Auf welchem Boden (Gemeinschaft oder Vereinigung) soll sich der ernsthafte Gläubige versammeln?

Auf welchem Boden (Gemeinschaft oder Vereinigung) soll sich der Gläubige versammeln, welcher bemüht ist, den Willen seines Herrn und Heilandes der Schrift gemäß zu tun?

Antwort A

Die Frage selbst scheint nicht ganz richtig gestellt: Gemeinschaft oder Vereinigung ist an und für sich kein Boden, sondern steht vielmehr auf einem Boden. Die Frage selbst ist „Auf welchem Boden?” und hierfür gibt nur das Wort Gottes den allein richtigen Aufschluß.
Für alle, die wahrhaft bekehrt sind durch Gottes Gnade, gibt es nur einen Boden und einen Mittelpunkt, auf welchem und zu welchem hin sie sich nach dem Willen Gottes vereinigen oder versammeln sollen!

Der Boden ist das Wort Gottes, und der Mittelpunkt steht Mt. 18,20 klar geschrieben: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich mitten unter ihnen.” Ist die Gegenwart Jesu nicht völlig gen ügend? Was bedürfen wir mehr? Werden wir dabei leer ausgehen? Nimmermehr. Versammeln wir uns als Gläubige einfach in Seinem Namen, so wird Er in unserer Mitte sein! Hierzu vergl. 1. Petr. 2,4-10: „Zu welchem kommend als zu einem lebendigen Stein usw.!” Also nicht eine Lehre, nicht ein Bekenntnis irgend einer Kirche, sondern dieser lebendige Stein, die gesegnete Person des gekreuzigten, auferstandenen und verherrlichten Christus, muss Gegenstand, Zweck und Mittelpunkt unseres Versammeltseins sein. Der Heilige Geist hat uns zu Christo geführt, damit wir uns von Ihm nähren sollen (1. Joh. 1,1-4), und Sein Geist kann und will uns in alle Wahrheit leiten, mittelst Seines Wortes und kraft unserer Verbindung und Gemeinschaft mit Christo.
F. B.

Antwort B

Dem HERRN sei Lob und Dank für die kostbare, sehr wichtige Frage! Möge aus diesen Antworten viel Segen erwachsen!
Die Gläubigen sollen sich im Namen des Herrn Jesu (Mt. 18,20) versammeln. Ihre Gemeinschaft gründet sich auf das Wort Gottes (1. Kor. 1,9 und 1. Joh. 1,3). Welche kostbare Berufung für alle Erretteten! Dieses Teil hat uns unser geliebter HERR durch Seinen Tod und Seine Auferstehung erworben, und diese Einheit haben wir zu bewahren in dem Bande des Friedens (Eph. 4,3-6). Sind wir uns dieser gesegneten Stellung bewußt, dann werben wir nicht für Vereinigungen, sondern für Den, der uns angeworben hat, für Christum. Wir schauen zu Ihm empor, hören auf Seine Stimme und folgen Ihm. Fragen wir uns zunächst: versammeln wir uns nur um den HERRN oder um Menschen? ferner: ist unser Zusammenkommen ein wirkliches Bedürfnis unserer Herzen? Oder kommen wir aus Gewohnheit oder Nachahmung zusammen? Erkennen wir den HERRN allein als unser Haupt an (Eph. 4,15.16)? Geben wir Ihm den Platz, der Ihm gebührt (Hebr. 2,12)? Es ist Seine Versammlung (nicht unsere), Mt. 16,18, Seine Kirche oder Gemeinde, Sein Leib, Seine Braut. Der HERR freut Sich, wenn wir dieses in unsere Herzen aufnehmen und verwirklichen. Dann werden wir Seine Freude völlig in uns haben (Joh. 17,13). Ist es wirklich bei uns so bestellt, dann kann der HERR in unserer Mitte weilen, Er verbürgt uns durch Sein Wort Mt. 18,20 Seine Gegenwart. Welch ein gesegnetes Teil, sich um Ihn geschart zu wissen! Prüfen wir uns nun, ob. unser Tun und Lassen mit Seinem Worte im Einklang steht, ferner ob wir uns mit Kindern Gottes versammeln, welche wirklich wünschen, in Treue Ihm nachzufolgen, Seine Schmach tragen und von jeder Ungerechtigkeit Abstand nehmen (2. Tim. 2,19 und Apg. 2,42). Wenn wir wirklich zu Jesu gekommen sind, und wenn Er für unsere Herzen eine lebendige Hoffnung ist, dann lasst uns Ihm nachfolgen und auf Seine Stimme hören! Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit uns allen!
A. C.-D.

Antwort C

(Diese Antwort ist nicht auf vorstehende Frage eingegangen! Sie kam von einem uns unbekannten Verfasser vor fast zwei Jahren als einzige auf die damals veröffentlicht gewesene Frage: „Was bedeutet „versammelt sind in Meinem Namen” ( Mt. 18,20), und wie lässt es sich praktisch verwirklichen?” Da diese Frage zu der gegenwärtigen in sachlicher Beziehung steht und die darauf eingelaufene eigenartig schöne Antwort noch nicht erschienen ist, so bringen wir letztere in diesem Rahmen, in der Hoffnung, dass der würdige Ernst derselben unseren Lesern einen Dienst tun möge. (Der Herausgeber.))

Im Namen Jesu versammelt sein bedeutet: diesem hohen Namen oder dieser hohen Person entsprechend versammelt sein.
Wenn der Jehova des Alten Bundes sagte: „und sie sollen Mir ein Heiligtum machen, dass Ich in ihrer Mitte wohne,” dann betonte Er ausdrücklich: „nach allem, was Ich dir zeige, das Muster der Wohnung und das Muster all ihrer Geräte, also sollt ihr es machen!” (2. Mose 25,8.9, siehe auch 20,22-26). Es musste alles Seinem Namen entsprechen, und hätte Moses auch nur einen Gegenstand nach seinen eigenen Gedanken gemacht oder einen Gegenstand anderswo hingestellt, dann wäre die Herrlichkeit Jehovas nie in ihrer Mitte erschienen, Er hätte nicht bei ihnen wohnen können.

Wenn nun der Herr Jesus in unserer Mitte sein soll, dann muss unser moralischer Zustand Ihm entsprechen, Er muss der Gegenstand, die Person sein, zu der allein unsere Herzen hinneigen, und indem wir alles von Ihm erwarten, muss Er einem jeden austeilen können, wie Er will. Es muss von uns allen dem entsprochen werden, was Ihm, dem Sohn Gottes, gebührt, sonst kann Er nicht in unserer Mitte sein.

Es genügt nicht zu sagen, dass man sich nur im Namen Jesu versammle. Unser uns-Berufen auf Seinen Namen sichert uns nicht Seine Gegenwart. Möchten alle Geliebten des HERRN dies bedenken und alle Verbindung mit dem, was das fromme religiöse „Fleisch” aufgerichtet hat, um sich daran zu weiden, abbrechen!
1. Kor. 1,9 sagt uns, dass Gott „uns berufen hat in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unseres HERRN”. Es ist also eine Gemeinschaft, in welcher Er der HERR ist! Soll es bei uns also sein, dann lasst uns alles hinaustun, was Seine, des Sohnes Gottes, Ehre und Herrlichkeit antastet und herabsetzt!
A. F. S.

