Buch-Rezension: Gemeindeorientierte Seelsorge - Möglichkeiten und Grenzen

Gemeindeorientierte Seelsorge

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An diesem Buch haben mehrere Autoren mitgearbeitet. Der Herausgeber beschreibt die unterschiedlichen seelsorgerlichen Konzepte, das 3-Ebenen-Modell der Seelsorge und dessen Anwendung. Es geht nämlich um die Basisseelsorge, strukturierte Seelsorge, fachliche Beratung und begleitende Seelsorge. Ich empfinde es wichtig, dass in diesem Buch dieses Thema gleich am Anfang des Buches behandelt wird und Harald Petersen sich dem anschließt und „Die Basisseelsorge in der Gemeinde“ behandelt. Es wäre korrekt zu sagen, dass Petersen hier eine biblische Seelsorge entwickelt und verschiedene Krisen der einzelnen Gemeindeglieder und deren Lösungen beschreibt. Sicherlich mag der eine oder andere Ausdruck wie „füreinander da sein“, „aufeinander Acht haben“ oder „zueinander finden“ einigen Lesern als bloßes Wunschdenken vorkommen. Jedoch Seelsorge muss und soll im Kontext der Gemeinde geschehen, darum meine ich, dass ein jeder Christ dieses Buch schon deswegen lesen sollte.

Die soziologische Analyse von Ralf Kaemper ist mit Blick auf den Wertewandel unserer Gesellschaft, sprich auch der Christen, sehr wertvoll. In der Tat, Professor Fernando Savater hat mit seinem Buch „Tu was du willst“ die Ethik individualisiert und gerade deshalb habe ich sein Buch mit immensem Interesse gelesen. Das Zeitalter des Ichs ist nun da. Man spürt es förmlich, wie auch die Christen ihr Leben gestalten, ohne nachzufragen, ob ihr Verhalten den biblischen Normen entspricht oder nicht. Diese ethische Individualisierung macht es für die Verkündiger doppelt schwer; viele fragen sich, ob sie nun nur über die Liebe Gottes predigen sollen oder auch ein Fehlverhalten des Menschen ansprechen dürfen. Kaemper hat Recht, dass die Versenkung ins Ich keine Befriedigung, keine Zufriedenheit und keinen Sinn schafft; sie hat die unterschiedlichsten Generationen und soziale Schichten auseinander dividiert und das Leben miteinander schwieriger gemacht.

Matthias Burhenne geht darauf ein und zeigt auf, wie man trotz des Wertewandels einander ertragen, ermutigen und ermahnen kann. Er kommt zurück auf „sein“ 3-Ebenen-Modell und unterbreitet praktische Vorschläge, wie es in der Gemeinde gelebt werden kann. Helge Stadelmann behandelt das Thema „Seelsorge und Psychologie“ und vertritt die These, dass Seelsorge sich mit den Fragen des Heils und der Heiligung beschäftigt. Jedoch geht es dem Autor auch darum, dass Seelsorge um den gesamten Menschen bemüht sein muss. Dieser aber kann unter diversen psychischen Störungen leiden und wird wohl auch psychiatrische und unter Umständen psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. „Psychologische Kenntnisse sind zweifellos eine brauchbare Hilfsdisziplin“ (S. 130), meint Stadelmann. Der Inhalt des Buches wird mit dem Beitrag von Matthias Schmidt über die Gemeindezucht abgerundet.

Summa summarum: Das Buch „Gemeindeorientierte Seelsorge“ sollte jeder Christ lesen, besonders solche, die sich das Wissen über das seelsorgerliche Prozedere aneignen möchten. Ich würde dieses Werk als Pflichtlektüre für alle Bibelschüler empfehlen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Hermann Hartfeld
 Kategorie: Seelsorge, Hoffnung, Lebenshilfe

  Verlag: jOTA Publikationen GmbH
  Jahr: 2006
  ISBN: 3-935707-30-4
  Seiten: 188
 €    Preis: 12,95 Euro