Antwort A
Es ist vor allem zu beachten, dass es sich um Auferstehung aus den Toten handelt, nicht um die Verwandlung der Lebenden und nicht um die Entrückung; denn dass einst sein „Leib der Niedrigkeit umgestaltet” werden würde „zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit” (Phil. 3,21) und er mit all den auferweckten und verwandelten Gläubigen entrückt werden würde, war nie eine Frage für den Apostel Paulus (s. 1. Kor. 15,51.52; 2. Kor. 5,1; Phil. 3,20.21; 1. Thess. 4,13-17). Aber eine Frage war es für ihn, ob er an der Auferstehung aus den Toten teilhaben würde, weil diese das Entschlafensein voraussetzt. Und doch bestand für ihn ebenso wie für uns jetzt und für alle Gläubigen vor uns die Möglichkeit, das Kommen des HERRN noch in diesem Leibe zu erleben und so verwandelt zu werden, ohne erst durch den Tod zu gehen. Letzteres ist ja unsere Hoffnung, wie in 2. Kor. 5.4 der Apostel schreibt. Aber für den Apostel gab es etwas noch Kostbareres als „überkleidet” zu werden: Christus Selbst, dessen unaussprechliche Kostbarkeit und Herrlichkeit für ihn wir aus den Versen 7-10 herauslesen. Er stand vor seinem Glaubensauge und erfüllte sein ganzes Herz, und für ihn gab es nichts Wünschenswerteres, als seinem geliebten Heilande und HERRN in allem „gleichgestaltet” zu werden und daher auch durch Leiden und Tod zu gehen und einst teilzunehmen an der Auferstehung aus den Toten. Er war ja schon so gewohnt zu leiden, auch der Tod hatte keinerlei Schrecken für ihn, sondern für ihn war „Sterben Gewinn”, und er hatte „Lust abzuscheiden” (Kap. 1,21.23), und ihm lag so sehr daran, auch auf demselben Wege in die Herrlichkeit einzugehen wie sein HERR: durch Auferstehung aus den Toten. Diese mochte er nicht missen, zu dieser wollte er „hingelangen”, auf welche Weise - d. h. durch welche Art des Todes als einzigen Weg zur Erreichung des Zieles - es auch sein mochte: ob durch Schwert oder Kreuz oder Rachen wilder Tiere oder sonst wie - zu allem war er bereit, wenn er nur in jenem wunderbaren Augenblicke des Erscheinens des HERRN für die Seinen „zur Seligkeit” (Hebr. 9,28) mit zu den „durch Jesum Entschlafenen”, den „Toten in Christo” (1. Thess. 4,14.16) gehörte, die dann auferweckt werden aus den Toten, gleichwie einst Christus aus den Toten auferweckt worden ist, „der Erstling der Entschlafenen” (1. Kor. 15,20). -
Welche Liebe zum HERRN und Hingabe an Ihn sehen wir hier! Habe ich und hast du, lieber Bruder und liebe Schwester, ein solches Herz für unseren Heiland und HERRN?
Th. K.
Antwort B
Vielleicht hilft es uns zum Verständnis, wenn wir den vorhergehenden Vers 10 beachten.
Der Apostel Paulus hatte wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu alles für Dreck geachtet. Einerseits suchte er Ihn zu erkennen, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt (Kol. 2,9). Dann wünschte er aber auch, die Kraft Seiner Aufersehung zu kennen, diese Kraft, die auch in bezug auf die Glaubenden überschwenglich groß ist (Eph. 1,19.20).
Bei dieser Erkenntnis blieb er aber nicht stehen. Sie wirkte als Folge nun andererseits das praktische Leben der Gemeinschaft Seiner Leiden aus. Er war sich bewußt, bei treuer Nachfolge Seinem Tode gleichgestaltet zu werden. Seiner Auferstehung gewiß, richtete er seinen Blick auf das Ziel. Christus war durch Tod und Auferstehung zur Herrlichkeit gegangen. Auch er hatte das Verlangen, ob er auf irgend eine Weise (Ps. 68,20) hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Im Leben, Sterben und Auferstehen wünschte er ein Nachfolger des HERRN zu sein.
