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Buch-Rezension: Israel - Land und Staat in biblischer Sicht

Israel - Land und Staat in biblischer Sicht

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Das vom Verlag der Evangelisch-Lutherischen Freikirche herausgegebene Heft enthält zwei Aufsätze über die Bedeutung des heutigen Israel für Christen.

Zunächst stellt Paul Schenk auf fünf Seiten dar, "was ein Christ über Israel wissen sollte". Dabei unterscheidet er scharf zwischen leiblicher und geistlicher Abrahamskindschaft und kommt zu dem Ergebnis, dass die Juden wegen der Hinrichtung des Gottessohnes "unter dem erklärten Fluch des lebendigen Gottes" stehen. "Mit diesem Fluch ist die Erwählung durch Abraham nicht nur aufgehoben, sondern hat sich ins Gegenteil verkehrt ..." (S. 9f). Als Konsequenz folgert er: "Es kann nicht darum gehen, religionswissenschaftliche oder politische Dialoge mit Juden zu führen ... oder ihnen einen sogenannten ‚zweiten Heilsweg´ zu eröffnen ... wir haben ihnen ... Jesus Christus als ihren verheißenen Messias und Retter zu bezeugen." (S. 12.)

Der zweite Aufsatz "Land und Staat Israel in biblischer Sicht" stammt von Dr. John R. Wilch, jetzt Professor für AT am Concordia Theological Seminary in Saint Catherins, Kanada. Wilch geht gründlicher auf die Problematik von Auslegungsgrundsätzen ein, auf die Frage des verheißenen Landes, die Rückkehr Israels, die Wiederherstellung des Landes und die Wiederherstellung Israels als Nation, wobei er letztlich natürlich die gleiche Position wie Schenk vertritt.

Wilch akzeptiert die Auslegungsregeln, dass die Schrift ihrem grammatischen, wörtlichen, historischen Sinn nach verstanden werden muss, dass sie zuverlässig, irrtumslos und klar ist und bleibende Gültigkeit besitzt. Und er gesteht zu, dass es "evangelischen Christen häufig schwer" fällt, zu erkennen, wo der Fehler bei solchen Auslegern liegt, die aufgrund des Wortes Gottes glauben, dass Israel tatsächlich in sein Land zurückgeführt werden wird und dass "das Volk Israel im ‚Tausendjährigen Reich´ sein Altes Land mit Freuden bewohnen werde." (S. 14.)

Nach seiner Meinung halten solche Auslegungen den Grundsätzen, "die wir von der Reformation gelernt haben" nicht Stand: "Der Schlüssel zum Verständnis der ganzen Bibel ist allein Jesus Christus ..." (S. 14). Diesen Grundsatz wendet er dann z.B. auf Jes 11 an: "Man darf nicht einfach nach historischen Ereignissen Ausschau halten, die die Verheißung buchstäblich erfüllt haben könnten. Sondern man muss danach fragen, wie Christus die Erfüllung herbeigeführt hat." (S. 19.)

Gewiss ist dem Verfasser zuzustimmen, dass nicht die laufenden geschichtlichen Ereignisse Heilscharakter bekommen dürfen, aber muss man wirklich alle Landesverheißungen und alle Erwähnungen der zwölf Stämme Israels selbst im NT bildhaft auf Christus oder die Gemeinde deuten? Sind die "tausend Jahre" von Off 20 tatsächlich ein Bild für das gegenwärtige Zeitalter?

Dass die Verfasser dezidiert die lutherische Position vertreten, ist ihnen nicht zu verübeln, aber sie sollten nicht behaupten, dass dies die allein denkbare biblische Position sei.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Concordia-Verlag
  Jahr: 1998
  ISBN: 3-910153-35-6
  Seiten: 32
 €    Preis: 1,90 Euro