Buch-Rezension: Ich sehe den Himmel - Wie die Diagnose Krebs den Blick auf das Leben und das Sterben klärte.

Ich sehe den Himmel

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Im Mai 2018 erhält Esther Schulz die Diagnose „Lymphdrüsenkrebs“. Es handelt sich um eine aggressive Tumorart. Sehr schnell ist für die Autorin klar, dass sie – entgegen dem Rat der Ärzte – keine Chemotherapie will. Ihr Mann Günther, Theologe und seit vielen Jahren als Gastdozent am Bibelseminar Bonn tätig, kann sich mit der Entscheidung seiner Ehefrau abfinden und begleitet sie in großer Treue bis zu ihrem Tod im Juli 2019; doch ihr Sohn Benjamin braucht länger, bis er ein Ja zur Entscheidung seiner Mutter findet.

Auf rund 200 Seiten schildert die Autorin ihre letzten 13 Monate. Anfangs wird sie immer wieder von Zweifeln geplagt, ob ihre Entscheidung richtig war, denn schließlich ist sie mit gerade einmal 60 Jahren noch keine alte Person. Doch als die Palliativmediziner die Schmerzmedikation optimal dosiert haben und dadurch die Lebensqualität wieder steigt, fühlt sich Esther in ihrer Entscheidung bestätigt. Sie empfängt viele Besucher und manche, die mit großer Unsicherheit das Krankenzimmer betreten haben, gehen getröstet nach Hause. Denn Esther versinkt nicht in Depressionen, sondern bereitet sich ganz bewusst auf ihre letzte Reise vor. Ja, sie freut sich auf den Himmel und spricht darüber zu den Menschen, die an ihr Krankenbett treten. Als überzeugte Christin weiß sie, dass der Tod für sie nichts anderes als der Übergang in Gottes Ewigkeit ist. Besonders wichtig wird ihr in den letzten Lebensmonaten die Familie. Schon immer war sie ein „Familienmensch“, doch die zahlreichen beruflichen Pflichten hinderten sie daran, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Nun aber darf sie die Nähe ihrer Lieben genießen und empfindet dies als ein großes Geschenk. Ihr Sohn mit seiner Ehefrau und den sechs Kindern wohnt um die Ecke. Häufig kommen sie zu Besuch. Die Enkel lernen, dass jenseits von Eden der Tod zum Leben gehört und dass man vor ihm keine Angst haben muss, wenn man als gläubiger Mensch mit der Hoffnung des ewigen Lebens dem Tod entgegen geht.

Wichtig ist Esther auch, sich in Dankbarkeit zu üben. Natürlich bringt der sich ausbreitende Tumor viele Unannehmlichkeiten mit sich, über die man laut klagen könnte. Doch dies soll ihren Blick auf das Schöne nicht verstellen. So dankt Esther Gott dafür, dass sie nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause sein darf; sie dankt für ihre Familie, die schöne Wohnung, die vielen Besucher, den Garten, das nette Pflegepersonal und vieles mehr. Auf diese Weise erhält sie sich selbst die Lebensfreude und belastet ihre nächsten Angehörigen nur wenig.

Ihren Bericht lockert Esther häufig durch Aufzeichnungen aus ihrem Tagebuch auf, die sie passend in den Text einbaut. Auch kommen ihr Mann und ihr Sohn, die beide als Herausgeber des Buches fungieren, immer wieder zu Wort und nehmen aus ihrer je eigenen Perspektive Stellung zu verschiedenen Fragen.

Das Buch kann Menschen eine Hilfe sein, die ebenfalls vor der Frage stehen, ob sie sich nach einer Krebsdiagnose nur palliativ oder mit Chemo und Bestrahlung behandeln lassen sollen. Es kann aber auch zugleich Betroffenen und ihren Angehörigen Mut machen, sich Gott zuzuwenden und durch den Glauben an Jesus Christus die Hoffnung auf das ewige Leben zu erhalten.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Friedhelm Jung
 Kategorie: Biografien, Lebensbilder

  Verlag: Werdewelt Verlags- und Medienhaus
  Jahr: 2020
  ISBN: 978-3-9820170-8-2
  Seiten: 220
 €    Preis: 17,90 Euro