Nicht, dass er ein Märtyrer auf jeden Fall werden wollte. Er sagt nicht, dass er dahingelangen wolle, sondern „ob” usw. Er wollte den Weg des Gehorsams gehen, wie sein HERR den Gehorsamsweg ging bis zum Tode am Kreuze (Phil. 2,8); ob er auch auf irgend eine Weise
hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Und so sagt er: „Seid meine Nachahmer” (Vers 17); Nachahmer auf diesem Wege, welcher der Ausgang auch sein mochte, ob Leben oder Tod.
E. H.
Antwort C
1. Der Apostel Paulus ist sich seiner Auferstehung aus den Toten gewiß. Schriftstellen wie: Phil. 3,21 ; Eph. 1,14; 4,30; Röm. 8,23; 2. Kor. 5,5 beweisen dies.
2. Diese Stelle kann nicht bildlich verstanden werden. Die Schrift spricht anders, wenn sie unser Einssein mit Christi Tod und Auferstehung meint. (Vergl. Joh. 5,24; Röm. 6,4.8; Eph. 2,5.6; Kol. 2,12.13.)
3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die Philipper wird die christliche Bewährung an der Person des Paulus gezeigt. Naturgemäß ist die Auferstehung das Endziel, was aber in Christo für jeden Gläubigen sicher ist, da der HERR aus den Toten auferweckt ist. Hier aber handelt es sich durchaus um praktisches Leben. Darum spricht Paulus beständig davon, was ihm Christus in allen Umständen des Lebens ist. Auch war keiner so geeignet, uns dies in seinen Leben zu zeigen, wie Paulus. Darum spricht er sehr oft von sich, aber in einer vorbildlichen Weise. Kapitel 1 spricht er davon, dass Christus sein Leben ist, ohne Christus hätte sein Leben hienieden überhaupt keinen Wert gehabt. Kapitel 2 ist der HERR das Vorbild. Kapitel 3 sein Ziel. Kapitel 4 seine Kraft. Christus war für ihn alles.
Weil nun Christus für ihn alles war, ist er glücklich, denselben Weg zu gehen, den sein HERR gegangen war. Er hielt es für eine Ehre, dort gefunden zu werden, wo Christus einst war. Die Person des HERRN stand beständig vor seiner Seele, er sehnte sich danach, bei Ihm zu sein. (Phil. 1,21.)
„Ob auf irgend eine Weise” bedeutet einfach, dass es ihm gleich war, welches Todes er sterben werde. Die Art des Sterbens war für ihn nebensächlich, da es der Weg zum HERRN war und zur Auferstehung aus den Toten. Wie kostbar und lehrreich für uns! Ist uns Christus so groß und herrlich geworden, dass wir ebenfalls bereit sind, den Weg zu gehen, wie uns Paulus ihn hier zeigt?
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Zu diesen umfassenden Ausführungen, die wir durchaus unterschreiben, ist nichts wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch darauf hinweisen, dass das in Vers 11 gebrauchte Wort in wörtlicher Übersetzung des Urtextes „Ausauferstehung” lautet, während Vers 10 „Auferstehung” steht. Die Kraft Seiner Auferstehung befähigt Paulus und uns, zur Ausauferstehung zu gelangen. Diese Ausauferstehung ist die „erste Auferstehung”, nämlich die zur Herrlichkeit, von der wir Off. 20,5-6 lesen. Es ist höchst wichtig für Kinder Gottes, die verschiedenen Auferstehungen in der Schrift zu unterscheiden! Zu dieser Ausauferstehung wünschte Paulus zu gelangen. Hierbei ist noch zu beachten, dass dieses Verlangen uns in dem Philipperbrief berichtet ist, einem ziemlich spät geschriebenen Briefe, der besonders schildert, was Christus dem Apostel geworden war, während 2. Kor. 5,1ff., einer zu früherer Zeit geschriebenen Stelle zufolge, Paulus eher den Wunsch hat, „überkleidet zu werden” (ohne Tod!). Es sind keine Widersprüche, sondern beide Stellen lassen, sich einander ergänzend, uns tiefe Blicke tun in das Herz eines Mannes, der sich über alles sehnte nach seinem HERRN.