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Geistlich leiten

Autor: Peter Böhlemann, Michael Herbst

In diesem Buch setzen sich zwei evangelische Theologen mit dem fundamentalen Thema „Geistlich leiten“ auseinander. Peter Böhlmann ist der Leiter eines Pastorenkollegs und Michael Herbst ist Professor für Praktische Theologie in Greifswald. Obwohl in der letzten Zeit sehr viele Bücher zum Thema Leiterschaft auf den Markt speziell auch auf den christlichen Markt gekommen sind, ging es doch meist um die pragmatische und weniger um die geistliche Seite der Gemeindeleitung.

Die Autoren gehen das Thema sehr mutig und zeitkritisch an. Sie wenden sich z.B. dagegen, dass der Erfolg der Kirche in „Geld und Zahlen“ gemessen wird, wie es heute gern in Gemeinden praktiziert wird. Sie schreiben auf der anderen Seite aber auch sehr nüchtern, dass geistliche Leitung von der üblichen Leitung in der Welt sich allein durch die Tiefendimension unterscheidet, welche sich nur im Glauben erschließen lässt. Die geistliche Leitung teilen sie in drei grundlegende Bereiche ein, die farbig anschaulich durch das ganze Buch hindurch dargestellt werden.

Im ersten Teil des Buches stellen sie die Theorie und das Modell der geistlichen Leitung dar, wobei sie neben theoretischen Darstellungen und biblischen Grundlagen immer wieder den Bezug zur (kirchlichen) Praxis ziehen. Obwohl es im zweiten Teil des Buches um die Praxis der geistlichen Leitung geht und das Gebet als erster Punkt behandelt wird, folgen dann hauptsächlich praktische Methoden aus dem Management. In diesem Teil vermisst man die geistlichen Bezüge immer wieder, auch wenn sich die drei Farben kontinuierlich durchziehen. Erst im Abschnitt über das Veränderungsmanagement leben die tieferen geistlichen Bezüge wieder auf.

Im letzten Teil wird ein Fragebogen vorgestellt, der sich leicht ausfüllen und auswerten lässt und der auch kopiert werden darf. Die Ergebnisse des Fragebogens werden nach den drei Bereichen ausgewertet und zeigen den Leitern förderliche und hinderliche Auswirkungen ihres Profils. Der Schwerpunkt liegt nicht auf dem persönlichen Ergebnis, sondern auf der möglichst gleichen Verteilung der Farben innerhalb eines geistlichen Leitungsgremiums. Somit bieten Buch und Test nicht nur die Möglichkeit im Leitungsteam über geistliches Leiten ins Gespräch zu kommen, sondern auch die Chance, erste Veränderungen hin zu mehr geistlicher Leitung vorzunehmen.

Das Lesen des Buches wird jedoch durch die häufig vorkommenden Personenbezeichnungen in femininer und maskuliner Form erschwert. Dies scheint sogar den Verfassern oder Lektoren schwer gefallen zu sein, da es dabei immer wieder zu Fehlern kam, wie „des einzelnen Mitarbeiterin oder des einzelnen Mitarbeiters“(:65) oder „Leiterinnen und Leiterinnen“ (:92). Auf der theologischen Seite bietet dieses Buch auch ein paar Herausforderungen, so z.B. wenn als Geburtsurkunde von Mission, Abendmahl und Diakonie die Speisung der Fünftausend ausgemacht wird.

Das Buch ist allen christlichen Leitungsgremien zu empfehlen, weil es dazu auffordert sich mit dieser Seite des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen und weil es versucht das Mehr der geistlichen Leitung zu jeder anderen Form von Leitung deutlich zu machen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Matthias Mack
 Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst, Leitung