Was ist eine gesunde Gemeinde?
Autor: Mark Dever
Als geborener Mennonit (falls es so etwas gibt), der seine theologischen und ekklesiologischen Wurzeln nicht verachtet, sondern studiert und viel darüber nachdenkt und überprüft, ist es mir immer wichtig gewesen, den Wert und die Bedeutung der Gemeinde hochzuhalten und in der Gemeinde aktiv mitzuarbeiten. Und so freue ich mich immer, wenn ich anderen Christen begegne, denen es ähnlich geht. Ich freu mich auch über jedes Buch, welches auf biblische Weise die Bedeutung und die Aufgabe der Gemeinde betont. So war es für mich eine Pflicht, das Buch „Was ist eine gesunde Gemeinde? Gemeinde auf biblischem Weg“ von Mark Dever zu lesen. Ich kannte Mark Dever bereits von einigen seiner Vorträge bzw. Predigten, die er auf Konferenzen und in seiner Gemeinde hielt und war deshalb gespannt, sein Buch zu lesen. Dever schreibt sein Buch in erster Linie nicht für Theologen, Pastoren oder Gemeindemitarbeiter, sondern zuerst für den „einfachen“ Christ. Er schreibt für Menschen, die in der Gemeinde sind, die eine Gemeinde suchen und für Christen, die ihre Gemeinde aus welchen Gründen auch immer wechseln wollen. Aus der Wahl der Zielgruppe ergibt sich ein leicht verständlicher Schreibstil und der Verzicht auf tiefgehende Begründungen. Das empfand ich jedoch nicht negativ, denn in seinem umfangreicheren Werk „9 Merkmale einer gesunden Gemeinde“, welches im September erscheint, wird er vermutlich gründlicher argumentieren. Mark Dever beginnt sein Buch mit einem Gleichnis über Herr und Frau Hand, die sich mit Herrn Nase aus dem Leitungskreis über ihren baldigen Austritt aus der Gemeinde unterhalten. Sie äußern, was sie sonst selten tun, ihre Unzufriedenheit über verschiedene Bereiche in der Gemeine, ohne genau zu begründen, was ihnen fehlt. Das Gespräch wird abrupt beendet, weil das Parfum von Frau Hand beim Herrn Nase einen Niesreiz auslöst. Auf solche Mitglieder konnte Herr Nase getrost verzichten, aber auch die Familie Hand nahmen auf Herrn Nase wenig Rücksicht und brauchten die Funktionen der Nase anscheinend nicht. Mark Dever möchte mit seinem Buch darauf aufmerksam machen, dass Christen nicht nur Anforderungen und Wünsche an die Gemeinde herantragen, sondern aktiv mitwirken sollten, vor allem weil Christen aufeinander angewiesen sind. Kapitel 1 beginnt mit einem für Dever typischen Satz: „Wenn sie sich selbst als Christen bezeichnen, es aber keine Gemeinde gibt, der Sie sich zugehörig fühlen und die Sie regelmäßig besuchen, dann befürchte ich, dass Sie auf dem besten Weg in die Hölle sind.“ Schockierend aber absolut wahr. Das muss wieder laut gesagt werden: Ein Christ ohne Gemeinde ist auf einem gefährlichen Weg und gefährdet andere. Jeder Christ muss sich mit der Frage, was Gemeinde ist, beschäftigen (Kap. 2). Und jeder Christ muss sich einer Gemeinde anschließen, weil man sonst das ganze Neue Testament umdefinieren müsste. Gegenseitige Liebe, Fürsorge und Verantwortung muss praktisch im Rahmen der Gemeinde gelebt werden. In Kapitel 3 begründet Dever die Wortwahl beim Titel des Buches: „Was ist eine gesunde Gemeinde?“. Das Wort „gesund“ erinnert an die Gesundheit eines Menschen, eines Körpers und ist gut geeignet mit der Gemeinde verglichen zu werden. Gesund heißt nicht perfekt. Dever gibt folgende Definition: „Eine gesunde Gemeinde ist eine Versammlung, die zunehmend Gottes Charakter wiederspiegelt, wie er in seinem Wort offenbart ist.