Antwort D

Im Blick auf die Verwirrung in unseren Tagen erscheint diese einfache Frage sehr schwierig, und wie oft wird dieselbe an einen gerichtet! Was soll man solchen Fragestellern antworten? Je einfacher und kindlicher unsere Verbindung mit dem HERRN ist, desto klarer ist unsere Antwort, und je mehr wir menschliche Erwägungen und Bedenken hereinziehen, desto länger werden die Schatten und um so unklarer die Linien. Auf dem Trümmerfelde der Christenheit hält jeder sein Parteifähnlein hoch und sagt von seiner Partei, sie sei die richtige, und die einzelnen, welche sich solchen Führungen anvertrauen, müssen erfahren, wie sie von jedem Winde der Lehre hin und her geworfen werden. Die Einwirkungen des Feindes sind so einschneidend, dass man meinen könnte, es gäbe keinen gangbaren Weg mehr. Und der Verfall begann schon in den Tagen der Apostel. Darum die ernste Mahnung des Apostels Paulus an Timotheus: „Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: der HERR kennet, die Sein sind, und jeder, der den Namen des HERRN nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!” (2. Tim. 2,19.) Jeder Gläubige ist ein Abgesonderter und ein Ausgesonderter, abgesondert von dem Bösen und ausgesondert für Christus, und wenn Paulus uns 1. Kor. 3,11 sagt: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist (oder „der da liegt”), welcher ist Jesus Christus,” so haben wir mit diesen Worten den bestimmten Boden und die unverrückbaren Grenzlinien, wie wir uns bewegen und versammeln sollen. Statt nun sich innerhalb dieser Grenzen zu bewegen, stellt sich der Mensch an Stelle Gottes und des Wortes, schaltet den Heiligen Geist aus, übernimmt selbst die Führung und Leitung und macht sich eigene Systeme nach seinem Gutdünken zurecht. Die Grundlage des Zusammenkommens finden wir Apg. 2,42; die dort Aus- und Abgesonderten „verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten”. Und diese Richtlinien gelten bis in unsere Tage und ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Schrift hindurch. Man lese Eph. 4; 1. Kor. 12 u. 14! Daraus dürfte für den, der sich als Abgesonderter von dem Geiste Gottes leiten läßt, die Antwort nicht schwer werden, auf welchem Boden er sich versammeln soll. Sie kann nur lauten: „da, wo Christus der Mittelpunkt ist”. Denn wir sind nicht gesammelt und auch versammelt zu Menschen hin, sondern nur hin zu Ihm (Mt. 18,20). Also kann es in unseren Tagen der Zerklüftung niemals einen Sammelkreis geben, sondern nur eine Sammlung zu Ihm hin und ein Versammeln in Seinem Namen. Allerdings wird vielen diese Antwort nicht genügen, und sie werden weiter fragen: wo finde ich diesen Kreis? und doch kann nur immer wieder die Antwort lauten: „einen anderen Grund kann niemand legen”. Dieser Kreis ist nicht da, wo man vielleicht einzelne Schriftwahrheiten in den Vordergrund rückt und dieselben einseitig betont. Nicht die Gläubigentaufe ist der Mittelpunkt, sondern nur ein Teil der biblischen Wahrheit, nicht der Tisch des HERRN ist der Mittelpunkt, sondern auch nur ein Teil der biblischen Wahrheit, auch nicht Offenbarungen und Wundergaben können der Mittelpunkt sein, sondern nur der HERR in Seiner kostbaren Person. Er allein ist und bleibt der Mittelpunkt. Als die Jünger auf dem Berge der Verklärung waren (Mt. 17,1-8), war das Endergebnis, dass sie wegschauen mußten von Mose und Elias und zuletzt nur Jesum allein sahen. Wie gerne möchte man zwei Hütten bauen, Ihm eine und dem eigenen, frommen System eine, wie gerne möchte man eigenes Handeln mit Gottes Wort vermischen, aber einmal wird es heißen: „Jesus allein!” nämlich, wenn alle Erlösten um Ihn versammelt sein werden. Bis dahin aber sind Sein Wort und Sein Geist unsere Begleiter auf dem Wege, und wir hören immer aus allem Gewirr Seine Stimme heraus: „Ich bin mit euch”. Gehen wir so unseren Weg und wandeln würdig unserer Berufung, mit welcher wir berufen sind, ertragen wir einander mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut und Liebe, lassen wir allen Parteihader und Streit beiseite und wandeln im Lichte, dann wird es immer mehr zur Wahrheit werden, dass wir Gemeinschaft miteinander haben (1. Joh. 1,7), dann wird der Anziehungs- und Sammelpunkt für uns nur Jesus allein sein, dann gibt es kein Ein- oder Austreten, keinen Mitgliedsschein, aber auch keine Sondermeinungen und Liebhabereien, sondern man ist hinzugetan zur Gemeinde des HERRN, schart sich um Ihn, und Er ist uns alles in allem.
Ph. W.

Antwort E

Eine ernste Frage in dieser dunklen Zeit, in der Gottes Volk mit der Welt vermischt und durch Spaltungen zerrissen ist. Der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam” wird gehört. Der HERR ist nahe. Ein Sehnen nach Einigkeit geht durch die Herzen der Kinder Gottes. Man möchte Einigkeit wirken, aber sie muss dem Geiste und Worte Gottes gemäß sein. Einigkeit und Einheit auf einem anderen Grunde zu bewirken, hieße nur die Verwirrung vergrößern. Denn wir können die erste Einheit nicht haben, ohne die ersten Grundsätze, worauf sie gegründet war.

