Sehnsucht Unsterblichkeit
Autor: Günther Loewit
Bei diesem Buch handelt es sich um die Generalabrechnung eines frustrierten österreichischen Landarztes kurz vor seiner Pensionierung (22). Recht einseitig wird über jeden während der vergangenen Jahre öffentlich diskutierten Bereich des Gesundheitswesens hergezogen. Kräftige Schlagworte sollen die mutmaßliche Katastrophe deutlich unterstreichen. Geredet wird von der Gesundheitsindustrie, den Pharmakonzernen, der Apparate- Medizin, Gentechnologie, Behandlungsfehlern usw. (102, 185, 200f., 273). Nach Loewits Aussagen ist die gesamte Gesundheitsbranche heute durchsetzt von machtgierigen Politiker, kleinlichen Bürokraten, geldversessenen Pharmavertretern, Fachärzten mit eingeschränktem Blickwinkel, alternativmedizinischen Scharlatanen und weitgehend ahnungslosen Jungärzten (39, 52, 85f.114f., 164, 198, 221, 246). Tausende sterben, so Loewit, jedes Jahr an Fehldiagnosen, verpfuschten Operationen, überflüssigen Behandlungen und künstlich herangezüchteten Krankheitskeimen (25f., 53, 56, 88, 108, 188). Mit dem Versprechen auf das „ewige Leben“ würden die Patienten manipuliert und zu „Gläubigen“ des Medizinbetriebs gemacht (29, 47, 55, 95, 111). In der Zukunft würde mutmaßlich alles noch weit schlimmer, es drohe eine Verschmelzung von Politik und Medizin zu einer umfassenden Gesundheits-Diktatur mit einer unüberschaubaren Kostenexplosion (34, 37, 66f., 86, 125, 185). Um die Bürger dazu zu bringen, sich der Medizin-Industrie auszuliefern und immense Summen dafür zu bezahlen, würde den Patienten immerzu Angst gemacht, vor zahlreichen Befunden und Krankheiten, die letztendlich nicht wirklich relevant seien (103, 105, 109f., 194f.). Gerade diese Angstmache wirft der Autor der heute gängigen Medizin vor. Dabei scheint Loewit allerdings zu übersehen, dass er in seinem Buch genau dieselbe, von ihm kritisierte Strategie verfolgt. In jedem Kapitel weckt er bei seinen Lesern neue Ängste über die inkompetente und machtgierige Herrschaft der Medizin-Funktionäre (155). Eine wirklich praktikable und überzeugende Antwort auf die von ihm beschriebene Krise des Gesundheitswesens aber gibt Loewit dann nicht. Die Kirche dient Loewit vor allem als Negativschablone für das heutige Gesundheitswesen (48, 127, 203f., 235f.). Der christliche Glaube ist für den Autor zumeist illusionär und betrügerisch (57). Gott und Glauben seien lediglich von Menschen für ihre eigenen Interessen erfunden worden (119f., 187f.). Dabei erwähnt Loewit, dass er schon früh aus der Kirche ausgetreten und jetzt Agnostiker sei (15). Die Welt ist für ihn das Ergebnis einer zufälligen Evolution. Der Mensch habe Gott lediglich erfunden, um sich dann besser an ihn klammern zu können (32, 74, 127, 139). Jesus hat höchstens psychosomatische Leiden geheilt, ist Loewit überzeugt, aber keine schweren körperlichen Krankheiten (16f., 50f., 104, 119f., 123). Die Kirche beute Menschen aus und belüge sie fortwährend zum eigenen materiellen Vorteil usw. (18, 27). Das Buch entspricht vielen aktuellen „Sachbüchern“, die unter einer dünnen Hülle von Informationen eigentlich Meinungen und Weltanschauungen oder auch einfach nur Stimmungen vermitteln wollen. Insbesondere eine pauschale Unzufriedenheit und Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen, indirekt vielleicht auch am eigenen Leben, verkauft sich derzeit besonders gut. Wer in seinen Vorurteilen über das Versagen der Politik und der Medizin bestätigt werden will, kommt in diesem Buch voll auf seine Kosten. Wer informiert werden will über das Wesen, die Probleme und mögliche Verbesserungen des heutigen Gesundheitswesens, der sollte sich nach seriöserer, aber vermutlich schwerer zu lesender Literatur umsehen. Wer aufgrund des Titels über tiefergehende Parallelen zwischen Religion / Glauben und Medizin nachdenken wollte, wird von Loewits Buch wohl enttäuscht. Ein Rundumschlag gegen Medizin und Kirche.
Die Rezension/Kritik stammt von: Michael Kotsch
Kategorie: Seelsorge, Hoffnung, Lebenshilfe
Jahr: 2020
ISBN: 978-3-99060-178-5
Seiten: 260
€ Preis: 24,00 Euro