Buch-Rezension: Schriften - Band 2 - Die Autorität und Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift

Schriften - Band 2

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Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band (Band I 2004) einer neuen, auf insgesamt sieben Bände angelegte Auswahl (vgl. www.tvz.ref.ch) der Schriften Heinrich Bullingers (1504-1575). Bullinger wirkte von 1531 an als Nachfolger von Huldrych Zwingli in Genf. Band II bietet die im März 1538 erstmalig erschienene umfangreiche lateinische Schrift Bullingers über Die Autorität der Heiligen Schrift in moderner deutscher Übersetzung.

Bullingers Schrift besteht nach der Widmung an König Heinrich VIII von England (13-19, Schlusswort an den König 412-16) aus zwei Büchern. Buch eins, „Die Autorität der Schrift“ (21-156) ist eine ausführliche Darstellung des reformatorischen Schriftprinzips. Bullinger diskutiert das Verhältnis von Schrift und Tradition und betont den Vorrang des Wortes vor der Kirche. Bei der Entstehung des christlichen Kanons wurden die Bücher ausgewählt, die vom Heiligen Geist inspiriert waren. Nicht die Kirche verleiht der Schrift die Autorität, sondern die Schrift als Wort Gottes beglaubigt sich selbst. Die Kirche selbst bedarf der Begründung von der Schrift her. Der Auftrag der Kirche ist es, „gemäß Joh 10.3 auf ihren Hirten zu hören und ihm zu folgen“ (7). Autorität besitzt die Kirche, soweit sie Zeugin Christus und Dienerin des Evangeliums ist. Auch angesichts der kirchlichen Konzile bleibt die Schrift letzte Norm von Theologie und Kirche. Ferner diskutiert Bullinger das Verhältnis zwischen Bibel und heidnischer Philosophie und Literatur.

„Die Heilige Schrift enthält alles, was der Mensch zur rechten Verehrung Gottes und zur wahren Frömmigkeit wissen sollte. Hinzugefügte menschliche Satzungen müssen nicht befolgt werden“ (8).

Nach einer Aufzählung der katholischen Zeremonien, die im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehen, verteidigt Bullinger im letzten Kapitel die absolute Vollkommenheit der Bibel gegenüber allen menschlichen Traditionen. Bei vielem Zeitbedingten bietet Bullinger eine gute Darstellung des heute stark angegriffenen evangelischen Schriftprinzips und hinterfragt indirekt die Autorität mancher auch in evangelischen Landeskirchen und Freikirchen liebgewordenen Traditionen.

Buch zwei behandelt „Die Einsetzung und Aufgabe der Bischöfe“ (157-412) und ist sowohl in biblischer wie historischer Hinsicht mit die fundierteste Kritik des Papsttums im frühen Protestantismus. Nach biblischen und historischen Ausführungen zu Propheten- und Priesteramt behandelt Bullinger ausführlich Amt und Aufgaben der Bischöfe („Das Gewicht liegt nicht auf dem ontologischen Status, sondern auf der Funktion, da das Amt ausdrücklich auf die Lehre, das Gebet und den Dienst am Wort und Sakrament bezogen ist“, 9) sowie um ihre Aufgabe als Diener am Wort Gottes. Neben Vielem, was durch die Fragen der Reformationszeit und die Situation in England bedingt war und nur von kirchenhistorischem Interesse ist, finden sich für Gemeindeälteste, Prediger und Pastoren interessante Einsichten und Herausforderungen.

Die Einführung (mit einem hilfreichen Überblick über den Inhalt der beiden Bücher), die Übersetzung und die Erläuterungen zum Text in Fußnoten sowie Satz und Qualität des Buches sind hervorragend. Zu bedauern ist, dass der Band weder Bibelstellenregister noch Sachregister enthält. Im sehr knappen Inhaltsverzeichnis (V) fehlen die Überschriften der einzelnen Kapitel und die Seitenangaben.

Zu Bullinger als Schriftausleger vgl. R. L. Petersen in D. K. McKim (Hrsg.), Historical Handbook of Major Biblical Interpreters (Downers Grove, Leicester: IVP, 1998), 164-71 und TRE 7, 375-87.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Christoph Stenschke
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: TVZ Theologischer Verlag
  Jahr: 2006
  ISBN: 3-290-17282-1
  Seiten: 416
 €    Preis: 43,00 Euro