Zürcher Bibel - ohne Einleitungen und Glossar
Neulich ist mir etwas Lustiges widerfahren. Beim Lesen eines Buches fiel mir auf, dass die Bibelzitate vorwiegend aus der Neuen Genfer Übertragung stammten. Mir als Luther-Bibel-Leser fiel die Andersartigkeit positiv auf. Nun fragte mich meine Frau, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Ich dachte zwar an die Genfer Übertragung, sprach jedoch in Gedanken: „Wenn du mir unbedingt was schenken willst, dann bitte die Zürcher Bibel“. Dabei wusste ich zu dem Zeitpunkt gar nicht, dass es eine solche Übersetzung gibt. Tatsächlich gibt es diese Bibel, wie ich überraschenderweise bei der Bescherung festgestellt habe, und diese hat sogar eine weitreichende Geschichte. Bereits der Reformator Ulrich Zwingli legte die Grundlage für diese, meines Erachtens gelungene Übersetzung. Ich habe übrigens die „Neue Zürcher Bibel“ bekommen, die 2007 erschienen ist. Mein Vorsatz für das Neue Jahr ist es nun, dieses eine Jahr vorwiegend in dieser Bibel zu lesen, was für mich persönlich bereits eine große Überwindung ist, da ich bisher fast ausschließlich in der Luther-Bibel Fassung 1912 gelesen habe. Ich weiß, dass viele den Ton dieser Übersetzung altbacken und schwer verständlich finden, kann ich persönlich bis heute nicht nachvollziehen (und das als Immigrant). Ich möchte an dieser Stelle einen kleinen Textvergleich zwischen der Neuen Zürcher Bibel und der Luther-1912 einfügen. Ich wähle dazu Galater 4,13-15. Luther 1912: Denn ihr wisset, dass ich euch in Schwachheit nach dem Fleisch das Evangelium gepredigt habe zum erstenmal. Und meine Anfechtungen, die ich leide nach dem Fleisch, habt ihr nicht verachtete noch verschmäht; sondern wie einen Engel Gottes nahmet ihr mich auf, ja wie Christum Jesum. Wie waret ihr dazumal so selig! Ich bin euer Zeuge, dass, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben. Neue Zürcher: Ihr wisset, dass ich euch wegen einer Krankheit, die mich niederwarf zum ersten Mal das Evangelium verkündigt habe. Trotz der Versuchung, die meine Erscheinung für euch darstellte, habt ihr mich nicht verachtet und nicht verabscheut, sondern aufgenommen wie einen Engel Gottes, wie Christus Jesus. Der Grund, euch selig zu preisen, wo ist er nun geblieben? Ich kann euch nämlich bezeugen: Ihr hättet euch, wenn möglich, die Augen ausgerissen und sie mir gegeben! Der Unterschied ist schon beeindruckend: Vor allem Vers 14 bekommt eine ganz andere Bedeutung. Was natürlich genau im Urtext gemeint war, muss man dann gezielt am Urtext erforschen, aber durch den Vergleich von zwei Übersetzungen wird einem schneller sichtbar, wo verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten vorliegen. Hierbei muss natürlich wiederum beachtet werden, dass die verschiedenen Übersetzungen auch teilweise auf verschiedene Manuskripte zurückgreifen. Leider gibt es m. E. kein Werk, dass in diesen Fragen der verschiedenen Manuskripte und Lesarten tatsächlich mal Klarheit schaffen würde. Letze Bemerkung: Diese in Deutschland kaum bekannte Übersetzung kann ich empfehlen, jedoch kaum die Anmerkungen und Einleitungen zu den einzelnen biblischen Büchern, die überaus von Bibelkritik zersetzt sind. Entweder man erwirbt sich eine Version ohne Erklärungen, oder man gewöhnt sich an diese zu übersehen. ERGÄNZUNG: Philipp Keller hat einen hochwertigen und umfangreichen Artikel zu dieser Übersetzung geschrieben, den ich sehr empfehlen kann. Er geht viel intensiver auf die bibelkritische Quelle dieser Revision ein. Zusätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass die Farben des Umschlags auf die Version der Bibel hinweisen: Ein grüner Umschlag beinhaltet auch ziemlich gottlose Anmerkungen und Einleitungen. Die „blaue“ Zürcher Bibel kommt ohne diese Zusätze aus.
Die Rezension/Kritik stammt von: Sergej Pauli
Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium
Jahr: 2009
ISBN: 978-3859952485
Seiten: 1482
€ Preis: 17,90 Euro