Buch-Rezension: Vergessene Wege - Die Wiederentdeckung der missionalen Kraft der Kirche

Vergessene Wege

Autor:

Pastor Alan Hirsch kann auf vielfältige kulturelle Erfahrungen zurückgreifen. Ihm ist die Kultur von Australien, Südafrika und Amerika aus eigenem Erleben bekannt. Außerdem hat er sich intensiv mit diversen Subkulturen auseinandergesetzt, was aus den vielfältigen Beispielen in seinem Buch deutlich wird. Sein großes Anliegen ist die missionarische Aufgabe der Kirche, die aus seiner Sicht heute die alten Wege aus dem Anfang der Christenheit wieder gehen muss. Die „Komm-Struktur“, die er auch in vielen modernen Gemeindebewegungen, wie z.B. der Emerging Church, angewandt sieht, ist aus seiner Sicht und seinem Erleben heraus für die Zukunft der Kirche nicht zielführend. Selbst in Amerika bilden die Megakirchen die absolute Minderheit. Diese „Komm-Struktur“ führt er auf die Zeit der konstantinischen Wende zurück, die seit damals die Kirche geprägt hat.

Als neuen (und alten) Weg schlägt er vor, den apostolischen Genius in den Christen und Kirchen neu aufleben zu lassen. Die Mitte dieses apostolischen Genius bildet „Jesus ist Herr“ und darum herum finden sich fünf verschiedene Elemente, denen er je ein Kapitel in seinem Buch widmet. Diese fünf Elemente lauten

  • „Zu Jüngern machen“,
  • „Der missional-inkarnatorische Impuls“,
  • „Apostolische Umgebung“,
  • „Organische Systeme“ und
  • „Communitas – nicht Gemeinschaft“.

Diese fünf Elemente des Apostolischen Genius bezeichnet er auch als mDNA (missionale DNA/DNS).

In seinem Buch verwendet er eine Vielzahl an Fremdwörtern, die er zum Teil besonders definiert. Aus diesem Grunde fügt er ein Glossar von Schlüsselbegriffen am Ende seines Buches an. Trotzdem erschwert dies das Lesen, obwohl er bewusst nicht aus einer „akademischen Perspektive“ schrieb, sondern die praktischere Perspektive eines „Missionars und Strategen“ bevorzugte (S.33). Möglicherweise setzt er bei Gemeindeleitern, für die er dieses Buch explizit schrieb, den gekonnten Umgang mit Fremdwörtern voraus. Auf der anderen Seite fügt er Grafiken und Tabellen ein, um den Inhalt verständlicher zu machen.

Es wäre aber ein deutlicher Verlust, wenn sich Gemeindeleiter durch die verwendeten Begrifflichkeiten von der Lektüre dieses Buches abhalten ließen. Es ist ja keines dieser Bücher, die uns mitteilen, wie wir unsere Gottesdienste noch anziehender gestalten müssen, sondern Alan Hirsch setzt viel grundlegender an. Dabei fällt es ihm jedoch schwer, die neuen attraktionalen Ansätze nicht zu kritisieren.

Sein Buch führt zurück in die Gemeindebewegung vor Konstantin und gleichzeitig in die Gemeindewachstumssituation in China, um von beiden Ansätzen zu lernen. Um sich über den aktuellen Stand der Forschung zu informieren, verweist er auf „Ein Schnellkurs in Chaos“ der im Internet (www.novavox.org) kostenlos erhältlich ist. Wer dort einen wissenschaftlichen Ansatz für dieses Konzept sucht, wird über allgemeinere Aussagen wie: „Ein neues Verständnis für Organisation ist in unserer Zeit entstanden, geboren aus dem Verständnis der Quantenphysik, der Chaostheorie und der Rückkehr zu den organisch-biblischen Prinzipien von Organisationen“ nicht hinauskommen. Das ist aufgrund des Hinweises im Buch enttäuschend.

Trotzdem bietet Hirsch aufgrund des eigenen Erlebens und dem deutlichen Bezug zu der Gemeindebewegung vor Konstantin viele bedenkenswerte Ansätze für das Gemeindeleben in unserem Kontext. Gerade für Christen in Leitungsverantwortung in Kirchen und Gemeinden ist dieses Buch sehr zu empfehlen, vor allem für jeden, der den Wunsch hat, von einer starren Organisation wieder zu einer lebendigen Bewegung zu finden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Matthias Mack
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Neufeld Verlag
  Jahr: 2011
  ISBN: 978-3-86256-025-7
  Seiten: 352
 €    Preis: 17,90 Euro