Antwort A
Bei der Beantwortung dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen, dass es sich bei den vorgenannten Diensten wie bei allen Diensten um eine „Gabe” handelt: - Er hat die einen gegeben ... (vergl. 2. Tim. 1,6.7!).
Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird, und kann als Gabe des droben verherrlichten Christus oder als die Wirkung des hienieden gegenwärtigen Heiligen Geistes betrachtet werden. Eph. 4 redet von der Gabe Christi, 1. Kor. 12 u. 14 reden von der Einheit des Leibes und von den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den verschiedenen Gliedern.
Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt solche zur Aufweckung der Seelen, zur Sammlung und Auferbauung der Gemeinde und dann solche, welche als Zeichen für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart Gottes (vergl. 1. Kor. 14,22).
Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt, herab und haben ihr Bestehen in den Gläubigen durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen dies klar. Somit sind diese Gläubigen Gefäße der Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten Gaben Werkzeuge eines abwesenden Christus.
Nun redet Eph, 2,20-22 von einem Bau, wohl zusammengefügt, der wächst zu einem heiligen Tempel im HERRN. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst Eckstein. In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau auch hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und dabei Apostel und Propheten genannt. Mithin wird dem Dienst der Apostel und Propheten ein besonderer Platz angewiesen (grundlegend) und dieser Platz an den Anfang der Gemeinde Gottes gestellt.
Die in Eph. 4,11 noch weiter genannten Gaben bezw. Dienste der Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz zu denen der Apostel und Propheten der Gemeinde Gottes dauernd gegeben.
W. W.
Antwort B
Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen Tempels, von welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt (Eph, 2,20-22). Es war nun nicht nötig, nachdem sie ihr Werk erfüllt hatten, dass sie verblieben oder durch andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne keine Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt und die Offenbarung Gottes vollendet und abgeschlossen ist. Auch sind hier nicht etwa die Propheten des Alten Testaments gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht, ist es meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von ihnen als „heiligen Propheten” (vergl. Lk. 1,70; Apg. 3,21; 2. Petr. 3,2), noch heißt es hier: „Propheten und Apostel”, sondern umgekehrt, damit uns klar sein soll, dass es sich hier um Propheten des Neuen Testaments handelt. Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger gesprochen; im Gegenteil verkünden sie alle, dass „nach ihrem Abschied verderbliche Wölfe” in die Gemeinde eindringen würden usw. Aber keiner der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger aus dem einfachen Grund, weil keine vom HERRN vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das Wort Seiner Gnade” (vergl. Apg. 20,17-35; 2. Petr. 1,12-15; Judas 17-18; Off. 1,1-3). Anders verhält es sich mit „Evangelisten, Hirten und Lehrern”. Letztere drei Gaben wird es geben, solange die Gemeinde auf Erden ist. Die Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur ausgeübt auf Grund dessen, was der HERR durch Seine Apostel und Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in den Schriften.
K. O. St.
Antwort C
Dass wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers mit dem 13. zusammen lesen. „Und Er hat die einen gegeben als ... bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw.” Wer würde zu behaupten wagen, dass wir dahin gelangt sind?! Sicher, wir brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch vor dem „bis wir alle hingelangen”, dessen vollkommene Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir allezeit bei dem HERRN sein werden”. Außerdem ist zu beachten, dass in vielen Stellen (wie Röm. 12,6-8; 1. Kor. 12,28-30; 1. Tim. 3,1-8; 5,17; Jak. 3,1; 1. Petr. 5,1-4), die von Diensten reden, die Zeitform der Gegenwart gebraucht wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für die Gegenwart gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben. Wir haben keinen Grund, anzunehmen, dass die Anordnungen in der Versammlung veränderlich sind; sie sind von Gott, „bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel” (Jak.1,17).
O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen wir uns zu Parteistellungen oder um Menschen (1. Kor. 3,3.4) oder als ein himmlisches Volk in Seinem Namen zusammen, um die Einheit des Geistes zu bewahren und ein Zeugnis des HERRN zu sein? Sammeln wir uns um Ihn, wo „Menschenweise” kein Recht hat, in der heiligen Furcht Seiner Gegenwart, so empfangen wir die reichen Gaben Seines Geistes und genießen sie, solange wir dem HERRN und Seinem Worte untertan bleiben.
Von den in Eph. 4,11 genannten Gaben sind die der Apostel und Propheten nicht mehr erhalten; das heißt in dem Sinne, um das Wort Gottes durch neue Offenbarungen zu vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und Propheten: Jesus Christus, ist festgelegt. (Eph. 2,20; 1. Petr. 2,4 -10). In Hebr. 3,1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel ... Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen wir keinen Apostel mehr. Die „Zwölfe” zeigt, dass die Anzahl auf die zwölf begrenzt ist. Weiteres betreffs der Propheten lese man im I. Bande (1913) Seite 114-119 nach.
Wie aus den zitierten Sieben hervorgeht, sind die anderen Gaben noch vorhanden. Es muss so sein, damit „der ganze Leib ... nach dem Maße jedes einzelnen Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt” usw. (Eph. 4,16.)
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten ihre Aufgabe verstanden, die in Eph. 4,12ff. steht? Ja, davon zeugen die Schriften des Neuen Testaments. Wenn nun „Er” fortgesetzt Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt, so tut Er das ebenso nur zu dem Zweck, den Eph. 4,12ff. enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind” als Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und uns von Ihm brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit Gnade haben, „die Wahrheit festzuhalten in Liebe”! (V. 15.) Er hat gegeben! Welch eine Gnade liegt darin, von Ihm gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!