeugen seien Henoch und Elias in Person! Man begründet diese Anschauung damit, dass beide nicht gestorben seien, was doch das Los jedes Menschen sei, also würden sie den Tod nachträglich erleiden. Aber wenn diese letztere Meinung richtig wäre, dann wäre die Verwandlung der Gläubigen beim Kommen des HERRN, ohne dass sie sterben müßten, nicht wohl möglich, und wir fragen, ob denn Gott nicht in Vorbildern die spätere Erfüllung von Phil. 3,21 ankündigen kann (d. h. die Verwandlung [ohne Tod!] zur Gleichförmigkeit mit dem verherrlichten Leibe Jesu.) Wie dem aber auch sei, an Henoch darf meines Erachtens hier gar nicht gedacht werden, da dieser doch die Gemeinde, d. h. die Entrückung der Heiligen, vorbildet und nicht in Verbindung zu bringen ist mit Israels Geschichte. Dagegen an das Zeugnis jener belden Männer, die aufs engste mit Israels Geschichte verquickt sind und deren Namen gerade in dieser Beziehung sehr oft im Neuen Testament vorkommen (von Mose ist über 70mal, von Elias gegen 30mal im Neuen Testament die Rede, von Henoch aber nur 3mal und nicht in Verbindung mit Israel, nämlich in Lk. 3,37; Hebr. 11,5 und Jud. Vers 14), - an jene ist hier sicherlich zu denken, doch aber gewiß nicht so, dass sie in Person aufträten. Bei einer Frage, ob Elias in der Person des Johannes gekommen sei, im 1. Jahrbuch der „Handr.” (Frage 12), wurde diese Meinung, dass Elias in Person einer der beiden Zeugen sei (eben „weil er den Tod noch nicht gesehen habe”, Antw. B) auch angedeutet, ohne dass ich mich dem anschließen möchte. Wer der andere sei, ist dort aber nicht gesagt, wenigstens nicht mit Namen, von Mose ist aber nicht die Rede. Mose ist ja auch gestorben, wenn auch betr. seines Todes und Grabes Geheimnisse vorhanden sind (5. Mo. 34, vergl. Judasbrief!). Aber gerade diese Tatsache, dass Johannes „im Geist und in der Kraft des Elias vor dem HERRN hergehen” sollte (Lk. 1,17) und dass der HERR sagt in Mt. 11,14 (vergl. Mt. 17,3-12; Mk. 9,11-13 u. a.): „Johannes ist Elias, wenn ihr es annehmen wollt”, gerade diese Worte widersprechen aufs entschiedenste der Meinung, dass Elias in Person kommen würde! Er war vielmehr gekommen, eben in Johannes - und er wird bei dem zweiten Kommen des HERRN wiederum kommen in irgendeiner anderen (geschichtlichen) Person!
In der Kraft jener beiden alttestamentlichen Zeugen werden, wie obige Antwort es so wunderbar ausführt, diese beiden Zeugen auftreten, „die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem HERRN der Erde stehen” (vergl. Sach. 4,14!). Nach dem ganzen Wortlaut in Off. 11 muss es sich um zwei zukünftige, bedeutende geschichtliche Persönlichkeiten handeln, nicht um Sinnbilder (etwa des wiederhergestellten Israel und Juda)! Die Tatsachen von Off. 11 sind nur denkbar, wenn es sich um zwei wirkliche Männer handelt, die als Zeugen des HERRN der Erde, als Repräsentanten Seiner königlichen und priesterlichen Herrlichkeiten auftreten - und wer könnte dies besser als solche, die in der Kraft des Elias und des Mose kommen?!

Und wie kostbar, dass der „HErr der Erde” eben diese Erde nie ohne Zeugen, ohne Licht läßt, aber nur geisterfüllte Zeugen kann Er gebrauchen, und stets werden zu Seiner Zeit Ihm solche zu Seiner Verfügung stehen, getreu bis in den Tod. Er aber wird auch ihr reicher Vergelter sein, ihr Belohner, und zwar hier angesichts ihrer Feinde! (Vers 12.) Welch eine Szene wird das sein! Gepriesen sei der HERR, dass Eruns vergönnt, Mitwisser dieser noch zukünftigen und doch gewiß wie nahen Ereignisse zu sein, die Sein Kommen in Herrlichkeit einleiten! Und wenn sie geschehen, dann sind wir, Seine Heiligen insgesamt, bereits längst bei Ihm!
Amen, komm Herr Jesu!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 13 (1928)