Buch-Rezension: Und die Frau schweige (nicht) - Was uns entgeht, wenn wir die Gaben und Erfahrungen von Frauen beim Bau von Gottes Reich übergehen

Und die Frau schweige (nicht)

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Wie der Titel des vorliegenden Werkes bereits vermuten lässt, ist das Anliegen der Autorin, eine Gemeindekultur und ein Geschlechterverständnis in den Gemeinden zu kreieren, das weniger patriarchalisch ist und Frauen im Gemeindeleben mehr Rechte und Dienstmöglichkeiten bietet.

Um dieses Ziel zu erreichen, schildert die Autorin einerseits zahlreiche negative Erfahrungen im Gemeindekontext, welche zu einer Unterdrückung oder Nichtbeachtung von Frauen führten, so z.B.: „Überall, wo ich hinkam, waren evangelikale Predigten mit mehr oder weniger dummen Witzen über Frauen gespickt.“ (S.55). Andererseits berichtet S. Bessey auch über positive Erfahrungen in Gemeinden, welche wertschätzender (und damit biblischer) mit Frauen umgingen: „Frauen gaben prophetische Eindrücke weiter. Sie leiteten wichtige Ämter. Sie predigten.“ (S.51).

Für die Autorin haben die Schreiber des NT in einer patriarchalischen Kultur gelebt und durch diese Brille müssten die Bibeltexte wie 1Tim 2,11-12 heutzutage betrachtet werden. So versteht die Autorin die genannte Bibelstelle nicht als Gottes Anordnung für seine Gemeinde, unabhängig von Kultur und Zeit, sondern als eine Anweisung von Paulus an Timotheus, in einer „patriarchalischen Kultur überleben und gedeihen“ zu können und „die geschlechtergerechte Dynastie, die Jesus bereits in Gang gesetzt hat“ vorantreiben zu können (S.76).

Positiv zu betonen ist, dass Bessey im gesamten Werk immer wieder auf biblische Tatsachen hinsichtlich der Stellung der Frau in Gottes Augen verweist: Frauen benötigen genauso wie Männer Erlösung und können den Heiligen Geist empfangen (S.31). Weiterhin merkt sie richtigerweise an, dass Frauen nicht aus der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen sind (S.32) und dass für Jesus Frauen in gleicher Weise wie Männer Menschen sind (S.35).

Dabei hat es aber den Anschein, als seien alle Gemeinden und Gläubigen, welche Frauen nicht als Pastorin oder Predigerin zulassen, in einer patriarchalischen Struktur gefangen, verstünden die Bibel falsch und unterdrückten die Frauen. Dies wird insbesondere im 1. Kapitel „Jesus hat eine Feministin aus mir gemacht“ sehr deutlich. Hierbei vertritt die Autorin einige Thesen, welche dem biblischen Zeugnis klar widersprechen: So können „dogmatische Kategorien“ für Bücher und Unterricht nützlich sein, aber sind keine richtigen Werkzeuge für das tägliche Leben und Beziehungen (S.29). Allein die dogmatische Lehre der „Erlösung“ würde dieser These klar widersprechen, denn wie und wann Menschen Erlösung erhalten, ist grundlegend entscheidend für das tägliche Leben und für Beziehungen untereinander und mit dem Schöpfer. So behauptet die Autorin weiterhin, dass Jesus seine Gemeinde baut, aber „nicht durch Gesetze und Vorschriften, sondern indem er das Herz und den Verstand des Menschen formt“ (S.191). Hierbei wird deutlich, dass S. Bessey versucht, Dogmatik und Lehre gegenüber Herz und Glauben auszuspielen. Allein die NT-Bücher haben eine Vielzahl von Gesetzen und Vorschriften für die Gemeinde Jesu. Und unser HERR sagte selbst, wer ihn liebt, hält seine Gebote (Joh 14,15).

Es zeigt sich leider, dass das vorliegende Buch ein menschlicher Versuch ist, seine eigenen Vorstellungen und Ideen in die Bibel hineinzulesen und dabei Gottes Schöpfungsordnung und Anweisungen für den Gemeindebau zu übergehen. Keine Empfehlung.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Roland Neudecker
 Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst, Leitung

  Verlag: Gerth Medien GmbH
  Jahr: 2024
  ISBN: 978-3-98695-049-1
  Seiten: 240
 €    Preis: 18,00 Euro