Antwort
Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. (Röm. 4,3) - Er glaubte, als er noch unbeschnitten war. Nicht die Beschneidung, sondern sein Glaube war der Grund seiner Rechtfertigung vor Gott. Nicht Verdienst gilt vor Gott, sondern Gnade, die den Gottlosen rechtfertigt, der Gott vertraut. Der aus Glauben gerechtfertigte Abraham empfing aber dann noch von Gott zu dem Zeugnis seiner Rechtfertigung als „Siegel” das Zeichen der Beschneidung, das heißt: Gott bekräftigte Seine Verheißungen durch die Einführung der Beschneidung, wie ein König seine Unterschrift auf einer Urkunde durch das beigedrückte Siegel bestätigt.
Der Sinn der Beschneidung ist, dass der natürliche Mensch unter dem Todesurteil Gottes steht und der Reinigung durch das Blut bedarf. Das erkannte der Israelit durch die Annahme des Bundeszeichens an. Es hat seine tiefe geistliche Bedeutung auch für uns; denn das Fleisch will immer wieder vor Gott Geltung haben. Doch es wird kein Mensch aus Fleischeswerken gerecht vor Gott, sondern nur wie Abraham auf dem Grundsatz des Glaubens. (Röm. 3,28) Das Sinnbild dafür ist für den neutestamentlichen Gläubigen die Taufe, die vollzogen wird nach der „nicht mit Händen gemachten Beschneidung, dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, der Beschneidung des Christus” (Kol. 2,11), das heißt nach dem Selbstgericht des Sünders und der gläubigen Hingabe an Christus, der um unserer Sünde willen das Urteil Gottes an Sich hat vollziehen lassen. Indessen kann man nicht etwa sagen, dass die Beschneidung auf die Taufe hindeute, weil diese außer dem Todesurteil Gottes über den natürlichen Menschen auch das Einsgemachtsein des Täuflings mit Christo umschließt, das Einsgemachtsein mit Seinem Kreuze, mit Seinem Tode und mit Seinem Begrabensein.
Wir haben es heute nur mit geistlichen Dingen zu tun, deshalb wird die Taufe auch nicht ein Siegel genannt. Jedoch haben auch die Gläubigen des heutigen Haushaltes ein Siegel Gottes unter ihr Zeugnis der Rechtfertigung aus Glauben. Das ist die Gabe des Heiligen Geistes. (2. Kor. 1,22; Eph. 1,13) Und das ist weit mehr als Abraham empfing, ist es doch zugleich ein Unterpfand unseres Erbes zur Erlösung des erworbenen Besitzes. (Eph. 1,14)
Frhr. v. Schleinitz.