Buch-Rezension: Kleines Lexikon wissenschaftlicher Irrtümer - Von Aderlass bis Zeitreise

Kleines Lexikon wissenschaftlicher Irrtümer

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Der promovierte Philosoph, der hauptsächlich in der Lehrerweiterbildung tätig ist, versucht in seinem kleinen Lexikon unter 59 Stichworten wissenschaftliche Irrtümer zu belegen. Das beste davon ist die 11-seitige Einleitung, in der er zeigt, wie wissenschaftliche Theorien sich immer wieder als falsch erweisen. „Derzeit liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Studie falsch sind, bei 50 Prozent.“ (S. 10) Schon Max Planck hat erkannt, dass sich neue wissenschaftliche Theorien meistens dadurch durchsetzen, dass ihre Gegner aussterben, wie es auch Thomas Kuhn in seinem berühmten Essay „Die Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen“ zeigt.

Leider halten nicht alle Artikel, was das Vorwort verspricht. So fällt der Autor bei „Schwierige Geburt des heliozentrischen Weltbildes“ auf Galilei-Legenden herein, die erst seit dem 18. Jahrhundert von der „Encyclopädie“ und im 19. Jahrhundert von Bert Brecht erfunden worden sind. So fand zum Beispiel das Experiment auf dem schiefen Turm niemals statt. Der Historiker Alexander Koiré belegt sogar, dass sich Galilei das Experiment noch nicht einmal vorgestellt haben kann, weil er eine ganz andere physikalische Auffassung als die zu beweisende vertrat. Außerdem hatte sich die kopernikanische Lehre zu Galileis Zeit in der Kirche längst weitgehend durchgesetzt und Galilei stand bei Kirche und Päpsten in hohem Ansehen.

Was die Erdzeitalter betrifft, widerspricht er seinem eigenen Vorwort (S. 18 oben), indem er formuliert: „Heute wissen wir, dass die Erde durch … entstanden ist.“ (S. 48) Hier verwechselt der Philosoph ebenso Tatsache mit Theorie, was er anderen aber gerade vorwirft. Dann lässt er sich ganz im Sinn der political correctness über Sarrazin aus und vertritt mehr oder weniger deutlich die Gener-Ideologie.

Solch ein „Lexikon“ ist leider wenig Vertrauen erweckend, auch wenn viele andere Artikel durchaus korrekt sind.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Gütersloher Verlagshaus
  Jahr: 2011
  ISBN: 978-3-579-06566-3
  Seiten: 160
 €    Preis: 12,99 Euro