Oxana
Autor: Hermann Hartfeld, Maria Hartfeld
Das Ziel der Autoren, dem Leser „eine spannende Lektüre“ (S.268) zu bieten, ist ihnen mit dem vorliegenden Buch gut gelungen. Oxana wächst als Tochter eines geschätzten KGB-Spions in der Sowjetunion auf. Doch während ihrer ersten Schwimmversuche wird sie unbemerkt entführt. Eigentlich soll diese Entführung nur einer Machtdemonstration dienen, was ein nicht unübliches Vorgehen ist. Doch einer der Entführer nutzt diese Gelegenheit und missbraucht das fünfjährige Mädchen. Schließlich kann sie sich mit Hilfe einiger erlernter Techniken aus der Situation befreien und flieht. Aber es bleibt ein tiefer Riss in ihrer Seele zurück, den viele Jahre keiner bemerkt oder zuordnen kann. Im weiteren Verlauf ihrer Kindheit lernt sie noch andere Leidensgenossen kennen, die ähnliches erlebt haben. Daraus entstehen mit der Zeit enge Freundschaften – und alle verbindet ein tiefer Hass auf die Täter. Obwohl diese teilweise hart und brutal für ihre Taten bestraft werden, wird Oxana mit der Zeit nur noch von Rache beherrscht. Schlägt sie anfangs die Männer „nur“ zusammen, nimmt ihre Gang später allerdings mafiöse Strukturen an. Dieses Buch gewährt einen Blick in dunkle Abgründe und zeigt, wozu wir Menschen fähig sind, wenn Geld, Macht oder Lust unser Leben bestimmen und wie viel Zerstörung dadurch im Leben anderer entsteht. Im Mittelpunkt dieser wahren Geschichte steht die Tragik, die häufig mit Missbrauch verbunden ist, doch man vermisst eine klare, überzeugende, christliche Botschaft. Zwar kommt es am Ende des Buches zu einigen Bekehrungen, aber nirgendwo wird ein Zeugnis der Größe Gottes vermittelt. So sind es z.B. ausschließlich Therapien, in denen man nach einem Missbrauch Hilfe finden kann und die selbstverständlich durchgeführt werden. Jiu-Jitsu wird zur Stärkung des Selbstbewusstseins vorbehaltlos empfohlen und ein Pastor macht sogar einer bekennenden Atheistin einen Heiratsantrag (S.165). Insgesamt gesehen ist dieses Buch zwar aufgrund seiner Informationsfülle lesenswert – was seine geistliche Aussagekraft betrifft aber eher enttäuschend.
Es ist ein weiter Weg, bis sie endlich erkennt, dass ihre unzähligen Rachefeldzüge keine wirkliche Befriedigung geben. Und es ist ein Weg, der so manches Opfer kostet und sie schließlich an den Rand ihrer Fähigkeiten und ihres Lebens bringt.
Die Rezension/Kritik stammt von: Astrid Kimmich
Kategorie: Biografien, Lebensbilder