“ Im 4. Kapitel wird der Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen kontrastiert. Die Gläubigen charakterisiert, dass sie auf Gottes Wort hören und ihm gehorsam sind, und auf die Ungläubigen trifft dieses eben nicht zu. Anschließend zitiert Dever aus jedem Buch des Neuen Testaments und beweist damit, dass die Gemeinde aufgerufen wird auf das Wort Gottes zu hören und es zu tun. Übrigens ist Mark Dever genial, wenn er eine Übersicht erstellt oder ein Detail in einen größeren Zusammenhang darstellt. Ab Kapitel 5 beginnt Mark Dever mit den neuen Merkmalen einer gesunden Gemeinde. Zu den grundlegenden Merkmalen gehören seiner Meinung nach Jedes Kapitel ist es wert, von jedem Christen gelesen zu werden. Merkmale 2 und 3 scheinen sehr ähnlich zu sein. Dennoch unterscheidet Dever hier zu Recht. Bibeltreue Theologie ist wichtig für die Verkündigung im Rahmen der Gemeinde und zur Erbauung der Gläubigen. Ein biblisches Verständnis der Guten Nachricht ist nötig, um außenstehenden ein klares Zeugnis von der Erlösung zu geben, ohne etwas zu verschweigen. Vier Punkte sollten dabei immer beachtet werden: 1.) Gott, 2.) Mensch, 3.) Christus und 4.) die Reaktion darauf. Wer mehr wissen möchte sollte zu dem Buch „Persönliche Evangelisation“ von demselben Autor greifen. Wenn man den Inhalt des Buches mit unseren Gemeinden vergleichen würde, würden wohl viele feststellen, dass wir noch stärker für die Gesundheit der Gemeinde zu kämpfen haben. Dieses Buch ermutigt „normale“ Gemeindemitglieder ihre Gemeinde mitzubauen, sich zu engagieren, nach der rechten Lehre und dem rechten Leben in der Gemeinde zu streben. Es gibt aber auch zwei Aspekte, die mich an diesem Buch stören. Warum tauchen unter den Merkmalen einer gesunden Gemeinde nicht ein biblisches Verständnis der Taufe und des Abendmahls auf? Auf Seite 63 gibt es eine Antwort, die mich allerdings nicht zufriedenstellt. Dever hat diese Merkmale nicht in sein Buch aufgenommen, „weil praktisch jede Gemeinde zumindest die Absicht hat, diese zu praktizieren.“ Das wird auf die anderen Merkmale in der Regel auch zutreffen. Nach Apg 2,42 gehört das Abendmahl zu den drei Säulen des Gemeindelebens. Die Taufe gehört ebenfalls zu den grundlegendsten Praktiken der Gemeinde und sollte nicht ausgelassen, gerade weil in beiden Bereich viele Missstände zu beobachten sind, die es zu korrigieren gilt. Beide Themen wurden und werden kontrovers diskutiert, und fanden vielleicht deshalb nicht Einzug in dieses Buch. Das fand ich sehr schade. Zweitens stößt man beim Lesen wiederholt auf Bemerkungen, die den Musikstil oder die Anbetungsform der Gemeinde betreffen. Der Autor meint, dass der Musikstil nicht als Kriterium herangezogen werden kann, eine Gemeinde zu beurteilen. Ich bin der Meinung, dass mit der Beliebigkeit in der Musik und im Gesang, es dem Satan gelungen ist die Gemeinden zu untergraben und Weltlichkeit einzuschleusen. Eine gesunde Gemeinde muss auch an ihrem Gesang, ihrer Musik erkannt werden. Für mich wäre es, im Gegensatz zu Dever (S. 33), durchaus ein Kriterium die Gemeinde zu wechseln, wenn der Musikstil nicht den biblischen Maßstäben entspricht. Fazit: Mark Dever trifft mit seinem Buch den Nerv der Zeit, indem er neuen Merkmale nennt, an denen die Gesundheit einer Gemeinde gemessen werden kann und sollte. Er motiviert die Christenheit wieder in die Bibel zu schauen und zu entdecken, was Gott sich von einer Gemeinde wünscht und wie die Gemeinde wieder die „Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens wird" (Hebr 1,3). Die Schwachstellen habe ich genannt, und hoffe, dass der Leser das Buch prüfend liest.
Weitere sechs wichtige Merkmale sind:
Die Rezension/Kritik stammt von: NIMM UND LIES
Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst, Leitung