Buch-Rezension: Joni & Ken - Deine Liebe schenkt mir Flügel

Joni & Ken

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Du kennst Joni nicht? Bis vor Kurzem dachte ich noch, dass alle Christen Joni kennen. Kürzlich hörte ich von Christen, die noch nie etwas von Joni gehört haben.Sicher, ich war etwas überrascht, doch insgeheim wusste ich natürlich, dass nicht jeder Joni kennt. Man muss Joni nicht kennen, doch wer ihre Biografie gelesen hat, wird vieles lernen können. Ich werde Joni hier nicht vorstellen. Dazu müsstest du schon ihre Biografie selbst lesen. Heute möchte ich Jonis letztes Buch vorstellen mit dem Titel Joni & Ken – Deine Liebe schenkt mir Flügel.

Wir lieben dramatische Geschichten. Wir lesen gerne Biografien, die spannend wie ein Abenteuerroman sind, nur eben von echten Personen handeln. Jonis Leben erfüllt all diese Voraussetzungen. Doch dieses Buch von Joni ist anders. Es könnte den Untertitel tragen: „Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor 12,9).

1. Du bist Jesus

Joni ist ab dem 17. Lebensjahr querschnittsgelähmt und Ken heiratet sie trotzdem oder gerade deswegen. Seine Entscheidung, sich auf dieses herausfordernde Leben einzulassen, hat er nicht bereut. Als bei Joni zusätzlich Krebs festgestellt wird, läuft das Fass nicht über, sondern Gott macht Ken fähig, in dieser Zeit den Mann zu stehen und Aufgaben zu übernehmen, denen er bis dahin nicht gewachsen zu sein schien.

In einer Nacht mit schrecklichen Schmerzen und lebensbedrohlicher Atemnot bittet Joni in ihrer Verzweiflung bei Jesus: „Bitte, zeig dich mir auf eine besondere Weise.“ Wie in den vorigen so auch in dieser Nacht verzichtet Ken auf seinen Schlaf und kümmert sich geduldig, freundlich und hilfsbereit um Joni. Und dann folgt dieser Dialog:

„Du bist Er!“, sagte sie.

„Ich … ich verstehe nicht, Joni.“

„Ken … du bist Er! Du bist Jesus!“

Tränen liefen ihr übers Gesicht, und er tupfte sie mit einem Taschentuch ab. „Ich meine es ernst. Wenn du mich berührst, kann ich seine Berührung spüren. Ich kann ihn in deinem Lächeln sehen. Ich höre ihn in deiner Stimme. Genau jetzt! Ich meine es wirklich so“, schluchzte sie. „Das ist es, worum ich gebetet habe. Du bist Jesus!“

Dieses Gespräch machte mich sprachlos. Wie würde ich mich in schweren Zeiten verhalten? Auf das Leid im Leben bereitet man sich nicht erst dann vor, wenn es vor der Tür steht, sondern dann, wenn noch alles glatt läuft. Dieses Buch ist für mich eine Art Vorbereitungskurs für Zeiten, in denen auch mich Leid und Krankheit treffen könnten.

2. Alltägliches Zusammenleben als Ehepaar

Nach besonderen Anlässen oder „Hoch“-Zeiten im Leben freut man sich, wenn der Alltag wieder einkehrt. Das war auch bei Joni und Ken der Fall. Doch wenn wir ehrlich sind, kann aus der Gleichmäßigkeit des Alltags, Gleichgültigkeit gegenüber dem Ehepartner folgen. Joni und Ken berichten in ihrem Buch ehrlich und schonungslos darüber.

Manche Stellen im Buch sind so krass, wie ich es mir von einer weltweit berühmten Konferenzsprecherin und ihrem Ehemann niemals hätte vorstellen können. Man erwartet von weitbekannten Personen ein perfektes Leben. Doch ich bin von Joni und Ken nicht enttäuscht. Sie haben mir gezeigt, wie man diese Gleichgültigkeit verhindert und wie wieder Wertschätzung und Liebe dem anderen entgegengebracht werden kann.

3. Ein einfacher Mann an der Seite einer berühmten Frau

Nach biblischen Verständnis ist der Mann das Haupt der Frau. Doch wie lebt ein Mann im biblischen Rahmen, wenn er eine weltweit bekannte und gefragte Frau heiratet? Joni lernte, sich ihrem Mann zu unterordnen und Ken den ersten Platz einzuräumen. Ken ging demütig aber auch verantwortungsvoll mit seiner Frau um. Das klingt jetzt alles sehr harmonisch. Doch zu dieser Harmonie kam es erst im Laufe der Jahre. Durch Gottes Gnade leben sie jetzt eine Ehe zur Ehre Gottes. Das Buch bietet zahlreiche praktische Lektionen auch für „ganz normale“ Ehen.

