Immanuel - wahrer Mensch und wahrer Gott
Autor: John Witmer
John A. Witmer stellt in diesem Buch die biblische Lehre über Jesus Christus (Christologie) systematisch dar. Ausgangspunkt ist die Einführung des Menschen Jesus als ewiges Wort Gottes durch den Evangelisten Johannes (Joh 1,1-5). Jesus Christus drückt die Gedanken Gottes hörbar und sichtbar aus („logos“, vgl. Kol 1,15 und Hebr 1,3a). Witmer beschäftigt sich mit der Lehre von der Trinität und weist nach, dass diese Lehre, obwohl sie nicht ausformuliert in der Bibel steht, die biblischen Gedanken über die Göttlichkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist sowie über ihre Beziehung zueinander richtig wiedergibt (vgl. z.B. 1Petr 1,2). Jesus Christus als ewiges Wort Gottes war bereits vor seiner Menschwerdung tätig. Er war am Schöpfungswerk beteiligt (Kol 1,16). Als „Engel des Herrn“ erschien er Menschen (z.B. 1. Mo 16, 7-14), ebenso als „Engel Gottes“ (z.B. 1. Mo 31,11-13). Im Alten Testament werden auch andere Gotteserscheinungen berichtet (z.B. Jos 5,13-15), in denen man den Sohn Gottes sehen kann. Die Menschwerdung des Wortes Gottes wird im Alten Testament vorausgesagt, zum einen durch direkte Prophezeiungen zum anderen durch „Typen“. Der Bereich der Prophetie wird vom Autor ausführlich behandelt, einige Beispiele seien angeführt: der „Same der Frau“ als Retter vor Satan (1. Mo 3,15), der Segen für alle Völker im „Samen Abrahams“ (1.Mo 22,18), der Herrscher aus dem Stamm Juda (1.Mo 49,10) und der Prophet (5. Mo 18,15. 18). Die Gefühle von Jesu bei seinem Leiden am Kreuz werden bereits im Alten Testament angesprochen (z.B. Ps 22), das zum Herrscher berufene Kind wird erwähnt (Jes 7,14 und 9,15ff), das stellvertretende Leiden des Gottesknechtes wird besonders vom Propheten Jesaja ab Kapitel 52,13 vorausgesagt, sein gewaltsamer Tod auch in Sach 12,10 und 13,7. „Typen“ sind nach Witmer Bilder von späteren Ereignissen, Personen oder Gegenständen. Solche Bilder auf Christus sind (teilweise) Adam, Noah, Melchisedek, David und Jona. Den Nachweis, dass man sie so sehen kann, führt der Autor aus dem Neuen Testament. Er beschränkt sich dabei auf wesentliche Übereinstimmungen (vgl. z.B. den Auftritt Melchisedeks in 1.Mo 14,18-20 mit der Erklärung in Hebr 4,14 – 5,10 und ab Hebr 6,19) und vermeidet Ausschmückungen. Als Hilfe für ein weiterführendes Studium ist besonders das Kapitel über die Namen und Titel des Sohnes Gottes (ab Seite 75 im Buch) geeignet. Sehr hilfreich ist die entsprechende Gesamtübersicht (Seiten 95-97). Witmer beschäftigt sich weiter mit der Ankündigung der Geburt Jesu und ihrer besonderen Umstände. Johannes der Täufer war der angekündigte Vorläufer des Messias, was bereits seine Eltern wussten (Lk 1,17). Maria erfuhr von der besonderen Empfängnis (Lk 1,34.35), die Geburt Jesu wurde zuerst den Hirten (niedrig gestellten Menschen Lk 2,8ff) und den Magiern (Heiden, Mt 2,1ff) bekannt gegeben. Die Bedeutung der Geburt Jesu für den gläubigen Rest Israels wurde von Simeon und Hanna bestätigt (Lk 2,21-38). Die Umstände der Geburt Jesu werden schon seit langem von vielen Theologen als unhistorisch abgetan. Der Autor setzt sich mit diesen Positionen auseinander. Er arbeitet heraus, dass die gläubige Sicht auf Jesus, wie sie in den Evangelien zum Ausdruck kommt, nicht bedeutet, dass das Berichtete nicht geschehen ist. Die Geschichtswissenschaft kann keine Aussagen zum Eingreifen Gottes machen. Es für unhistorisch zu erklären, führt über die Möglichkeiten der Wissenschaft hinaus und ist ideologisch begründet. In einem weiteren Abschnitt beschäftigt sich Witmer mit dem Nebeneinander göttlicher und menschlicher