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Buch-Rezension: Sklave Christi - Die unterschlagene Wahrheit über deine Identität in Christus

Sklave Christi

Autor:

Bereits der recht reißerisch gewählte Titel sowie der Klappentext lassen aufmerken: Bibelübersetzer „bauten vor vielen Jahrhunderten einen Fehler in das Neue Testament ein, der seitdem immer wieder vertuscht wurde?John MacArthur soll es nun vorbehalten bleiben, in diesem „brisanten und aufrüttelnden Buch“ die „Unterschlagung aufzudecken“. Bereits vorweggenommen sei, dass das Buch diese hoch gesteckten Erwartungen zu keiner Zeit erfüllen kann.

Noch interessant zu lesen sind in den einleitenden Kapiteln die Hintergründe der Sklaverei aus der griechischen, römischen und auch jüdischen Welt, die MacArthur mit zum Teil recht plastischen Zitaten der Kirchenväter untermalt. Seine Hauptthese: die Bibel bezeichnet die Beziehung eines Christen zu Jesus Christus „besonders häufig“ als die Beziehung eines Sklaven zu seinem Herrn. Dieses Faktum, so seine Ansicht, käme durch die Übersetzung des Wortes „doulos“ als "Knecht" oder "Diener" nicht genügend zum Ausdruck (wobei die im Buch gelieferten Gründe für diese Übersetzung, nämlich die negative Konnotation der Sklaverei in der westlichen Welt sowie ein Übersetzungsumweg über den lateinische Begriff „servus“ schon recht wenig mit der im Klappentext behaupteten „Unterschlagung“ oder „Vertuschung“ zu tun haben), da dieses Wort „immer und ausschließlich“ (S.22) Sklave bedeute.

Vor dieser etwas pointierten Prämisse (das „Exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament“ (Balz/Schneider) gibt für „doulos“ die Bedeutungen „Sklave, Diener, Knecht“ an) entfaltet MacArthur verschiedene Parallelen zwischen der antiken Sklaverei und der Stellung des Christen. Dies ist im Einzelnen durchaus bedenkenswert, etwa wenn es darum geht, dass Sklaven ihrem Besitzer gehören (S. 23), von ihm versorgt werden (S. 51), ihm völlig unterworfen (S. 40) und von ihm abhängig sind (S. 50) – und ihm schließlich Rechenschaft schulden (S. 53). Fraglich ist es aber, ob es für diese Ausführungen die „Vertuschungsthese“ gebraucht hätte (auch der Begriff „Knecht“ kann durchaus im Sinne einer „Leibeigenschaft“ verstanden werden und kommt damit der von MacArthur gewünschten Bedeutung sehr nah). Im Weiteren beschreibt er Christus als Herr (S. 57-110), der uns von der Sklaverei der Sünde errettet (S. 97-136) – und uns zu seinen „Söhnen“ (S. 137-164) und Bürgern des Himmels macht (S. 173-180). Dass also „Christsein, wie Jesus es definiert hat“ in einem einzigen Begriff, nämlich dem Begriff „Sklave“ zusammengefasst werden kann (so der Klappentext), behauptet schon MacArthur selbst nicht.

Leider wird auch nicht erklärt, wie es vor dem von MacArthur zunächst für so wesentlich gehaltenen antiken Hintergrund möglich sein soll, dass jemand „zugleich“ Sohn und Sklave ist (S. 163). Nicht nur an dieser Stelle fällt zudem ein für MacArthur eher untypischer Mangel an Exegese auf, da er diesen Gedanken auch biblisch nicht genügend entfaltet. Eine zentrale – seiner Ausgangsthese zumindest dem Wortlaut nach widersprechende – Äußerung von Jesus in Johannes 15,15 ist MacArthur lediglich eine Fußnote wert (S. 164). Gleiches gilt für andere durchaus relevante Bibelstellen (Röm 8,15; Galater 4,7), die nur am Rande erwähnt werden (S. 159, 148). Das ist – insbesondere, wenn man den Anspruch des Buches berücksichtigt, eine „das neue Testament dominierende Perspektive“ (S.9) aufzuzeigen – etwas wenig.

