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Jesajas Buchrolle

Autor: Seth Erlandsson

Das Buch des schwedischen Alttestamentlers Seth Erlandsson, das ein Ergebnis jahrzehntelanger Beschäftigung mit Jesaja darstellt, ist in guter Übersetzung und Ausstattung auch in Deutschland zu haben. Erlandsson argumentiert für die Einheit des Buches Jesaja. Ihm liegt aber auch daran, zu zeigen, was die Autorschaft des einen Jesaja, der um das Jahr 700 lebte, für die Auslegung bedeutet. Er hat nämlich festgestellt, dass die Auslegung in den Kapiteln 40-66 vor allem eine Botschaft an Israel in Babel annimmt. Das geschieht auch, wenn konservative Kritiker die Idee eines Deutero- und Tritojesaja ablehnen, die diese Kapitel angeblich erst in der babylonischen Gefangenschaft geschrieben haben sollen.

Erlandsson stellt heraus, dass die Erwähnung Babels bei Jesaja einerseits damit zu tun hat, dass es sich bei Assur historisch um eine Doppelherrschaft Assur-Babel handelte. Andererseits erkennt er auch schon eine Benutzung der Bezeichnung Babel im übertragenen Sinne, wie es auch für Ägypten bei Jesaja zu finden ist. Auch wenn Jesajas Buchrolle natürlich eine prophetische Dimension für die Zukunft hat, ist sie zuerst für die Zeit Jesajas verfasst.

Entscheidend für eine Auslegung im Sinne der Einheit ist für Erlandsson die Erarbeitung des Aufbaus des Buches. Das gelingt ihm auch überzeugend, insbesondere für die Kapitel 40 bis 66. Denn nach dem historischen Einschub (Kap. 36-39) der Belagerung Jerusalems zur Zeit Hiskias werden die Kapitel kunstvoll angeordnet und sind keine schlichte Sammlung von Predigten und Botschaften. Erlandsson erkennt dabei eine Zentrierung auf das Kapitel 53 als Verheißung auf das Erlösungswerk des kommenden Messias. Er sieht die Kapitel 40-66 in drei gleich große Teile geteilt, die sich wiederum in jeweils drei Teile gliedern lassen. Alles konzentriere sich hier um den „absoluten Mittelpunkt“ der Erlösung in Kapitel 53.

Das Buch behandelt in einer 40-seitigen Einleitung vor allem das Thema der Einheit Jesajas, es enthält einzelne hilfreiche Exkurse zur historischen Situation in Assur oder zu Hiskia. Das Inhaltsverzeichnis ist sehr ausführlich, was die Gliederung des Jesajabuchs widerspiegelt und den Überblick fördert. Die Stärke des Werkes liegt in der Entfaltung der Botschaft und in konsequenter Achtung der Einheit des Buches. Erlandsson geht in notwendiger Tiefe auch auf die kritische Theorie von zahlreichen Jesajas ein. Gut, dass das nicht übermäßigen Raum einnimmt. Der Autor will ja das gesamte Jesajabuch auslegen. Allerdings sollte man keinen Kommentar im klassischen Sinne erwarten. Die Erklärungen sind sparsam, die Kommentierung ist weitgehend paraphrasierend. Die Stärke liegt hier vor allem darin, die Zusammenhänge über das ganze Jesajabuch immer wieder aufleuchten zu lassen und Parallelen im Neuen Testament hervorzuheben.

Der vorliegende Titel ist eine empfehlenswerte Einführung und ein hilfreicher Zugang, um sich einen guten Überblick zu verschaffen. Das kann auch für die Predigtvorbereitung eine große Hilfe sein, obwohl die Kommentierung längst nicht jede aufkommende Frage an den Text bespricht.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika