„Gehet aus ihr hinaus, mein Volk

Wer ist das Volk, von dem Offenb. 18,4 geschrieben steht: „Gehet aus ihr hinaus, mein Volk?“ Sind es Glieder der Gemeinde oder Gläubige, die erst zur Zeit der Trübsal offenbar werden? Zu welcher Zeit wird dieser Ruf ertönen?

Antwort

Es ist wohl immer so gewesen, dass die Glieder der Gemeinde, die diesen Vers lasen, den Ruf an sich gerichtet fühlten, weil das „Babylon” - das böse religiöse System, eine abtrünnige Christenheit -, dessen einstiges Gericht uns in diesem Kapitel gezeigt wird, längst schon vorhanden ist. Und es ist richtig, dass die hier ausgesprochene Aufforderung zum Herausgehen aus jeder religiösen, falschen Verbindung uns im tiefsten Herzen treffen und von uns allen verwirklicht werden sollte. Wir wollen uns ein jeder ernstlich diesbezüglich prüfen und darin gehorsam und treu sein.

Damit ist aber obige Frage nicht befriedigend gelöst, wenn wir den Vers genau lesen und im Zusammenhang mit dem Vorangehenden und Nachfolgenden betrachten.
Es ist unverkennbar, dass wir hier in die Zeit unmittelbar vor Ausführung des in diesem Kapitel angekündigten und beschriebenen Gerichts über „Babylon” versetzt werden. Kap. 15 sagt uns, dass die letzten sieben Plagen, in denen „der Grimm Gottes vollendet” ist, die „sieben Schalen” sind. (V. 1.6.7.) In Kap. 16 finden wir das Ausgießen dieser sieben „Schalen des Grimmes Gottes” auf die Erde. Die letzte der sieben Schalen schließt das Gericht über „die große Babylon” mit ein. (Kap. 16,19.) Die Kapitel 17 und 18 zeigen uns „das Urteil über die große Hure” („Babylon, die große”) und dessen Vollstreckung. Die Aufforderung in Kap. 18,4 geht unmittelbar der Vollstreckung voraus, wie sowohl der Wortlaut des Verses selbst - „auf dass ihr nicht empfanget von ihren Plagen” - als auch besonders die Verse 6 und 7 zeigen. Denn sie richten sich an dieselben Personen, an welche die Aufforderung in V. 4 gerichtet ist, und sprechen von einer Beteiligung dieser Personen an dem Gericht. Mithin können die in V. 4 mit „mein Volk” angeredeten Personen nicht Glieder der Gemeinde sein, da die Gemeinde ja vor der großen Drangsal entrückt sein wird - und zwar nicht nur eine Auswahl, wie etliche ohne irgendeinen Schriftgrund irrigerweise lehren, sondern alle zur Gemeinde Gehörenden ohne Ausnahme -, also dann nicht mehr auf der Erde ist, sondern nur Menschen, die nach der Entrückung der Gemeinde gläubig geworden sind.

Die Stimme in V. 4 ist nicht die des Engels in V. 1, sondern „eine andere” - Gottes Selbst, denn Er sagt: „Mein Volk.” Darum dringt sie auch in unser Ohr, die wir jetzt Sein Volk sind, und sie wird zu jener Zeit in das Ohr derer dringen, die dann Sein Volk sein werden.

Theodor Küttner


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 23 (1938)