Buch-Rezension: Mission im Wandel - Paradigmenwechsel in der Missionstheologie

Mission im Wandel

Autor:

Der südafrikanische Theologe David Jacobus Bosch studierte Theologie in Europa und schrieb seine Dissertation bei Oscar Cullmann. Während seiner Zeit in der Schweiz wurde er von Karl Barth beeinflusst, was in dem vorliegenden Buch auch deutlich erkennbar ist. Bosch hatte seit 1972 den ersten Lehrstuhl für Missionswissenschaften an der Universität von Südafrika (UNISA) inne. Im Jahr 1992 kam er durch einen Verkehrsunfall ums Leben (616).

Die Bedeutung des vorliegenden Werkes wird durch die Menge der Vorworte und die kritische Würdigung der Wirkungsgeschichte der Arbeit im Anhang dieses Buches deutlich.

Das Buch ist in drei große Abschnitte eingeteilt.

Der erste Teil beschäftigt sich mit den Modellen der Mission im Neuen Testament. Dabei untersucht Bosch die unterschiedlichen Facetten der Mission bei Matthäus, Lukas und Paulus. Seiner Untersuchung des Neuen Testamentes dient die universitäre wissenschaftliche Theologie als Grundlage. In seinen Ausführungen wird aber immer wieder sein persönlicher Glaube erkennbar.

Im zweiten Teil des Buches setzt er sich mit den verschiedenen Missionsparadigmen auseinander, wobei er sich häufig auf Hans Küng beruft. Sein Blick in die Geschichte ist für ihn ein Fundament für die Gegenwart: „Letztlich ist jeder Versuch, die Vergangenheit zu interpretieren, indirekt auch ein Versuch, Gegenwart und Zukunft zu verstehen“ (:216). Bosch untersucht das Missionsverständnis der Ostkirche, der römisch-katholischen Kirche und der protestantischen Kirche. Sein Schwerpunkt in diesem Kapitel liegt jedoch bei der Veränderung, die durch die Aufklärung in die Theologie und besonders das Verständnis der Mission eingedrungen ist. An dieser Stelle setzt er sich intensiv mit den Grundlagen der Aufklärung auseinander. Sehr herausfordernd ist auch seine Betrachtung von Mission und Kultur, wo es immer wieder zur Vermischung bzw. Verwechslung von europäischer Kultur und biblischen Verständnis kam.

Im dritten Teil geht er auf das postmoderne Paradigma ein, wobei er die Veränderungen zum Verständnis der Aufklärung darstellt. Auf über 150 Seiten befasst er sich sehr detailliert mit den „Elementen eines sich abzeichnenden ökumenischen Missionsparadigmas“. Darin beleuchtet er viele Fragen die in unserer Zeit an die Mission der Kirche gestellt werden, sowie die Spannung in die wir als Christen hineingestellt sind. Desweiteren zeigt er die Folgen von diversen eschatologischen Entscheidungen für die Praxis der Mission auf.

Dieses herausragende Werk stellt eine relevante Grundlage für den Bereich der Missionstheologie dar. Dabei beinhaltet es sehr viele bedenkenswerte Aussagen für unsere heutige Gemeindearbeit, wie etwa: „Eine Kirche, die sich selbst auf die Schulter klopft, hemmt die Kraft des Kreuzes in ihrem Leben und ihrem Dienst“ (453) oder „Die Kirche muss erkennbar von der Welt zu unterscheiden sein, sonst wird sie nicht mehr in der Lage sein, ihr zu dienen“ (455).

