Geborgen in Ihm
Autor: Richard Sibbes
Gerne wünscht man es sich als Christ, in allen Lebenslagen stark zu sein und auch dann nicht einzuknicken, wenn wirklich alles schief läuft. Andererseits begegnet man immer wieder Christen, die mutlos, enttäuscht und manchmal sogar frustriert die Hoffnung aufzugeben scheinen, weil sie kraftlos geworden sind. Dafür kann es verschiedene Gründe geben: eigenes Verschulden und eigene Sünde, Enttäuschung, Krankeheiten, Burn-Out oder Depressionen. Wo findet man in solchen Situationen für sich selbst und für Andere Hilfe, die wirksam aus der Not führt? Richard Sibbes hatte wohl solche Situationen vor Augen, als er das Buch „Geborgen in ihm“ schrieb. Der englische Titel „The Bruised Reed“ (Das geknickte Rohr) verrät mehr über den Inhalt, vorausgesetzt man erkennt in dem Titel ein Bibelzitat. Denn es geht in diesem Buch tatsächlich im Wesentlichen nur um den einen Vers aus Matthäus 12,20 (zitiert aus Jes 42,3): „Ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführe zum Sieg.“ Der erste Gedanke, der mir kam, als ich erfuhr, dass das gesamte Buch eine Auslegung nur eines Verses ist, war: Wird das nicht etwas langwierig knapp 150 Seiten nur über das Gleiche zu lesen? Kann man denn zu diesem Satz wirklich so viel schreiben? Gleichzeitig kamen mir andere Bücher von Puritanern und anderen begnadeten Autoren und gesegneten Männern in den Sinn, die eine ähnliche Strategie hatten, und von deren Büchern ich sehr gesegnet wurde. Also las ich gespannt weiter. Wie es mir dabei erging, erfährst du zum Schluss. Zunächst etwas zum Inhalt. Das Buch besteht aus insgesamt 16 Kapiteln mit folgendem roten Faden: Sibbes schreibt, dass es zwei Möglichkeiten gibt ein gekicktes Rohr oder ein glimmender Docht zu sein. Wir sollten uns das entweder als einen Zustand vorstellen, „in welchen Gott uns bringt, oder als eine von uns zu erfüllende Pflicht“ (S. 37). Es ist auf gar keinen Fall ein Zustand, in dem wir unsere Schwachheit entschuldigen oder unsere Christenpflichten bewusst vernachlässigen. Vielmehr sollte uns in diesem Zustand die Sünde verhasster werden und gleichzeitig sollten wir an der Wahrheit festhalten, „dass es in Christus mehr Gnade gibt als es in uns Sünde gibt“ (S. 38). Denn „Petrus verleugnete ihn, doch er verleugnete Petrus nicht“ (S. 45). Kapitel 5 ist besonders wertvoll für Seelsorger aber auch für jeden Christen, der die Verantwortung in der Gemeinde wahrnimmt, und bekümmerten und schwachen Christen helfen möchte. Zum Schluss möchte ich einige Zitate aus den letzten sechs Kapiteln weitergeben. Beim Lesen seiner Ausführungen über den letzten Teil von Mt 12,20 „… bis er das Recht hinausführe zum Sieg„, wurde ich in besonderer Weise gesegnet. Sibbes schreibt sowohl ermutigend und aufbauend als auch herausfordernd und überführend. Mir wurde erneut bewusst, dass Christus nicht nur unser Retter ist, sondern dass wir nur dann glücklich leben können, wenn wir uns ihm als Herrscher unterstellen und ihm in Allem gehorsam sind. Christus möchte in uns „eine absolute Herrschaft“ errichten, „die sich gegen alle Verderbtheit durchsetzt“ (S. 103). Weitere Zitate: „Wenn das Recht Christi in unserer Erkenntnis verankert und folglich durch den Geist Christi in unsere Herzen gebracht worden ist, dann ist es an seinem rechtmäßigen Ort und Thron.“ (S. 114) „Christus als der neue Eroberer ändert die Grundgesetze des alten Adams und errichtet seine eigene Herrschaft.“ (S. 115). „Das Werk Christi in der Kirche und auch in den Herzen der Christen verläuft oft rückwärts, damit es dann umso besser vorwärts geht.“ (S. 120) „Denn was das Herz am meisten mag, das lernt der Verstand am liebsten.“ (S. 126) „Wenn wir nachlässig mit unserer Seele werden, wird Gott unseren Geschmack an den richtigen Dingen durch heftige Leider wiederherstellen. So wurden David, Salomo und Simson wieder zurechtgebracht. Es ist weitaus leichter, den Geschmack an richtigen Dingen beizubehalten als diesen wiederherzustellen.“ (S. 129) „Niemand verachtet menschliche Autorität, sofern er nicht zuerst göttliche Autorität verachtet.“ (S. 130) „Für Satan muss es eine Qual sein, dass ihn ein schwaches Kind, eine Frau, ein gebrechlicher alter Mann durch den Geist des Glaubens in die Flucht schlägt.“ (S. 146) Ich hoffe, dass ich mit diesen Zitaten Interesse für das Buch wecken konnte. Ich habe drei Anläufe gebraucht, um das Buch vollständig durchzulesen. So habe ich die ersten vier Kapitel insgesamt drei Mal gelesen und sehr lieb gewonnen. Die Hürde ab Kapitel 5 habe ich erst nach dem dritten Anlauf genommen. Es kann an mir gelegen haben, dass ich zu wenig Ehrgeiz und Motivation hatte. Es kann aber auch am Inhalt gelegen haben. Ab Kapitel 11 ging es dann interessanterweise sehr zügig und ich fand es schade, dass ich mit dem Buch dann auch schon bald zu Ende war. Wenn es dir ähnlich wie mir ergehen wird, springe einfach zu Kapitel 11 und du wirst das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollen.
Die Rezension/Kritik stammt von: NIMM UND LIES
Kategorie: Seelsorge, Hoffnung, Lebenshilfe