Antwort
Sieben Herrlichkeitsstrahlen der Person unseres Herrn Jesus Christus werden uns in den beiden ersten Versen des Hebräerbriefes gezeigt. Er ist der Sohn, der Erbe aller Dinge, der Schöpfer des Alls. Er ist der Erhalter aller Dinge, der Sündentilger und Der, der Sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe; dazwischen steht als Mittelpunkt der Ausdruck, nach dem gefragt wird: «der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens», das heißt der, der das Wesen Gottes in vollkommenster Weise offenbart. Er konnte sagen: «Wer Mich sieht, der sieht Den, der Mich gesandt hat.» (Joh. 12,45)
Nicht in der Schöpfung können wir Gott Seinem Wesen nach erkennen. Sie zeigt uns nur «Seine ewige Kraft und Seine Göttlichkeit». (Röm. 1,25)
Auch der Mensch, der doch im Bilde Gottes, in Seinem Gleichnis (1. Mo. 1,26) geschaffen ist und somit seiner Gestalt und seinem inneren Wesen nach Gott entsprach, gibt Sein Bild nicht mehr wieder, seit er in Sünde gefallen ist, sondern trägt die Züge Satans. Damit der Mensch trotz seiner Gottesferne Gott erkennen kann, musste Gott Sich offenbaren; und das geschah im Sohne.
Gott ist Licht (1. Joh. 1,5), und Gott ist Liebe. (1. Joh. 4,16) Das sehen wir in dem Sohne. Wie wir die Sonne nicht anschauen können, ohne geblendet, ja, blind zu werden, da wo sie ungehemmt scheint in südlicheren Ländern, so könnten auch wir Menschen unseres sündigen Zustandes wegen Gottes Gegenwart nicht ertragen. Wir müßten in Seinem Licht vergehen, deshalb kam der Sohn als «Abglanz Seiner Herrlichkeit» in diese Welt, Seine Heiligkeit uns offenbarend; und Er ward auch der «Abdruck Seines Wesens». Der Begriff ist genommen von dem Siegel: Wie das Siegel jede Feinheit, jeden Zug, ja, das ganze Bild der Eingravierung wiedergibt, so strahlt der Sohn das Wesen Gottes in der Fülle Seiner Liebe und Gnade wider. Hören wir Ihn in den Evangelien reden, sehen wir Ihn handeln, vor allem auch in Seinem Erlösungswerk auf Golgatha, so hören und sehen wir in Wirklichkeit Gott, denn «Gott war in Christo, die Welt mit Sich versöhnend». (2. Kor. 5,19) Deshalb spricht auch der Hebräerbrief davon, dass Gott geredet hat im Sohne.
Wie sollten wir Ihn deshalb zu uns reden lassen! Das zeigt uns ja gerade der Hebräerbrief. Wie sollten wir deshalb Seine Herrlichkeit anschauen!, denn: «Mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HERRN anschauend, werden wir verhandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den HERRN, den Geist». (2. Kor. 3,18) Nur so wird das erreicht, wozu Gott Sich offenbart hat im Sohne: dass die satanischen Züge aus unserem Wesen weichen und Christus in uns Gestalt gewinnt.
Frhr. v. Schleinitz