Dschungelkind
Autor: Sabine Kuegler
Die Erzählung dieser ungewöhnlichen Lebensgeschichte fesselt bis zur letzten Seite. Es ist die Lebensgeschichte von Sabine Kuegler, die als Kind eines Missionars und Sprachforschers mitten im Urwald unter dem Stamm der Fayu in West-Papua (Indonesien) aufwächst. Das kleine blonde Mädchen gewinnt Freunde in dem noch kannibalisch lebenden Stamm, erlebt aber auch die Schrecken der Feindschaft zwischen Eingeborenen. Ihre Kindheit im Dschungel von ihrem 5. bis zu ihrem 16. Lebensjahr beschreibt sie mit so viel Liebe, dass man immer wieder lachen muss und manchmal auch eine Träne im Auge hat. Das Buch ist von Anfang bis Ende großartig geschrieben, aber kein eigentliches Missionsbuch, obwohl die Autorin auch den Glauben ihrer Eltern, ihre eigenen Gebete, den Trost des Glaubens und den Frieden beschreibt, der auf den Stamm ausstrahlte. Die Menschen lernten es langsam, zu lieben statt zu hassen, zu vergeben statt zu töten. Das Buch ist vielmehr die Geschichte eines Kulturschocks, den die heute 33-jährige Deutsche erlebte, als sie nach Europa kam. Sie war im Dschungel zu Hause und liebte diese Welt, war ein Teil jenes Stammes und musste als Siebzehnjährige dann auf ein Schweizer Internat. Sie lebte sich in ihrem „neuen Stamm“ ein, erlebte dann aber eine Zeit des völligen Zusammenbruchs. Ihr Vater schrieb damals: „Sabine, ich bete dafür, dass auch du eines Tages in deinem Leben den Frieden und die Freude findest, die du dir so sehr wünschst.“ Dieses Buch zu schreiben, war für die Autorin ein Weg, zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Kuegler räumt gründlich mit dem Bild des „glücklichen Wilden“ auf, wenn sie die von Angst gelähmten Kinder der Fayu schildert, die nicht lachen konnten und nicht wussten, wie man spielt, die tödlichen Auseinandersetzungen, die immer kleiner werdenden Stämme, die Gewalt in den Familien der Eingeborenen, bei denen es nicht selten vorkam, dass ein Mann mit einem scharfen Pfeil auf seine Frau schoss, wenn sie nicht parierte. Kein Wunder, dass Rezensenten, die immer noch naiv glauben, dass man die „glücklichen“ Eingeborenen sich selbst überlassen und den Missionar als Schädling ansehen muss, dies an dem Buch bemängeln. Der Verlag hat das Buch hervorragend ausgestattet mit Karten, schwarz-weiß Fotos, und 16 Farbtafeln. Parallel dazu ist ein von der Autorin besprochenes Hörbuch bei der Deutschen Grammphon GmbH erschienen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
Kategorie: Biografien, Lebensbilder