Wir müssen zum Worte und zu dem, was von Anfang war, zurückkehren (1. Joh. 2,24; 4,6) und lernen, dass Gottes Gemeinde ein aus der Welt herausgenommenes Volk ist (Gal. 1,4). Man empfindet es: so wie es heute ist, so war es nicht im Anfang. Da gab es keine sich gegenüberstehenden Parteiungen mit ihren verschiedenen Namen und Verfassungen; da war die Gemeinde nicht mit der Welt verbunden; und Menschen, die frei bekannten, ungläubig zu sein, gehörten nicht zur Gemeinde, und Diener, die vom Staate abhängig sind, kannte sie nicht. Man fühlt es, dass dies Gottes Gemeinde nicht ist.

Mehr als je legen sich Worte wie: „da ist ein Leib” (Eph. 4,4), berufen „in einem Leibe” (Kol. 3,15), auf das Herz und wecken das Verlangen, sich auf dem „Boden der Einheit des Leibes” (

Die Timotheusbriefe geben uns (unter anderen Stelle der Schrift) reiches Licht, „wie man sich verhalten soll” (1. Tim. 3,15). Timotheus war in Ephesus (1. Tim. 1,3). Prophetisch sah Paulus schon Apg. 20,30 Männer in der Ephesergemeinde aufstehen, die verkehrte Dinge reden und die Jünger hinter sich her ziehen würden. Dieses war jetzt geschehen. Verkehrte Lehren hatten ihren Einzug in die Gemeinde gehalten. Der Sauerteig und das Böse wurden aus der Gemeinde nicht hinausgefegt. Von dem Manne, der Seinem HERRN die Treue hielt und fest zu Seinem Worte und Zeugnis stand, von dem hatte man sich ab gewandt (2. Tim. 1,15) und hin gewandt zu Männern wie Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt waren. Und dies ist auch ein Bild unserer Tage!

Was sollte Timotheus tun? Soll er, so gut oder schlecht es ging, die Einheit festhalten? Nichts davon! „Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast” - „Bewahre das schöne anvertraute Gut” (2. Tim. 1,13.14). Er soll die Worte des Apostels, die er „ von ihm gehört” hatte, festhalten - er soll wie im Anfang „bleiben in der Apostellehre” (Apg. 2,42) und „das Wort der Wahrheit recht teilen” (2. Tim. 2,15).

Aber wie ist es mit dem Zusammenkommen als Gemeinde? Auf welchem Boden soll das geschehen? Der Apostel führt ihn zu dem Grunde und Eckstein der Gemeinde: zum HERRN. Der Name des HERRN ist der große Prüfstein, abzustehen von der Ungerechtigkeit, und der HERR ist der Mittel- und Sammelpunkt für die, „die den HERRN anrufen aus reinem Herzen”. Die Wegweisung ist: Abzustehen von der Ungerechtigkeit, sich „wegzureinigen” oder (nach der Übersetzung des gleichen griechischen Wortes in 1. Kor. 5,7), - sich „auszufegen” von den Gefäßen der Unehre und sich zu vereinigen mit denen, die den HERRN anrufen aus reinem Herzen.
Dieses alles ist ein persönlicher Akt, und wer diesen Weg geht, wird andere auf demselben Wege finden. Es mögen nicht viele sein - sie mögen nichts Anziehendes haben und von der Welt verachtet sein - aber die Frage für mich ist: Wie steht das Herz zum HERRN? (Nicht wie zur Versammlung - nicht wie zu meiner Erkenntnis und Stellung?) Das Maß des Lichtes und der Erkenntnis mag verschieden sein, aber dieses Maß ist nicht der Maßstab für das reine Herz. Dann hätten das reinste Herz die, welche die größte Erkenntnis haben (Erkenntnis kann wohl aufblähen, aber kein reines Herz geben, 1. Kor. 8,1). Niemals ist das Anrufen aus reinem Herzen von dem Lichte der Erkenntnis abhängig, wohl aber ist es mit Treue und Gehorsam verbunden gegenüber jedem Lichte, das der HERR schenkt. Das reine Herz schaut Gott - es ist mit Ihm beschäftigt und sieht nichts anderes. Wir erkennen es an der lauteren Gesinnung, die bereitwillig und freudig dem HERRN folgt, wenn Er redet und den Weg zeigt. Es steht ab von der Ungerechtigkeit, wenn es den Namen des HERRN nennt. Dinge und Verbindungen, die der HERR in Seinem Worte verurteilt, können mit reinem Herzen nicht mitgemacht werden. Und wer hierin noch Eigenwillen im Herzen birgt, der ruft den HERRN nicht mit reinem, sondern mit götzendienerischem Herzen an (1. Sam. 15,23).

