Buch-Rezension: Im Schatten des Kreuzes - Verfolgung und Christusnachfolge - eine biblische Theologie

Im Schatten des Kreuzes

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Der kürzlich an Krebs gestorbene Glenn Penner war zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des kanadischen Zweiges von „Voice of the Martyrs“ (Hilfsaktion Märtyrerkirche). Sowohl als Sprecher auf Konferenzen und in Kirchen westlicher Länder als auch auf Pastorentreffen in Ländern mit Verfolgung entdeckte Penner, wie ausführlich die Bibel gerade auf die Verfolgung, also das „Leiden um Gerechtigkeit willen“ (S. 14) eingeht.

Penners Buch, das zu einer „biblischen Theologie der Verfolgung“ beitragen will, ist – weitgehend in der Reihenfolge der biblischen Bücher – voll mit exegetischen Studien zu biblischen Aussagen, die aufzeigen, dass buchstäblich von 1. Mose bis zur Offenbarung Verfolgung ein Grundthema der biblischen Botschaft ist. Laut eigener Zielsetzung (S. 180) will Penner im ersten Teil seines Buches zeigen, dass Leiden den Zielen und der Person Gottes nicht fremd sind. Der nachfolgende zweite Teil stellt die Lehren Jesu über Verfolgung und die Verkündigung und Praxis der Apostel dar.

Penner deckt eine Linie auf von der ersten göttlichen Verheißung in 1. Mose 3,15 (S. 36 – aufgegriffen in Offenbarung 12, S. 383) bis zum Endsieg Gottes und des „Samens der Frau“: Zum Sieg („Kopf zertreten“) muss es durch Leiden („Ferse stechen“) gehen. Leiden ist die Folge der Tatsache, dass die Welt vom Bösen/Satan beherrscht wird und wir in Verbindung mit Christus gegen ihn kämpfen.

Aus der Fülle der von Penner genannten und erläuterten biblischen Belege nur einige wenige Beispiele:

Der erste menschliche Tod in der Weltgeschichte ist ein Märtyrertod („Kain und Abel“, S. 44-47). Verfolgung beginnt dort wegen religiöser Intoleranz und spielt sich im engsten Familienkreis ab.

Auf S. 113-115 geht Penner auf die sogenannten „Rachepsalmen“ ein. Sie sind laut Penner Gebete um göttliche Gerechtigkeit, nicht Ausflüsse menschlichen Grimms. Beter schütten ihr Herz vor Gott aus. Die „Rachepsalmen“ werden daher gerade unter verfolgten Christen viel mehr geschätzt und verstanden.

Jesaja (S. 121-124) zeigt prophetisch auf (besonders Jesaja 53), dass Leiden (wie vorher von Penner dargestellt) nicht nur Strafe für Sünde, Disziplinierung zwecks Erziehung oder Verfolgung aufgrund unserer Nähe zu Gott sein kann. Gott setzt Leiden vielmehr auch als Methode ein, seine Ziele in dieser Welt zu verwirklichen. Um Leiden und Tod zu besiegen, benutzt Gott den Weg von Leiden und Tod.

Ausführlich legt Penner dar (S. 135-144), dass Gott nicht erst in Christus ein leidender Gott ist, und geht dabei auf das Argument der „Impassibilität Gottes“ (der Lehre, dass Gott aufgrund seiner Unveränderlichkeit nicht leiden könne) ein. Nicht aufgrund von Schwäche, sondern aufgrund seines souveränen Entschlusses zur Liebe geht Gott das Risiko ein, zurückgewiesen zu werden und dadurch zu leiden. Als Liebender leidet er auch mit seinem Volk.

Als Jesus dann seine Jünger schult, steht die Vorbereitung auf Leiden und Verfolgung im Vordergrund (vgl. besonders Matthäus 10,16-42; S. 184-210). Gerade in Matthäus 10 wird deutlich, dass Mission und Leiden untrennbar verknüpft sind (S. 184).

Auch die Briefe des Apostels Paulus sind voll von Aussagen über Leiden. Schlüsseltext ist der 2. Korintherbrief (S. 279-292), in dem Paulus seine Stellung als Apostel mit seinen Leiden um Christi willen verknüpft.

Penner schließt seine tief gehende Studie ab mit dem Hinweis darauf, dass für die Wiederkunft Jesus nicht nur die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker (Matt. 24,14) Bedingung sei, sondern auch die Vollendung der Zahl der Märtyrer (Off. 6,9-11). Er fragt: „Bin ich bereit, der letzte Märtyrer für Jesus zu sein?“ (S. 390).

Ausgehend von der weiten Sicht für die weltweite Gemeinde Jesu heute und den tiefen Einblicken in das biblische Zeugnis wird Penners Buch zu einer Herausforderung gerade für uns westliche Christen: Es geht beim Thema Leiden/Verfolgung nicht nach dem Motto: „Jesus macht Dein Leben schön; aber manchmal wirst du auch etwas leiden müssen!“ Biblische Lehre ist vielmehr: „Leiden um Christi willen ist ausdrücklich Teil deiner Berufung. Weil Gott aus Liebe leidet – und weil in Christus der Weg durch Leiden und Sterben zur Kraft und zum Sieg geht, darum muss sich diese ‚Methodik Gottes‘ auch in deinem Leben durchziehen, wenn du Diener in seinem weltweiten Auftrag sein willst.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Häde
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2011
  ISBN: 978-3-417-26385-5
  Seiten: 432
 €    Preis: 7,95 Euro