Buch-Rezension: Gefährliche Stille! - Wie die Mystik die Evangelikalen erobern will

Gefährliche Stille!

Autor:

2010 ist zum „Jahr der Stille“ ausgerufen worden! Leiter aus über 80 Kirchen- und Gemeindeverbänden, christlichen Werken, Retraitenhäusern und Verlagen in Deutschland und der Schweiz haben sich zu diesem Vorhaben zusammengeschlossen. In erstaunlicher Eintracht arbeiten hier Pietisten, Charismatiker, Ökumeniker, Freikirchler, Lutheraner und Katholiken zusammen, um durch zahlreiche Publikationen und Angebote von Exerzitien, Einkehrtagen, Schweigetagen, Meditationskursen usw. zur Stille und zum Hören auf Gott zu ermutigen.

Dieses zweifellos gute und wichtige Anliegen wird allerdings verbunden mit teilweise sehr fragwürdigen Meditations-Techniken und „Stille-Übungen“, die aus dem Bereich der Mystik und Esoterik stammen und zum Teil auch in der katholischen Kirche eine lange Tradition haben.

Einige Autoren aus dem „Maleachi-Kreis“ (R. Antholzer, J. Pflaum, E. Platte. A. Seibel, L. Schäfer, M. Vedder) analysieren die fragwürdigen Praktiken, die in den „Stille-Publikationen“ vorgestellt und angeboten werden. Aber sie ermutigen auch, Stille mit der Bibel und in der Gemeinschaft vor und mit dem Herrn zu suchen.

Da in diesem Buch viele zur Zeit „moderne“ esoterische und mystische Praktiken beschrieben und beurteilt werden, die nun auch Eingang in evangelikale Kreise finden, kann dieses aktuelle, informative Buch mit Stichwortregister auch als Nachschlagewerk und Orientierungshilfe benutzt werden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Bühne
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: CLV Christliche Literatur-Verbreitung
  Jahr: 2010
  ISBN: 978-3866992269
  Seiten: 224
 €    Preis: 6,90 Euro
Buch-Rezension: Gefährliche Stille! - Wie die Mystik die Evangelikalen erobern will

Gefährliche Stille!

Autor:

Das Jahr der Stille geht seinem Ende entgegen. Noch knappe drei Monate und dann darf es wieder lauter werden. Nun ja, vielleicht nicht lauter, aber zumindest wird das Thema in der evangelikalen Öffentlichkeit nicht mehr so breit behandelt. Wer sich auf der Seite des Medienkonzerns SCM umschaut, entdeckt dutzende neue Bücher und Accessoire zur Stille. Interessant in diesem Zusammenhang, dass das einzige Buch, welches sich kritisch mit dem Thema befasst, von SCM boykottiert wird. Grund genug, dass Buch näher anzuschauen …

Das Buch besteht aus 7 eigentlichen Kapitel und zwei Anhängen. Verfasst haben die Beiträge verschiedene Autoren des Maleachi-Kreises.

Einleitend beginnt Ulrich Skambraks mit der Feststellung, wie akut notwendig Stille in unserem Leben geworden ist. Unser Leben läuft immer schneller an uns vorbei. Ruhepausen sind „unproduktive“ Zeitdiebe und haben wenig Chancen in unserem täglichen Dasein. Deshalb raten Psychotherapeuten dazu, das Leben zu „entschleunigen“, also zu verlangsamen.

Weiter beschreibt er die Projektidee hinter dem „Jahr der Stille“. Den Startschuss, den Leitungskreis und das Ideenheft zum „Jahr der Stille 2010“. Besonders dem Ideenheft und den Personen und Überzeugungen, die im Heft vertreten sind, widmet Skambraks seine Aufmerksamkeit.

Im zweiten Kapitel „Trügerische Stille…“ beginnt Wolfgang Nestvogel mit einer Vorstellung:

Ein „normaler Evangelikaler“ aus dem Jahr (sagen wir) 1976, treues Mitglied einer Landeskirchlichen Gemeinschaft oder freien Gemeinde, regelmäßiger Teilnehmer an Veranstaltungen der Evangelischen Allianz, fällt plötzlich in ein Koma. Er bekommt nicht mit, was sich in den folgenden Jahrzehnten innerhalb der christlichen Szene in Deutschland verändert. Im Jahr 2010 wacht er wieder auf, besucht wie in früheren Jahren den Gottesdienst seiner Gemeinde, erfährt von aktuellen Angeboten der jetzigen Evangelischen Allianz, erhält Einladungen zu Kongressen von Willow Creek und Emerging Church, bekommt ein Abonnement der Zeitschrift Aufatmen und hört begeisterte Vorberichte von den geplanten Aktionen zum Jahr der Stille. Ich wage zu behaupten: Dieser Mensch findet sich nicht mehr zurecht.“ S. 81

Diese Vorstellung macht die große Wandlung deutlich, die die evangelikalen in den letzten 40 Jahren durchlebt haben. Nestvogel bemüht sich um Ursachenforschung. Dabei nennt er drei wesentliche Gründe:

1. Der verlorene Kompass (der Verlust der Verbindlichkeit in der Lehre)

2. Der verlorene Mut

Nicht alle verkennen das inhaltliche Problem beim Jahr der Stille.