Nachdem der Heilige Geist durch Paulus diese Anweisung gegeben hatte, war es nicht mehr dein freien Ermessen des Timotheus überlassen, ob er diesen Weg betreten wolle oder nicht. Er wäre ungehorsam gewesen, wenn er mit jenen, die von der Wahrheit abgeirrt waren, zusammen gegangen wäre. Er hatte jetzt Wegweisung empfangen: Persönlich die Lüste zu fliehen, zu streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden für sich allein? nein, mit denen, die den HERRN anrufen aus reinem Herzen.

Man möchte fragen, bilden diese nun, die so zusammenkommen, die Gemeinde Gottes an dem Platze und haben sie das Recht, „als Gemeinde” (1. Kor. 11,18) zusammenzukommen? Letzteres ohne Zweifel. Gerade ihre Aufgabe war es (im Gegensatz zu den von der Wahrheit Abgeirrten), das Bild der gesunden Worte - festzuhalten und zu bleiben in der Apostellehre, und dazu gehörte auch das Zusammenkommen als (oder in) Gemeinde - das Zusammenkommen in dieser Eigenschaft als Gemeinde, und zwar mit allen Einrichtungen und Ordnungen, die der HERR Seiner Gemeinde gegeben hatte. Nicht als „unsere” Gemeinde (oder wie Prediger zuweilen sich ausdrücken: „meine” Gemeinde, ach, es liegt oft eine traurige Wirklichkeit in solchen Worten!), sondern als Seine Gemeinde, als verbunden mit dem Haupte und als Glieder voneinander. Und doch sind und bleiben sie nur ein Teil der Gesamtgemeinde und können sich nicht anmaßen, „die” Gemeinde Gottes am Platze zu sein. Wir mögen die Gesamtgemeinde heute nicht mehr in einer Stadt sehen können, und doch sind die, die sie bilden, da. Sie mögen zerstreut in die verschiedenen Denominationen (Benennungen, Kreise) oder verbunden und versteckt in der Welt sein, und doch sind sie Glieder des einen Leibes, von dem Christus das Haupt ist - Bestandteile des organischen Ganzen (des allgemeinen oder örtlichen) - mit zusammengefügt in Lebenseinheit und jeder einzelne bestimmt, seine Aufgaben in dem Leibe zu verrichten. Mag dieses alles auch durch das Abweichen von der Wahrheit verdunkelt sein, und so betrübend es auch ist, es hindert nicht, sich in Demut mit denen, die den HERRN anrufen aus reinem Herzen, zu verbinden und als Gemeinde zusammenzukommen, ohne für sich etwas weiter sein zu wollen als Brüder und Glieder des Leibes Christi. - Wäre dieses Zusammenkommen verhindert, so könnten wir auch die Belehrungen in 1. Kor. 12-14; 1. Tim. 3 und 4 u. a. m. aufgeben - ein „drinnen” und „draußen” gäbe es dann nicht mehr - und ein Handeln mit dem Bösen und Zucht wie in 1. Kor. 5,2.9-13; 2. Thess. 3,6.14 usw. wäre dahin. Aber dem HERRN sei Dank! - so dunkel auch der Tag sein mag - solange Seine Gemeinde noch auf der Erde ist, haben die, die Seiner Gemeinde angehören, auch das gesegnete Teil, „als Gemeinde” zusammenzukommen.