Schade auch, dass der Gedankengang mehr und mehr in eine Zusammenfassung geläufiger Positionen abgleitet. So nutzt MacArthur das Buch, um seine bekannten Thesen zur Lordship-Salvation (ausführlich dargestellt in „The gospel according to Jesus“) im Gewand der Herr-Sklave-Beziehung darzustellen und zudem – auch das ist nicht unbedingt notwendig – sämtliche fünf Punkte des Calvinismus unterzubringen.

Im Ergebnis ergibt sich ein Buch, dass zwar einiges Richtige enthält, aber weniger aus einer exegetisch sauberen Darlegung des Sklaven-Motivs besteht als vielmehr aus einer Melange von MacArthurs theologischen Steckenpferden, verpackt im Sklaven-Thema, und einer unnötig sensationellen Aufmache. Das kann er besser.

 Die Rezension/Kritik stammt von: D.F.
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2014
  ISBN: 978-3-935558-96-9
  Seiten: 217
 €    Preis: 12,90 Euro
Buch-Rezension: Sklave Christi - Die unterschlagene Wahrheit über deine Identität in Christus

Sklave Christi

Autor:

Es kann nicht oft geschehen, dass eine Wahrheit des Evangeliums über Jahrhunderte hinweg für nahezu die gesamte Christenheit verborgen und verschüttet bleibt. Offenbar geschieht es aber doch manchmal, dass einzelne Facetten des Evangeliums fast verloren und vergessen werden, und dann erst wieder ausgegraben und freigelegt werden müssen.

Im Frühling 2007 erkannte John MacArthur erstmals, dass in fast allen relevanten englischen Übersetzungen das griechische Wort für Sklave doulus falsch übersetzt wurde. Statt doulus mit „Sklave“ zu übersetzen, tauchte fast durchgehend das Wort Diener (oder Knecht) auf. Diese Entdeckung eröffnet der Autor in dem Buch mit dem wenig schmeichelhaften Titel „Sklave Christi“.

Dabei mangelt diese Sicht der Dinge nicht wenig. Das Denken der zumindest westlichen Christen ist geprägt von der Wahrheit, dass Gott ein Gott der Liebe ist. Gott ist unser liebender Vater. Wir Christen sind seine Kinder. Er liebt uns und lies deshalb seinen Sohn sterben, damit wir Leben haben. Manchmal geht die Vorstellung hier noch weiter und Prediger verkündigen, dass Gott einen „wundervollen Plan“ mit jedem Christen hat. Diese Gedanken sind im begrenzten Maße richtig. Gott liebt uns und er hat auch seine Vorstellung von unserem Leben.

MacArthur legt in diesem Buch die Betonung auf die andere Seite unserer Beziehung zu Gott. Neben unserer Identität als Gottes Kinder sind wir auch zu Sklaven Gottes geworden. Wir waren Sklaven der Sünde und somit die Sklaven Satans. Bekehrung und Wiedergeburt haben uns nicht zu freien Menschen gemacht. Wir sind zu Sklaven Christi geworden – und er ist unser Herr.

Der Betanien Verlag hat das Buch zum „Buch des Jahres 2011“ gekürt. Für mich ist es eins der wenigen besonders guten Bücher im aktuellen Jahr. Es beinhaltet wie es zur „systematischen Falschübersetzung“ kommen konnte und was unser Sklaven-Dasein für unser praktisches Christen-Leben bedeutet. Dabei ist es vom Schreibstil ein typisches MacArthur-Buch. Sehr gut geschrieben, beinahe schon unterhaltend.

Es bleibt für mich noch zu erwähnen, dass diese Erkenntnis nicht MacArthur als erstes begriffen hat und das vor ihm schon viele andere unsere Stellung als Sklaven Christi erkannt und genannt haben. Das macht der Autor selbst auf den ersten Seiten deutlich. Das Buch endet mit umfangreichen Zitaten von Gestalten der Kirchengeschichte. Und ich ende mit der festen Absicht, das Buch in einiger Zeit nochmals zu lesen. Es lohnt sich.

 Die Rezension/Kritik stammt von: NIMM UND LIES
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2014
  ISBN: 978-3-935558-96-9
  Seiten: 217
 €    Preis: 12,90 Euro

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