Im Angesicht meiner Feinde
Autor: Gracia Burnham, Dean Merrill
Martin und Gracia Burnham wurden in der Nacht vom 27. zum 28. Mai 2011 von Abu Sayyaf-Terroristen entführt und bis zum 7. Juni 2012 als Geiseln gehalten. Abu Sayyaf ist eine islamistische militante Untergrundorganisation im muslimischen Süden der Philippinen. Im Buch „Im Angesicht meiner Feinde“ schildert Gracia Burnham zusammen mit Co-Autor Dean Merill die Zeit der Entführung. Als Mitarbeiter der Missionsgesellschaft „New Tribes Mission“ (NTM) lebten die Burnhams bereits einige Jahre mit ihren drei Kindern Jeffrey, Melinda Joy und Zachary auf den Philippinen. Martin war Pilot und diente der Gesellschaft im Missionsflugdienst. Er versorgte Missionare auf entlegenen Inseln oder beförderte diese zu verschiedenen Diensteinsätzen. Seine Frau Gracia unterstützte ihn am Funkgerät und kümmerte sich um die Erziehung der Kinder und um den Haushalt. An ihrem 14. Hochzeitstag bot sich für die Eheleute Burnham die Gelegenheit an einem romantischen Platz ein Wochenende zu zweit zu verbringen. Die Kinder waren bei befreundeten Missionaren untergebracht. Doch es sollte alles anders kommen. In der besagten Nacht drangen drei Männer mit M16-Gewehren in den Raum auf Dos Palmas, der schönen Ferieninsel, und zwangen das Paar mitzukommen. Zitat von Gracia: „Sechs Stunden später - und das ganze kommende Jahr – hatten wir weder Bett noch heißes Wasser bzw. Elektrizität oder Bibel ( ... ) wenn ich morgens aufwachte, hatte ich nichts zu tun – nichts, außer mich darauf zu konzentrieren am Leben zu bleiben.“ (Seite 89) Ihre Zeit als Geiseln verbrachten sie zumeist im Dschungel oder in verlassenen Dörfern (weil die Bewohner fluchtartig ihr Zuhause verließen, sobald sie von den Abu Sayyaf hörten), immer auf der Flucht vor der philippinischen Armee, die den Terroristen das Handwerk legen wollte. Es war eine Zeit der tiefen Selbsterkenntnis und des Lernens sich trotz der widrigsten Umstände nicht an den Feinden zu versündigen. Letztlich starb Martin Burnham am 7. Juni 2012 nach über einem Jahr Gefangenschaft, kurioserweise nicht durch die Abu Sayyaf sondern durch den „Befreiungsschlag“ der philippinischen Armee. Seine Frau Gracia überlebte und kehrte nach professioneller Betreuung in die Vereinigten Staaten zurück, wo sie von ihren Kindern, Eltern und Schwiegereltern mit großer Freude und Trauer zugleich empfangen wurde. Gracia hat dieses Buch geschrieben um das Geschehene verarbeiten zu können, um das Leben ihres großartigen Mannes zu würdigen und um die Entführer zu charakterisieren, zu denen sich schließlich auch unterschiedliche Beziehungen entwickelt hatten. Sie schreibt ehrlich und berichtet dabei auch von großen Glaubenskrisen, aus denen sie aber immer wieder herausgefunden hat. Sie berichtet im Vorfeld auch von ihrem und Martins Leben bis zu jenem verhängnisvollen Tag der Entführung und sie schließt nicht mit dem Tod ihres Mannes und ihrer Befreiung. Der Leser erfährt auch ihren Werdegang bis 10 Jahre danach mit der zentralen Botschaft, dass sie ihren Weg weiter mit dem Herrn gegangen ist und dass daraus letztlich Frucht entstanden ist. Dieses Buch ist unbedingt lesenswert. Es regt zum Nachdenken über den eigenen Glauben an und lässt erkennen, dass Gottes Wege manchmal so ganz anders sind als man es sich wünscht.
Die Rezension/Kritik stammt von: Markus Finkel (SoulBooks.de)
Kategorie: Biografien, Lebensbilder
Jahr: 2015
ISBN: 978-3-86699-270-2
Seiten: 352
€ Preis: 8,90 Euro