Es dürfte auch wichtig sein, zu beachten, dass nicht durch das Zusammenkommen „als Gemeinde” die Gläubigen zu einer Gemeinde gebildet wurden. ... Alle Gläubigen in Korinth waren die Gemeinde Gottes in Korinth. Sie wurden dies nicht erst durch die Zusammenkunft „als Gemeinde”. Ob sie als Gemeinde zusammenkamen oder nicht, stets waren sie die Gemeinde Gottes in Korinth. Das Zusammenkommen als Gemeinde fügte dem nichts hinzu - aber es war die natürliche Sache, das Normale, dass jene, die die Gemeinde bildeten, auch in dieser Eigenschaft der Gemeinde zusammenkamen.

Dass sie Gottes Gemeinde - der Leib Christi - waren, war nicht etwas durch sie Gewirktes. Es war das göttliche Werk des Heiligen Geistes. Niemand kann sich der Gemeinde Gottes hinzufügen noch sich zu einem Gliede Seines Leibes machen. Aber jeder, der durch den Heiligen Geist Seiner Gemeinde angehört, sollte auch verstehen, welch köstliches Teil ihm gegeben ist, auch „als Gemeinde” zusammenzukommen, um so teilzunehmen an den Segnungen und mitzuwirken an den Aufgaben, die Er Seiner Gemeinde zugeteilt hat. Ach, wie wenige schätzen dieses! Sie kennen kaum einen höheren Gedanken als ihre eigene Erbauung.

So bleibt der HERR der Mittel- und Sammelpunkt unseres Zusammenkommens. Und weil der HERR es allein ist, muss auch alles Seinem Wort und Geiste unterworfen sein. Es kann nicht anders sein. Sind wir wirklich auf dem Grunde, der Er Selbst ist, versammelt, so kann kein Raum für irgend etwas sein, das zu Ihm im Widerspruch steht. Parteiungen, Verbindungen mit der Welt müssen aufhören, und Böses kann nicht in der Mitte geduldet werden (1. Kor. 5,6ff.), noch „ein anderes Evangelium” (Gal. 1,6-10), noch Personen und Lehren, die weitergehen und nicht bleiben in der Lehre des Christus (2. Joh. 9.10). Der HERR kann nicht mit diesen Dingen gehen, und wir können, wenn wir Ihn in unserer Mitte haben wollen, Ihn nicht damit verbinden. Sein Name, Seine Person entscheidet alles. Er ist da, das genügt, um alles festzustellen. So recht und gut auch das Verlangen nach Einheit ist, hier müssen wir lernen, dass Einheit uns nicht wichtiger als Christus sein darf und wir Christen nicht vor Christus zu stellen haben - Brüder nicht vor dem HERRN und Einheit nicht auf Kosten Seines Namens und der Treue zu Ihm.

So fest wir auch für dieses alles einzutreten haben, so können wir andererseits auch nicht die Dinge der Urgemeinde, die mit der ungehinderten Kraftentfaltung des unbetrübten Heiligen Geistes zusammenhängen, einfach nachahmen, als könnten wir die Gemeinde Gottes in ihrer Einheit, Reinheit und Kraft wieder aufrichten. Das hieße Fleisch anstelle des Geistes setzen. Wir müssen vielmehr bekennen, dass mit der Zerrissenheit der Gemeinde auch gewisse Folgen dieser Zerrissenheit über die Gemeinde gekommen sind, Dinge und Vorkommnisse, die in der Urgemeinde nicht gefunden werden konnten, unter denen wir uns aber heute als einer Folge des Verfalles und der Zerrissenheit in Demut, Schuldbekenntnis und Trauer beugen müssen, kraftlos sie wie den Verfall selbst abtun zu können. Doch bleibt der persönliche Pfad der Treue des einzelnen davon unberührt.

Auf diesem Boden, der Timotheus gezeigt wurde, ist der Schwächste und Jüngste im Glauben willkommen und für solche, „die etwas anders gesinnt” sind (Phil. 3,15), ist weiter Raum, uns gegenseitig mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut zu ertragen in Liebe. Das Band der Gemeinschaft umschließt alle, die im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist – aber es umschließt nichts von der Finsternis (1. Joh. 1,7).
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Auch wir haben uns wie der Verfasser von Antwort B sehr gefreut, als diese Frage eingesandt wurde. Dennoch haben wir mit der Veröffentlichung von Antworten lange, ¾ Jahr, gewartet, um nicht übereilt zu handeln. - Möchten diese umfassenden Antworten, durch die alle Seiten der Frage gründlich im Lichte der Schrift betrachtet werden, nicht nur dem Einsender der Frage, sondern auch vielen anderen dazu helfen, den von Gott gezeichneten Weg zu sehen und zu gehen! - Wir bemerken noch, dass andersartige Antworten nicht eingingen.

