Auferstehung der Toten - Zurückbringung Israels

Kann man wohl aus Hes. 37,24-25 schließen (sowie Hes. 34,23), dass die erste Auferstehung der Toten und die Entrückung der Gemeinde jener Zurückbringung Israels vorangeht? Ist David zu der Zeit auferstanden oder ist die Stelle auf Jesum zu beziehen, und wo sind die schriftgemäßen Anhaltspunkte für ein solches lnbeziehungsetzen?

Antwort

Die „Zurückbringung Israels” ist ein Vorgang, der sich auf einen längeren Zeitraum erstreckt. Schon jetzt sehen wir einen starken Zug unter den Juden nach dem Lande ihrer Väter, aber wir dürfen wohl annehmen, dass nach der Entrückung der Ecclesia (Kirche oder Gemeinde) das Zurückströmen der Vertriebenen Israels noch in ganz anderem Umfange stattfinden wird - s. z. B. Jes. 43,5; 49,17.18; Jer. 23,3; 29,14 usw. -, denn die Voraussetzung für die Herrschaft des Antichristen und die damit zusammenhängenden Vorgänge ist die Wiederherstellung des Volkes Israel zu einem vereinigten Volk in Palästina. Aber selbst nach dem Erscheinen des HERRN für Sein irdisches Volk wird das Zurückbringen der zerstreuten Söhne und Töchter Israels noch fortdauern, wie viele Schriftstellen andeuten (Jes. 35,10; 60, bes. V. 4.8.9; 66,20; Jer. 31,8-12 usw.). Dieses alles zusammengefaßt finden wir unter dem Bilde einer Auferstehung in Jes. 26,8-21 (bes. V. 19); Hes. 37,1-14 und Dan. 12,1-3. In diesen Schriftstellen ist keineswegs die Auferstehung Gestorbener gemeint, sondern dieses Bild ist nur angewendet auf das jetzt infolge seiner Zerstreuung unter die Völker der Welt gleichsam „im Staube” und „im Grabe” liegende Volk, das durch seine Zurückbringung und Wiedervereinigung zu einem Volkskörper eine „Auferstehung” als Volk erlebt. Hes. 37 zeigt uns diese Wiederherstellung Israels in seinem ganzen Umfange bis zu der Vollendung unter der gesegneten Herrschaft ihres verheißenen Königs. Danach lässt sich die Frage, ob die erste Auferstehung und die Entrückung jener Zurückbringung vorangehen, nicht mit „ja” oder „nein” beantworten, weil die Zurückbringung, wie wir oben gesehen haben, ein Werk Gottes ist, das in seinen Anfängen schon jetzt beobachtet werden kann, offenbar aber nach der Entrückung der Ecclesia in besonderer Weise in Erscheinung treten wird und seine Vollendung erst erreichen wird, nachdem der HERR zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Reiches gekommen sein wird, also auch die „erste Auferstehung” geschehen sein wird, denn diese ist mit letzterem Kommen des HERRN verbunden. (Off. 20,4-6.) Demnach wird zu jener Zeit, wenn Hes. 34,23 und 37,24.25 in Erfüllung gehen wird, David auferstanden sein, aber „mein Knecht David” in ebengenannten Schriftstellen bezieht sich nicht auf den König David, sondern auf den Herrn Jesus, wie viele Stellen des Wortes Gottes deutlich zeigen. Gott hatte dem David nicht verheißen, dass er persönlich in jenem zukünftigen Reiche herrschen solle, sondern dass Er ihm „ein Haus machen” und „seinen Samen nach ihm erwecken” wolle und dass sein Haus und sein Königtum und sein Thron fest sein solle auf ewig (2. Sam. 7,11-16; 1. Chr. 17,11-14), wie auch Petrus in Apg. 2,30 sagt, dass Gott dem David geschworen hatte, „von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen”. Und dass damit der Herr Jesus gemeint ist, sehen wir aus vielen Schriftstellen, wie z. B. Ps. 2; Jes. 9,6.7; 11,1-10; Jer. 23,5.6; 33,14-16; Dan. 7,13.14, ferner auch besonders in Lk. 1,31-33, wo der Engel Gabriel zu Maria sagt: „... und du sollst Seinen Namen Jesus heißen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der HERR, Gott, wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben; und Er wird über das Haus Jakobs herrschen in die Zeitalter, und Seines Reiches wird kein Ende sein.” Letzteres Wort, inbezug auf den Thron und die Herrschaft, wird in Erfüllung gehen, wenn der Herr Jesus wiederkommt in Macht und Herrlichkeit. Dann wird der Thron des Königtums in Jerusalem wieder der „Thron Jehovas” sein, wie er es vordem war, auf dem die Könige als Seine Stellvertreter saßen, was in David und Salomo besonders hervortritt (s. 1. Chr. 28,5 und 29,23; 2. Chr. 9,8). Denn ehe das Volk Israel einen König begehrte, war Jehova König über Israel (5. Mose 33,5 - „er” bezieht sich nicht auf Mose, sondern auf Jehova, V. 2 und 3; vergl. 4. Mose 23,21b -; 1. Sam. 8,7; 12,12); dann, als das Volk einen König begehrte „gleich allen Nationen” - einen sichtbaren König -, erfüllte Er ihr Begehren; der Thron, auf dem diese Könige saßen, war aber „der Thron des Königtums Jehovas”, „der Thron Jehovas”, wie obige Stellen in 1. und 2. Chr. zeigen. Dieser Thron ist aber infolge der Untreue Israels diesem genommen und die Herrschaft den Nationen übertragen worden, mit Nebukadnezar anfangend (Dan. 2,37), während welcher Zeit der Thron Jehovas gleichsam in den Himmel verlegt ist. Darum finden wir auch in dem Buche Daniel Gott als den „Gott des Himmels”, dass „die Himmel herrschen”, und immer wieder den Hinweis auf den Himmel (Dan. 2,18.19.28.37.44; 4,26, usw.). Diese Zeit der Herrschaft der Nationen wird zu Ende kommen, wenn der HERR kommt und Seine Herrschaft antritt (Dan. 2,44.45; 7,13-27). Dann wird der „Thron Jehovas” wieder zu Jerusalem sein und werden die darauf bezüglichen Verheißungen erfüllt werden. Aber wie es ehedem in den Tagen des Königtums war - dass Jehova einen Vertreter auf Seinem Throne hatte -, so wird es auch dann wieder sein, wie wir aus Hesekiel glauben mit Bestimmtheit annehmen zu müssen, denn dort wird von dem zukünftigen Fürsten gesagt, dass er Land als Eigentum haben soll (Hes. 45,7.8), dass ihm ein Hebopfer gegeben werden soll und ihm gewisse Opfer obliegen sollen (45,13-17), ja sogar, dass er für sich - und für das Volk - einen Farren als Sündopfer opfern soll (45,22); ferner, dass er anbeten soll (46,2), und schließlich ist von Söhnen des Fürsten die Rede (46,16) - alles Dinge, die auf den HERRN Selbst nicht anwendbar sind. Auch in Ps. 72 kommt in Vers 15 der Gedanke an einen menschlichen Vertreter des HERRN auf Seinem Thron zum Ausdruck in den Worten: „und man wird beständig für ihn beten”. Aber Er, der HERR Selbst, wird der König sein, vor dem sich alle beugen! (Zeph. 3,15; Sach. 9,9.10; 14,9.16 u. a.) -
Th. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 10 (1925)