Im Schatten des Halbmonds
Autor: Christa Chorherr
Christa Chorherr, Wirtschaftswissenschaftlerin und Ehefrau des bekannten früheren „Presse“- Herausgebers Thomas Chorherr, legt mit diesem Buch ihr bereits drittes Werk über menschenrechtlich problematische Aspekte der großen Weltreligionen vor. Nach der Unterdrückung von Frauen in Judentum, Christentum und Islam befasste sie sich in „Halbmond über Österreich?“ mit den Herausforderungen islamischer Zuwanderung nach Österreich und den damit verbundenen Fragen wie muslimischen Parallelgesellschaften oder der Geltung des islamischen Rechts, der Scharia, in Österreich. Nun geht ihr Blick in die islamische Welt und fällt auf ein im Westen weitgehend ignoriertes Phänomen, nämlich die zunehmende Verfolgung von Christen in Ländern, in denen der Islam die Mehrheitsreligion ist. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie das Thema in aller Klarheit anspricht und auf die skandalöse Behandlung christlicher Minderheiten im Orient aber auch in Ländern wie Pakistan, Indonesien oder auf den Malediven hinweist. Allerdings geht es erst im hinteren Buchteil um die Darstellung von rechtlichen Benachteiligungen, staatlichen Repressionen, sozialer Ausgrenzung, bis hin zu Gewalttaten und Mordanschlägen gegen Christen. Davor befasst sich Chorherr ausführlich mit der Geschichte der Beziehungen zwischen Christen und Muslimen seit der Entstehung des Islam im 7. Jh. nach Christus. Hier finden sich höchst interessante Ausführungen über die islamische Expansion der Frühzeit, die Begegnung mit und die Vereinnahmung von überlegenen Kulturen, oder den Status der Christen als Dhimmis, schutzbefohlene Bürger zweiter Klasse mit prekärem Rechtsstatus. Die Stärke des Buches liegt m.E. in diesen historischen Schilderungen und dem Aufzeigen ihrer Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Es wird deutlich, welch eine radikale Abkehr vom traditionellen Verständnis von Staat und Religion, von muslimischer Gemeinschaft und Anders- bzw. Nichtgläubigen, von zivilem und sakralem Recht im Islam nötig ist, um religiösen Minderheiten in der islamischen Welt gleiche Rechte zuzugestehen. Hier ist noch ein sehr weiter Weg zu gehen, wie die zahlreichen schockierenden Fallbeispiele belegen. Ein Glossar am Ende des Buchs erleichtert das Verständnis religiöser Begriffe, das Literaturverzeichnis ist kurz gehalten, und man vermisst durchgehend Quellenangaben zu den Ausführungen. Dennoch: hier ist viel zu lernen und so manches besser zu verstehen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Kurt Igler
Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte
Jahr: 2013
ISBN: 978-3222133930
Seiten: 288
€ Preis: 24,99 Euro