Noch einige praktische Winke! Der schwierigste Punkt ist nach dem Lesen obiger Antworten, besonders der kostbaren Antwort E, für einige vielleicht der: alle Kreise von Gläubigen werden behaupten, dass sie sich versammeln mit denen, die aus reinem Herzen den HERRN anrufen! Was nun? - Nun, mein Bruder, meine Schwester, es kommt nicht darauf an, was einzelne von sich behaupten, sondern es kommt auf den praktischen Gehorsam gegen Sein Wort an, auf 2. Tim. 2,19! Die möglichste Übereinstimmung mit Seinem Wort, wenn auch in Schwachheit, sollte uns und unser Zusammenkommen kennzeichnen. Kann aber etwa da von einem Anrufen des HERRN mit reinem Herzen geredet werden, wo z. B. die klare Erkenntnis vorhanden ist von gewissen schriftwidrigen Dingen und Hängenbleiben an ihnen aus Menschenfurcht oder weil man sich die sogenannten geöffneten Türen nicht verschließen will - wir betonen nochmals: während man ganz genau weiß und zugibt, dass jenes, was festgehalten wird, unbiblische Dinge sind!? Ungehorsam, bewußter Ungehorsam und ein reines Herz? Wir persönlich halten uns ängstlich davon fern, Brüder und ihren Weg zu verurteilen, und wir be urteilen dergleichen auch nur, wenn wir es unserer eigenen Wegentscheidung wegen gelegentlich müssen - richten werden wir keinen, jeder steht und fällt seinem Herrn; aber wo offen erkannt und zugegeben wird: „ja, es ist unbiblisch” - und es wird doch festgehalten, da möchten wir, den Früchten gemäß, an dem reinen Herzen wohl zweifeln. - Manche Kinder Gottes kennen nur ein reines Herz, dessen Heiligung und Reinheit in Abkehr von moralischer, fleischlicher Unreinheit besteht, und wenn in ihrer Gegenwart die bösen, religiösen „Heiligtümer” der Welt auch nur auf ihren biblischen Unwert hin untersucht werden, sogar ohne jeden persönlichen Angriff, dann werden sie oft sehr erregt, ähnlich wie die Leute in Ophra, als Gideon auf Jehovas Geheiß die Götzenbilder zerstört hatte (Richter 6,28ff.!). Es ist fast nicht zu glauben, dass Gottes Volk so tief gesunken ist und so handeln kann, aber es geschieht oft genug - mitreinem Herzen? Wir fürchten, nein! - Und hier ist die Linie, wo jeder sich selbst zu prüfen hat und seinen Weg suchen muss - wenn er in Einfalt und Treue den Weg des Gehorsams gegen das Wort Gottes nach 2. Kor. 6,14ff.; 2. Tim. 2,19ff. u. a. gehen will. Antwort E sagt: „er wird auf diesem Wege andere finden!” Sicher, denn der treue Gott weiß die zusammenzubringen, die Sein Wort halten wollen, und für die die Person Jesu Christi der Mittelpunkt ist (vergl. Mal. 3,16ff. und Off. 3,8!). Diese wenigen, hier und da und wo auch immer, werden in tiefer heiliger Liebe zu dem ganzen Volk Gottes stets trauern, dass nicht mehr, wie im Anfang, die Gesamtgemeinde aller Gläubigen beisammen ist nach dem Grundsatz von Apg. 2,42, aber sie werden in Demut und Treue an ihrem Teil zu verwirklichen suchen, was der ganzen Gemeinde gilt (z. B. Eph. 4), sie werden sich freuen über jeden einzelnen, der, herausgenommen aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf (Gal. 1,4), den Weg der Treue, wenn auch in Schwachheit, mit ihnen pilgert, und sie werden mit Inbrunst ausschauen nach dem HERRN, der verheißen hat, bald zu kommen! Dann wird der eine Leib vollendet dargestellt!
Amen, komm Herr Jesu!” (Off. 22,20.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 4 (1916)