4. Mit dem Ehepartner gemeinsam die Bibel lesen

Wer vor Tausenden Menschen Vorträge hält und sie ermutigt mit Gott zu leben, der lebt in einer perfekten Beziehung mit Gott. Könnte man meinen. Die Realität sieht manchmal anders aus. Joni und Ken haben zum Beispiel erst nach vielen Ehejahren den Wert des gemeinsamen Bibellesens für sich entdeckt. Es gibt viele Ehen, die selten gemeinsam die Bibel lesen und beten.

„Würdest du gern zusammen mit mir die Bibel lesen?“ Und ob sie das wollte! An jenem Morgen haben sie damit begonnen und es bis heute weitergeführt. […] Das tägliche Bibellesen erhielt die Glut des Glaubens in ihren Herzen am Leben.

5. Der ungezähmte Mann

Das Buch Der ungezähmte Mann von John Eldridge spielt zeitweilig eine wichtige Rolle in Kens Leben. Ein Freund nimmt ihn mit zu einem Outdoor-Wochenende mit Eldridge. Dieses Buch hat Ken geprägt und es hat ihm viel bedeutet. Doch Ken wird durch dieses Buch nicht zu einem „wilden“ Mann oder zu einem ausgeprägten Outdoor-Typen. Eldridges Ideen sind zwar recht interessant und das Buch mag durchaus einige geistliche Lektionen vermitteln. Aber was ist, wenn es hart auf hart kommt? Dann braucht eine Ehefrau keinen „wilden“ Mann, sondern einen, der wie Christus liebt. Doch die Vorbilder in Eldridges Buch und viele darin zitierte Autoren sind nicht biblisch und oft moralisch und ethisch fragwürdig. Wie soll ein solches Buch Männer nach der Bibel hervorbringen?

Ken scheint das begriffen zu haben. Nach der Krebs-Diagnose und den Chemotherapien schreibt Ken seinem engsten Freund aus dieser „Der ungezähmte Mann“-Gruppe eine E-Mail (S. 177). Unter anderem heißt es darin: „Es tut mir leid, dir das zu sagen, mein lieber Freund, aber du stehst auf meiner Liste jetzt an zweiter Stelle.“

Ken nahm sich einen Augenblick Zeit, die E-Mail an seinen Freund Chris noch einmal durchzulesen, bevor er auf „Senden“ klickte. Nein, er würde kein Wort davon ändern. Seine Angelfreunde dort oben in Montana würden sich jetzt wohl gerade auf den Weg zu ihren Schlafplätzen machen. Sie würden noch einmal kurz draußen treten, die Arme ausstrecken und hinauf in den wilden, sternenübersäten Nachthimmel blicken. […]

Wünschte Ken sich dorthin? […] Nein, er war genau dort, wo Gott ihn haben wollte. Und das fühlte sich so gut an.

Am nächsten Morgen las Ken seine E-Mail Joni vor. „Weißt du, was das für eine Frau bedeutet, wenn sie so etwas hört?“, fragte Joni. „Wie viele Frauen hören so etwas schon von ihrem Mann: ‚Ich bin stolz auf dich‘?“

Fazit

Nachdem ich vor ca. 20 Jahren Jonis erstes Buch gelesen habe, wollte ich unbedingt wissen wie es bei ihr weiterging. Dieses Buch habe ich nicht nur mit einer gewissen Neugier gelesen, sondern auch mit großem Gewinn. Joni und Ken sind hier keine Superstars und keine christlichen Überflieger. Sie schreiben von Mensch zu Mensch. Das macht dieses Buch so wertvoll. An viele Passagen werde ich mich noch lange erinnern. Wie Joni und Ken mit ihren Schwächen und Sünden umgehen, wie Ken seiner Frau dient, wie sie auf die Souveränität eines gnädigen Gottes mitten im Leid vertrauten, davon habe ich viel zu lernen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Han­niel Stre­bel
 Kategorie: Ehe, Familie, Beziehung, Liebe

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2014
  ISBN: 978-3765518492
  Seiten: 224
 €    Preis: 17,99 Euro