Stolpersteine der Schriftauslegung
Autor: Donald A. Carson
Das Buch wendete sich im englischen Original ursprünglich an Studenten der Theologie. Bei der Übersetzung ins Deutsche wurde vom Verlag auf Allgemeinverständlichkeit geachtet, so dass diese Abhandlung auch von einem theologischen Laien mit Gewinn gelesen werden kann. So verfügt das Buch über ein Begriffsregister, in dem theologische Fachbegriffe erklärt werden. Für weiterführende Nachforschungen ist ein umfangreicher Fußnotenapparat vorhanden. Die einzelnen Abschnitte des Buches sind durch Unterabschnitte sehr übersichtlich gestaltet und erleichtern das Auffinden bestimmter Themen. Ziel des Buches ist es, in die Grundlagen der Exegese eines Bibeltextes einzuführen. Erfreulich ist, dass der Autor auf einem soliden evangelikal-bibeltreuen Fundament steht und somit der Irrtumslosigkeit der Bibel verpflichtet ist. Im ersten Kapitel behandelt Carson klassische „Fehlschlüsse im Wortstudium“. Die darin enthaltene Problematik wird demjenigen, der den Grundtext selbst lesen kann, eher zugänglich sein. Aber auch dem unkundigen Leser wird bei der Lektüre dieses Abschnitts deutlich, dass das Rekurrieren auf den Wortlaut im Urtext bei streitigen Auslegungsvarianten nicht immer so einfach ist, wie es von einigen Auslegern manchmal dargestellt wird. Auch der Abschnitt über die Grammatik wird dem theologisch ausgebildeten Leser einen größeren Nährwert geben als dem Laien. Eine wahre Fundgrube an Beispielen und Gedanken für eine saubere Auslegung finden sich in dem Kapitel über „logische Fehlschlüsse“. In verschiedenen Unterabschnitten zeigt Carson unzulässige Auslegungen auf. Die Beispiele reichen von der Auslegung einzelner isolierter Bibelstellen bis hin zu hochstreitigen Themen. Dabei scheut der Autor sich nicht, selbst klar und deutlich Stellung zu beziehen. Er warnt davor, die Bibel nur heranzuziehen, um das eigene theologische Programm legitimieren zu wollen, sondern appelliert, objektiv an die Auslegung der Bibel heranzugehen. Der Ausleger soll herausfinden, was der Bibeltext aussagt, und nicht eigene Erfahrungen oder Anschauungen in den Text hineinlesen. Schließlich streift Carson am Ende des Buches die Problematik der geschichtlichen Einordnung biblischer Texte. Er kritisiert die häufig zu beobachtende spekulative Rekonstruktion der jüdischen und frühchristlichen Geschichte durch moderne Theologen. Alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Auch wenn der theologische Laie nicht jeden Teil vollständig zu erfassen vermag, eröffnet dieses Buch ihm einen Einblick in die Methodik der Auslegung.
Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Sebastian Merk
Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika
Jahr: 2007
ISBN: 978-3-935558-79-2
Seiten: 158
€ Preis: 4,90 Euro