Eigentlich müssten diese Einsichtigen jetzt aktiv werden. Sie müssten in ihrem Umfeld, in ihrer Gemeinde, in ihrem Hauskreis durch solide Information und faire Erläuterungen auf die Problematik des Projektes hinweisen. Sie müssten sich erkennbar positionieren. Hier verlässt viele der Mut. Auch mancher, der in den evangelikalen Reihen Vertrauen genießt und sich durch einen treuen Dienst in vielen Jahren bewährt hat, äußert sich nicht (mehr), obwohl er öffentlich Gehör finden würde. Die Suche nach den Gründen bleibt spekulativ. S. 90

3. Die verlorene Gemeinschaft

Umso dringender wird das Anliegen einer neuen, bibeltreuen Sammlungsbewegung, wie immer man sie auch nennen mag. Wenn nicht jetzt, wann dann? S. 95

Roland Antholzer gibt einen Einblick in das Spannungsfeld zwischen „Couch und Kreuz“. Also Psychologie und christlicher Seelsorge.

In den Kapiteln „Stille in der Bibel“ und „Stille mit der Bibel“ geben die Autoren biblische Anleitung um Stille und Ruhe in Gott zu finden. Dabei fällt Eberhard Platte mit seinem positiven Umgang mit dem Stillejahr auf.

Laufen wir nicht vor der Stille weg, sondern lernen es neu, vor Gott und in der Beschäftigung mit seinem Wort zur Ruhe zu kommen. S. 130

Johannes Pflaum gibt dabei in „Stille mit der Bibel“ Hilfestellung, wie das gelingen kann.

Eine Hilfe zum besseren Verständnis können einfach Fragen zum Text sein. Beispielsweise der sogenannten POTZEK-Schlüssel. Um welche Personen geht es in diesem Text? An welchem Ort handelt der Text? Was ist das Thema das Textes? In welche Zeit gehört der Text? Welche Ereignisse finden statt? Und was ist der Kern des Textes? […] All dies wird zum Gewinn, wenn wir es mit einer inneren betenden Haltung tun, mit dem Wunsch, dass unser Herr selbst durch sein Wort zu seinem Knecht oder seiner Magd spricht. S. 140

Als Leiter der Emmaus-Fernbibelschule gibt Martin Vedder praktische Anleitung zum erhörlichen Gebet. Zu oft sind wir gerade was das Gebet angeht einem Irrglauben erlegen. Vedder zeigt dabei auf, was erhörliches Gebet verhindern kann und wie erhörliche Gebete zustande kommen.

Im siebten Kapitel erzählt Lothar Schäfer von seinem persönlichen „Jahr der Stille“. Dabei geht es um eine schwere Krankheit, die er auskurieren musste. Dies zwang ihn zu mehr Stille und Ruhe in seinem Leben.

In den beiden Anhängen geht Ulrich Skambraks auf die Themen „Bibel und Anbetungstanz“ und „Das Herzensgebet“ ein.

Mehrere Autoren waren an diesem Buch beteiligt. Und so unterschiedlich die Themen sind, so auch der Schreibstil. Ganz besonders gut hat mir „Trügerische Stille…“ von Wolfgang Nestvogel gefallen. Auch Martin Vedder hat eine besonders gut lesbaren Beitrag geschrieben. Etwas anspruchsvoller, auch von der Materie, ist „Zur Ruhe kommen – auf der Couch oder am Kreuz?. Insgesamt aber gut geschrieben. Und das Cover in weiß sieht klasse aus.

Der Herausgeber dieses Buches ist der Maleachi-Kreis. Sich selbst beschreibt sich dieser Zusammenschluss als „ein Arbeitskreis für Glaubensstärkung in Lehre und Leben.“ Zum Kreis gehören „bibeltreue Verantwortliche aus dem evangelikalen Raum“. Es ist zu vermuten, dass die Verantwortlichen aus diesem losen Verbund weitere Bücher herausgeben werden.

Ich muss zugeben, dass ich nicht ohne Vorurteil mit der Lektüre begann. Vor einigen Jahren besuchte ich einen Maleachi-Tag im Bibel-und Erholungsheim Hohegrete. Der Tag blieb mir positiv in Erinnerung. Durch Besuche der „Endzeit aktuell“-Thementage im gleichen Hause hörte ich Vorträge zum Thema Mystik und Evangelikale.

Somit betrachtete ich das offizielle Heft zur Stille kritisch, als es bei mir per Post einging.

Dieses Buch muss als wertvolles Buch bezeichnet werden. Es ist bedauerlich, dass der größte christliche Verlagsverbund SCM dieses Buch boykottiert. Denn lieblose Kritik ist hier nicht zu finden. Ganz im Gegenteil. Es hat mich zudem positiv überrascht, dass nicht nur Kritik geübt wird, sondern auch mehrere erbauliche Beiträge zur Stille und Gemeinschaft mit Gott zu finden sind.

Ich wünsche mir, dass die „normalen Christen“ sich durch die Bevormundung der SCM nicht abhalten lassen, ein eigenes Urteil zu bilden. Und dieses Buch lesen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Alexander Rempel
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: CLV Christliche Literatur-Verbreitung
  Jahr: 2010
  ISBN: 978-3866992269
  Seiten: 224
 €    Preis: 6,90 Euro