Trotzdem bleibt dieses Buch ein theoretisches Werk, welches erst einer Übersetzung in die Gemeindepraxis bedarf. Es ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich intensiv mit Missionstheologie und -geschichte auseinander setzen wollen, aber weniger geeignet für den Gemeindealltag. Tabellen bzw. schematische Darstellungen würden dazu beitragen, den Inhalt des Buches leichter verständlich und besser erinnerbar werden zu lassen. Außerdem fehlen einige Eintragungen im Abkürzungs- und Literaturverzeichnis, was aber die Bedeutung dieses Buches nicht schmälern kann.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Matthias Mack
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2012
  ISBN: 978-3765595615
  Seiten: 736
 €    Preis: 60,00 Euro
Buch-Rezension: Mission im Wandel - Paradigmenwechsel in der Missionstheologie

Mission im Wandel

Autor:

Elf Jahre sollte es dauern, bis das inzwischen als Standardwerk der Missionstheologie geltende Werk des Südafrikaner David J. Bosch auch auf Deutsch erscheint. Die Breitenwirkung des Werkes wird nicht nur an seiner Rezeption deutlich, sondern auch bei der Wahl der Verlage: Während die englische Originalausgabe im katholischen Orbis Verlag erschien, veröffentlicht im Deutschen der evangelikale Brunnenverlag das Werk. David Bosch sollte diese Entwicklung selbst nicht mehr erleben. Er verstarb 1992 bei einem tragischen Verkehrsunfall.

Doch nun zum Buch: Das Werk gliedert sich in drei Hauptteile: Eingangs werden Modelle der Mission im Neuen Testament erarbeitet (Bosch hatte ursprünglich im NT über „Die Heidenmission in der Zukunftsschau Jesu“ promoviert), es folgt zweitens eine Skizzierung der verschiedenen Missionsparadigmen im Laufe der Kirchengeschichte (dabei geht er sowohl auf die Ostkirche, die Römisch- katholische Kirche als auch auf die protestantische Reformation ein), bevor der Autor im abschließenden Kapitel den Weg zu einer relevanten Missionswissenschaft beschreibt. Diese versteht er als Elemente eines „ökumenischen Missionsparadigmas“ und führt u. a. an: Mission als Missio Dei, Mission als Vermittlung des Heils, Mission als Frage nach Gerechtigkeit, Mission als Evangelisation, Mission als Kontextualisierung, Mission als Befreiung, Mission als Inkulturation, Mission als gemeinsames Zeugnis sowie Mission als Theologie. Das Buch, im Deutschen mit einem Geleitwort von Michael Herbst, wird abgerundet durch ein ergänzendes Kapitel der (englischen) Jubiläumsausgabe von 2011, das auf das Leben von David Bosch und auf die Rezeption seines Werkes in den vergangenen zwanzig Jahren eingeht.

Wo liegt nun der besondere Verdienst von Boschs Mission im Wandel? Zum einen gibt es meines Wissens keine bessere Darstellung des (notwendigen) Wandels (englisch: transformation) der Missionstheologie und -praxis im Laufe der Kirchengeschichte. Auch Wechselwirkungen wie z.B. mit der Aufklärung werden bedacht. Gleichzeitig bietet das Werk mit seiner biblisch-theologisch begründeten Missionstheologie in den Worten von M. Herbst eine „heilsame Provokation für Theologen“ (S. xiii) und hinterfragt dadurch auch so manch verbreitetes Missionsverständnis, so beispielsweise Mission auf eine reine Proklamation des Evangeliums zu reduzieren. Dem stellt Bosch einen ganzheitlichen, von tiefer Spiritualität und Glaubensvollzug geprägten Ansatz gegenüber: „Mission [ist] ganz einfach die Teilhabe von Christen an der befreienden Mission Jesu (…). Es ist die gute Nachricht von Gottes Liebe, inkarniert in dem Zeugnis einer Gemeinde, zum Heil der Welt“ (S. 613).

Wer eine biblisch gegründete Missionstheologie für eine postmoderne Welt erarbeiten will, der kann an diesem Werk nicht vorbei gehen. Es sei jedem Theologen wärmstens zum gründlichen Studium empfohlen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Frank Hinkelmann
 Kategorie: Mission, Evangelisation, Evangelistisch

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2012
  ISBN: 978-3765595615
  Seiten: 736
 €    Preis: 60,00 Euro