Buch-Rezension: Die verlorene Kunst des Jüngermachens - Geistliches Wachstum durch das Paulus-Timotheus-Prinzip

Die verlorene Kunst des Jüngermachens

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Was bereitet einem Christen die größte Freude in seinem Leben? LeRoy Eims antwortet: einen Menschen zu Christus führen. Aber, so sagt er, diese Freude könne noch übertroffen werden: „Wenn dieser Mensch, den du zu Christus geführt hast, wächst und sich zu einem hingegebenen, fruchtbringenden, reifen Gläubigen entwickelt, der dann selbst wieder andere zu Christus führt und ihnen genauso weiterhilft“ (17). Dieses Wachsen systematisch zu fördern, darum geht es im vorliegenden Titel. Eims ist offenbar nicht einfach der Überzeugung, dass ein Kind, das in eine funktionierende Familie hineingeboren wird, auch zu einem gesunden und reifen Erwachsenen wird, sondern dass der Wachstumsprozess gezielt begleitet und gefördert werden muss. Im Blick auf die Geburt und das Wachstum des Christen sieht er die Kunst des „Jüngermachens“ als verlorengegangen an. Denn zum Jüngermachen gehört nicht nur Taufe und Bekehrung, sondern auch die Lehre, alles zu halten, was Christus aufgetragen hat. So dreht sich auch ein wesentlicher Teil der praktischen Vorschläge „junge“ Christen zu fördern um das Kennenlernen der Bibel und den täglichen Umgang mit ihr.

Der gehorsame Christ in Bewegung, der Christ, der Christus ehrt, ist das Ziel des Wachstums. Dazu soll ein Christ in die Bedeutung des Wortes Gottes, des Gebets, der Gemeinschaft mit Christen und des Zeugnisgebens eingeführt werden. Dies ist noch einmal in 30 Trainingsziele unterteilt, die im Anhang jeweils mit Bibelstellen, Anweisungen und Literaturvorschlägen zum Weiterstudium ergänzt sind. Dabei hat der Übersetzer das Material des Autors allerdings durch in Deutschland erreichbare Bücher ersetzen müssen.

Jünger zu schulen ist aber entgegen dem ersten Eindruck des Titels noch nicht das ganze Ziel. Das Wachsen soll weitergehen: aus dem Jünger soll ein „Arbeiter“ werden und aus den Arbeitern sollen wenigstens etliche „Leiter“ hervorgehen. Den Zeitplan stellt sich Eims so vor: vom Neubekehrten zum Jünger zwei Jahre – vom Jünger zum Arbeiter zwei Jahre – vom Arbeiter zum Leiter drei Jahre. Damit könnte innerhalb von sieben Jahren ein neuer Leiter heranwachsen.

Man kann in einem Buch von knapp 200 Seiten, von denen rund 80 Seiten dem Thema Jüngerschaft, 40 der Notwendigkeit und dem Heranbilden von Arbeiten und 30 der Ausbildung von Leitern gewidmet sind, nicht sehr viel Praktisches erwarten, zumal zum amerikanischen Stil auch immer eine gute Portion anschaulicher Geschichten gehört.

Trotzdem muss man sagen, dass es Eims gelingt in aller Kürze auf die wesentlichen Aspekte der Notwendigkeit des Wachstum und des Reifens von Christen aufmerksam zu machen. Viel mehr allerdings sollte man auch nicht erwarten. Das vorliegende Buch ist keine Jüngerschaftsschulung oder eine Leiterausbildung. Es macht im Wesentlichen auf ihre Notwendigkeit aufmerksam und gibt hilfreiche Anregungen. Aber an dieser Stelle wird auch deutlich, dass es sich bei dem Buch um eine Übersetzung eines amerikanischen Originals handelt, das rund 30 Jahre alt ist und erst jetzt den Weg auf den deutschen Markt gefunden hat. Inzwischen gibt es im Allgemeinen keinen Zweifel mehr daran, dass Jüngerschafts- und Leiterschulung wichtig sind. Es gibt ein unübersehbares Heer an Büchern unterschiedlicher Qualität zu diesen Themen. Vielleicht liegt darin aber auch wieder das Recht zur Auflage eines solchen Klassikers, der in angenehmer Schlichtheit die wichtigsten Prinzipien zur Förderung geistlichen Wachstums in der Gemeinde zusammenstellt.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Mission, Evangelisation, Evangelistisch

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2005
  ISBN: 3-935558-70-8
  Seiten: 190
 €    Preis: 9,50 Euro