Buch-Rezension: Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens - Eine Familie überlebt den Holocaust

Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens

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Naftali Fürst wird 1932 in der Slowakei in eine jüdische Familie geboren. Zusammen mit seinem ein Jahr älteren Bruder Shmuel erzählt er von seiner zunächst glücklichen Kindheit, ihrem abrupten Ende während der Nazi-Zeit, der Odyssee durch vier Konzentrationslager sowie dem Neuanfang in Israel.

Naftalis Vater hat eine kleine Firma und bringt es zu bescheidenem Wohlstand, sodass die Familie zunächst sorgenfrei leben kann. Doch mit der Machtübernahme der Nazis und vor allem mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschlechtern sich die Bedingungen für die jüdische Bevölkerung immer mehr. 1942 kommt Familie Fürst zunächst in ein slowakisches Lager, wo das Überleben noch möglich war. Doch 1944 wird sie unter unmenschlichen Bedingungen in Eisenbahnwaggons nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Dort werden die Kinder von den Eltern getrennt und ein grausamer Leidensweg beginnt. Naftali und sein Bruder kommen in den Kinderblock. Hunger, Folter und Tod sind ihre täglichen Begleiter. Von Birkenau geht es ins KZ Budy, einem Nebenlager von Auschwitz, und von dort, als die russische Armee immer näher rückt, werden die Gefangenen Anfang Januar 1945 auf den Todesmarsch nach Buchenwald geschickt. Aufgrund der eisigen Kälte, der völlig unzureichenden Bekleidung und der fehlenden Lebensmittel überleben viele den Marsch nicht. Die beiden Brüder schaffen es. Doch kaum in Buchenwald angekommen, wird Naftali schwer krank und kämpft in der Krankenbaracke ums Überleben.

Am 11. April 1945 wird Buchenwald von den Amerikanern befreit. Bald stellt sich heraus, dass die ganze vierköpfige Familie die Gräuel der Nazizeit überlebt hat. Sie treffen sich in der Slowakei und entscheiden sich für die Ausreise nach Israel. Während sich die Eltern mit dem Einleben im Heiligen Land schwertun, sind die beiden Söhne schnell integriert und finden beruflich wie privat ihren Weg. 60 Jahre lang schweigt Naftali über seine schrecklichen Erlebnisse. Nie wieder will er deutschen Boden betreten oder die deutsche Sprache benutzen. Doch dann wird er zum 60. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald eingeladen und nimmt diese Einladung - nach schweren inneren Kämpfen - an. Fortan besucht er Deutschland häufig, spricht in Schulen und vor Politikern über seine Erlebnisse und wird zu einem Botschafter für Verständigung und Frieden.

Naftali Fürst schreibt, dass an seiner Familie „ein Wunder“ (S. 148) geschehen ist, weil sie überlebt hat, während viele Angehörige der erweiterten Familie umgekommen sind. Doch Gottes Hand kann er in diesem Wunder nicht erkennen. Vielmehr hat er den Glauben an Gott in den Konzentrationslagern verloren. Dennoch ist sein Buch ein wichtiger Beitrag für die Erinnerungskultur. Nie darf vergessen werden, was den Juden während der Nazi-Zeit zugefügt worden ist, damit ein zweites Auschwitz keine Chance erhält.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Friedhelm Jung
 Kategorie: Biografien, Lebensbilder

  Verlag: Neukirchener Verlag
  Jahr: 2020
  ISBN: 978-3-7615-6704-3
  Seiten: 206
 €    Preis: 16,00 Euro