Paulus und die Schriften Israels
Autor: Malte Cramer
In dieser Veröffentlichung seiner Dissertationsschrift behandelt Malte Cramer die Art und Weise, in der Paulus in seinen Briefen mit dem Alten Testament umgeht. Die Arbeit gliedert sich in vier Teile: Zunächst gibt der Autor einen Forschungsüberblick und stellt dabei die wichtigsten älteren und neueren Forschungsarbeiten zum Schriftgebrauch bei Paulus zusammen. Im zweiten Teil entwickelt Cramer einen methodischen Rahmen, um Zitate bei Paulus analysieren zu können, den er im dritten Teil auf zwei Kerntexte (Röm 4 und Gal 3,6-14) anwendet. Im vierten Teil ordnet der Autor die Art und Weise des paulinischen Schriftgebrauchs schließlich in den Kontext frühjüdischer Exegese ein, bevor er seine Ergebnisse im fünften und letzten Teil kurz zusammenstellt. Die Stärke der Arbeit liegt einerseits in dem aktuellen deutschen Forschungsüberblick zum Schriftgebrauch bei Paulus, andererseits in der Erstellung eines Analyserahmens für Schriftzitate. Damit bleibt die Arbeit nach der eigenen Schwerpunktsetzung relativ technisch auf methodische Aspekte bei der Untersuchung von Schriftzitaten wie auch der Analyse der von Paulus verwendeten Methodik beschränkt. Das zeigt sich auch darin, dass zwar Arbeiten zur Intertextualität und zum Schriftgebrauch intensiv miteinander ins Gespräch gebracht werden, aber eine Arbeit am alttestamentlichen Kontext und insbesondere das Gespräch mit der neueren Paulusexegese zu beiden Abschnitten fast gänzlich fehlt. Umgekehrt kann der Autor durch seinen methodischen Fokus jedoch insbesondere im letzten Teil (v.a. 338-347) deutlich machen, inwieweit der Umgang von Paulus mit dem Alten Testament als Vorbild für den heutigen Umgang von Gläubigen mit der Schrift sein kann: Nach Cramer geht es dabei weniger um eine bestimmte Technik, sondern darum, aus einer Beziehung zu Christus das Reden Gottes in der Schrift zu verstehen (339-342). Damit gelingt es dem Autor, sich von einseitigen Positionen (etwa der These eines willkürlichen oder im anderen Extrem gänzlich formalen Schriftgebrauchs bei Paulus) abzugrenzen und den Umgang von Paulus mit dem Alten Testament weniger aus einer bestimmten theologischen Agenda oder methodischen Engführung zu verorten (wie es häufig getan wird), sondern in den großen Rahmen der Selbstoffenbarung Gottes zu stellen, bei der Gott durch die Schrift redet.
Die Rezension/Kritik stammt von: Benjamin Lange
Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium
Jahr: 2023
ISBN: 978-3-17-042584-2
Seiten: 387
€ Preis: 99,00 Euro