Buch-Rezension: Mehr als Studenten, Klapperkisten und Traktate - Operation Mobilisation in Österreich 1961-2011

Mehr als Studenten, Klapperkisten und Traktate

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Rechtzeitig zur Feier des 50-Jahr-Jubiläums von Operation Mobilisation (abg. OM) erscheint diese Darstellung sowie Reflexion der OM-Geschichte. Eine Vorstufe zu diesem Buch war die 1993 am Studienzentrum Korntal geschriebene Abschlussarbeit von Dorothee (damals noch unter dem Namen Futscher).

Das Ehepaar Hinkelmann ist mit dem OM-Betrieb bestens vertraut, Frank leitete OM Österreich ein Jahrzehnt lang. Das Buch ist thematisch breit angelegt: Nach 30 S. über Geschichte und Selbstverständnis von OM International wird auf 20 S. Österreichs Kirchengeschichte dargelegt.

Dem eigentlichen Thema, OM in Österreich, sind hundert Seiten der Darstellung gewidmet. Als Anhang folgt die Dokumentation einer Umfrage, beantwortet von 47 Ex-OM-Mitarbeitern sowie 30 Gemeindeverantwortlichen und Missionaren. Ich schätze die Auswirkung von OM sehr hoch ein, vor allem als „niedrigschwellige Missionsübungsmöglichkeit“: Weder Bibelschulbesuch noch langfristige Verpflichtung waren vorausgesetzt. Für einen Monat (oder länger) konnten junge Christen ein missionarisches Übungsfeld betreten. Mehrere hundert österreichische Christen machten im Rahmen von OM (in Österreich oder im Ausland) Erfahrungen. Die sonst im Schul- oder Berufsalltag nicht gegebene Situation, über Tage und Wochen hinweg hauptsächlich darauf ausgerichtet zu sein, dass ich missioniere: Gedanken und Gebete gehen in diese Richtung – das ist ein für das weitere Leben prägendes Erleben. Ein großer Teil des Aufbruchs in Österreich mag darauf zurückgehen.

Neben diesem Trainings-Aspekt gibt es noch weitere Folgen des OM-Wirkens: Durch OM-Teams in Österreich wurden Menschen gläubig, eine ganze Reihe von OM-Mitarbeitern blieben danach in Österreich und engagierten sich hier weiterhin missionarisch, und jene tausenden jungen Christen, die mit OM in Österreich waren, behielten dieses Land in Erinnerung – wohl auch in manchen ihrer Gebete.

Viele der herangezogenen Quellen werden im Buch ausführlich zitiert. Dadurch entsteht ein anschauliches Bild der damaligen Erlebnisse und Einschätzungen. Wir erfahren z.B., dass der Name „Operation Mobilisation“ in – wie könnte es anders sein! – Österreich entstand: Der OM-Gründer George Verwer saß (nachdem er in der Sowjetunion wieder enthaftet wurde) in der Nähe von Wien auf einem Baum, als er einen Urlauberbus mit jungen Engländern sah … Da kam ihm die Idee, dass junge Christen mobilisiert werden sollten, um ihren Urlaub zwar im Ausland zu verbringen, aber eben für solche Sommereinsätze.

Bis etwa 1985 nahm die Zahl der Mitarbeiter zu, es gab damals 8 Jahresteams in Österreich. Der folgende Rückgang wird mit den erweiterten Möglichkeiten für junge Missionsinteressierte erklärt: Durch bessere Englisch-Kenntnisse gab es für Deutsche und Schweizer neben Österreich zunehmends andere Missionsfelder als Alternative, und nach der Wende im Osten (1989) öffnete sich auch dieser (S.105). „Die Zeit würde mir zu kurz, wenn ich erzählen sollte …“ von Love Europe (ab 1989), von der Flüchtlingsarbeit (u.a. in Traiskirchen), von der Wiener Buchhandlung CLV, von Greater Europe (für Osteuropa) … Das alles hat mit OM zu tun, und wird in diesem Buch geschildert.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Franz Graf-Stuhlhofer
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Verlag für Kultur und Wissenschaft
  Jahr: 2011
  ISBN: 978-3862690312
  Seiten: 200
 €    Preis: 17,50 Euro