Eigenschaften bei dem Mensch gewordenen Sohn Gottes. Jesus zeigte übernatürliche Menschenkenntnis (z.B. Joh 4,17-18), er vergab Sünden (z.B. Mk 2,5) und er tat Wunder (z.B. Mt 8,23-27; 14,17-21; Lk 7,12-15). Trotzdem wuchs er auf wie andere Kinder (Lk 2,40). Er kannte zwar keine Sünde (2Kor 5,21), aber ganz normale menschliche Gefühle wie Trauer und Zuneigung (Joh 11,35.36), Zorn (Mk 3,5) und Angst (Mt 26, 37.38). Er lernte ein Handwerk (Mt 13, 55), hatte Hunger (Mt 4,2) und Durst (Joh 4,7) und war müde (Joh 4,6 vgl. dazu Hebr 4,15). Wie sich diese Beziehung zwischen Gott und Mensch gedanklich vereinbaren lässt, hat die Menschen schon immer beschäftigt. Die Christen mussten sich bereits von Beginn an gegen Irrlehren über die Person von Jesus Christus wehren. Das ist auch heute noch so, wie Witmer ausführlich darstellt. Die angemessene Haltung für den Gläubigen ist nicht Spekulation über Jesus, sondern das bewundernde Anschauen (Joh 1,14) und das Lernen von ihm (Phil 2,5ff). Jesus wurde bei seiner Taufe als Messias bestätigt (Joh 1,29-34), er tat seinen Dienst als Messias, d.h. er heilte Krankheiten und verkündete „gute Botschaft“ (vgl. Lk 7,18-23) und er starb den Erlösungstod für alle, die an ihn glauben (Mt 16,21). Der Herr Jesus Christus stand aus dem Grab auf. Er kehrte zurück zu Gott und befindet sich verherrlicht bei ihm (Mk 16,19). Die oft angezweifelte Auferstehung Jesu ist durch die vielen Zeugen, denen der Auferstandene erschien, bestätigt worden (1Kor 15,4-8). Jesus Christus übt nun seinen Dienst als Priester vom Himmel her aus (Hebr 4,14-16), er sandte den Heiligen Geist, der die Christen berät und leitet (Joh 16,7-11) und er ist das Oberhaupt der christlichen Gemeinde (Eph 4,15) woraus sich ihre Lebensprinzipien ergeben. Witmer setzt sich sehr ausführlich mit einer theologischen Richtung auseinander, die er als „progressiven Dispensationalismus“ bezeichnet. Er vertritt im Schlussteil des Buches nachdrücklich den „klassischen Dispensationalismus“, der das Gemeindezeitalter als einen vorher nicht bekannten Einschub in die Heilsgeschichte betrachtet, der mit der Entrückung (1.Thes 4,13-18) zu Ende geht. Anschließend wird Jesus als der Messias seine Beziehung zu Israel wieder aufnehmen, als König herrschen und seine Feinde richten (2.Thes 2,1-12; Offb ab Kapitel 5). In seinem (tausendjährigen) Reich werden die weiter gültigen Verheißungen an Israel erfüllt (Jes 41,8-10; Röm 11,1.2 und 28.29). Nach Satans letztem Aufstand wird der Herr Jesus Christus alle Menschen richten (Offb 20,3.7-8 und 20,13), die Herrschaft an Gott übergeben (1Kor 15,24) und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Offb 21,1-22,5). Über die Frage der Entrückung und des tausendjährigen Reiches besteht auch unter Christen, die die Bibel als Gottes Wort ernst nehmen, keine einheitliche Meinung. Entscheidend für mich als gläubigem Leser ist, dass Jesus Christus in seiner Existenz von Ewigkeit als Teil des Heilsplanes Gottes und in seinem vollkommenen Leben auf der Erde größer und bewunderungswürdiger für mich wird und dass der Glaube an seine Wiederkunft bei mir gestärkt wird. Dazu kann das Lesen des Buches von John A. Witmer helfen, wenn man sich bewusst ist, dass Glaube nicht nur „richtige Lehre über Jesus“, sondern „Beziehung zu Jesus“ bedeutet. Der Leser sollte ernsthaftes Interesse am Thema haben und die Bibelstellen nachlesen, was aufgrund der großen Anzahl einige Zeit dauert. Dann wird er aus diesem Buch mit Sicherheit viel lernen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Freudewald
Kategorie: Sonstiges
Jahr: 2007
ISBN: 978-3894364946
Seiten: 272
€ Preis: 5,00 Euro