Buch-Rezension: Zur Umwelt des Alten Testaments - Ergänzungsband 1

Zur Umwelt des Alten Testaments

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Im Vorwort umschreibt Helmuth Pehlke, Dozent und Fachbereichsleiter für Altes Testament und Altorientalistik an der Freien Theologischen Akademie in Gießen das Ziel dieses umfangreichen Sammelbands als Versuch, „auf die Wechselbeziehung zwischen Israel und seiner Umwelt hinzuweisen und sie aufzuzeigen.“ Dieser Versuch kann aus meiner Sicht als ausgesprochen gelungen gewertet werden! Jeder Bibelleser, der sich für die Welt des Alten Testamentes weitergehend interessiert, stößt hier auf eine Fundgrube.

Das Buch füllt eine echte Lücke, da es bislang auf Deutsch nichts Vergleichbares aus bibeltreuer Sicht gab. Insofern findet das hervorragende Standardwerk „Die Geschichte Israels“ von Eugene Merrill (Holzgerlingen, Hänssler 2001) hiermit eine gelungene Ergänzung.

In 13 Kapiteln werden so unterschiedliche Themenbereiche wie Schriftlichkeit, Literatur und Bildung, aber z.B. auch die Frage der alttestamentlichen Chronologie oder der politischen Administration durchweg kompetent, wenn auch bisweilen recht knapp behandelt.

Wer tiefer in die jeweilige Materie einsteigen will, findet im Anschluss an jedes Kapitel eine ausführliche Liste weiterführender Literatur. Allen Beiträgen ist die Überzeugung gemeinsam, dass das Alte Testament nicht in einem Vakuum entstand, sondern in vieler Hinsicht von der damaligen Umwelt mitgeprägt wurde und das Leben im Alten Vorderen Orient widerspiegelt. Dieser Zusammenhang erscheint mir sehr wichtig für die sachgemäße Exegese alttestamentlicher Texte - und wird doch nicht selten vernachlässigt. An dieser Stelle leistet das vorliegende Werk eine gute Hilfe. Ob es Gesetze, Bündnisse, Opfer, Propheten oder Weisheit ist - es gibt mancherlei, teilweise überraschende Parallelen in der altorientalischen Umwelt. Und doch erscheinen sie im AT unter einem grundlegend anderen Vorzeichen, nämlich der Offenbarung des einen, wahren Gottes und seiner Geschichte mit seinem Volk.

Allein fünf Kapitel beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Gattungen bzw. Inhalten der alttestamentlichen Bücher und ihren Verbindungen zur zeitgenössischen Literatur, aber auch ihrer Einzigartigkeit. Es wird der überzeugende Nachweis erbracht, dass Schreibkunst und Bildung offenbar viel weiter verbreitet war, als gemeinhin angenommen wird.

Hier ragt insbesondere der Beitrag über Poesie heraus. Der Reichtum und die Tiefe alttestamentlicher Dichtung, vor allem der Psalmen wird in einer Weise dargestellt, die dazu motiviert, einmal wieder ganz neu diesen Teil der Bibel zu studieren.

Auch das Kapitel über die Chronologie ist ausgesprochen hilfreich; werden doch hier (nach meiner Kenntnis zum ersten Mal auf Deutsch) die Ergebnisse von Edwin R. Thiele (The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings) zusammengefasst und veröffentlicht: Wenn man von zwei verschiedenen Kalender- und Regierungsjahrsystemen in Israel und Juda ausgeht, lösen sich viele scheinbare Widersprüche in den Zeitangaben der alttestamentlichen Geschichtsbücher. So wird eine relative, und unter Hinzunahme Assyrischer Quellen auch eine absolute Chronologie des Alten Testamentes erstellt und als Tabelle angefügt. Eine ausgezeichnete Hilfe!

Als Schwachpunkt ist zu nennen, dass ein Bibelstellen- und Begriffsregister fehlt - es würde den Gebrauchswert als Nachschlagewerk erheblich steigern. Außerdem macht die etwas trockene, bisweilen wissenschaftlich-distanziert erscheinende Sprache einiger Beiträge das Lesen hier und da mühsam. Der Preis ist für ein solches Buch, fest eingebunden mit fast 450 Seiten, sicher angemessen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Klöckner
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: SCM Hänssler
  Jahr: 2002
  ISBN: 3-7751-3382-8
  Seiten: 450
 €    Preis: 9,95 Euro

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