Weil ich gehalten werde
Autor: Nikolaus Schneider
Wenige Wochen vor dem Tod des ehemaligen Bundespräsidenten erschien dieses Buch zu seinem 75. Geburtstag, den er allerdings nicht mehr erleben konnte. Was hätte aus diesem symphatischen Mann bei seiner reichen Begabung und seinem reichen geistlichen Erbe werden können: Er wuchs als Sohn des Gemeinschaftspredigers und Evangelisten Ewald Rau im rheinischen Pietimus auf und wurde von dem geistlichen Leben der reformierten Gemeinde Barmen Gemarke (Paul Humburg, Karl Immer) geprägt. Er war bestens vertraut mit dem Liedgut der Reformation und des Pietismus, und diese Lieder konnte er meist bis zur letzten Strophe auswendig singen. Er war bibelfest und zitierte auch in Debatten gerne Bibelverse, was ihm den Namen „Bruder Johannes“ einbrachte. Dazu war er schriftstellerisch und rhetorisch begabt, humorvoll und volkstümlich – ohne sich anzubiedern. Außerdem besaß er die selten gewordene Fähigkeit, Freundschaften zu schließen und sie über Jahrzehnte zu pflegen – und er war ausgebildeter Verlagskaufmann ... Leider setzte er seine vielen Gaben primär in den Niederungen der Politik ein, wo er zwar sein Christsein nie verleugnete, aber zu manchen Kompromissen verurteilt war. In diesem Buch schreiben 23 Weggenossen Raus über ihre Begegnungen und Erfahrungen mit dem ehemaligen Bundespräsidenten. Darunter sind konservative und liberale Theologen und Würdenträger wie Kardinal Lehmann, Jürgen Moltmann, Wolfgang Huber, Margot Käßmann, bekannte Evangelikale wie Horst Deichmann und Friedrich Hänssler und schließlich Politiker wie Paul Spiegel, Jürgen Schmude, Richard von Weizsäcker und andere. Hätte dieser Mann nicht noch viel mehr Segensspuren hinterlassen können, wenn man ihm als junger Christ geholfen hätte, seine Lebensweichen anders zu stellen? Aber so ist er „nur“ Bundespräsident geworden. Schade!
Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Bühne
Kategorie: Biografien, Lebensbilder